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MAESTRO FILMPLAKAT

Inhalt: Die Geschichte zeigt uns den Komponisten und Dirigenten Leonard Bernstein (Bradley Cooper). Angefangen von seiner Ehe mit Felicia Montealegre (Carey Mulligan) über seine ausgeprägte Sexualität und seine musikalische Leidenschaft.

© Netflix

Film Kritik

In letzter Zeit hat Leonard Bernstein (ausgesprochen „stein“) auf der Kinoleinwand so etwas wie eine Wiedergeburt erlebt. Die Lennaisance begann mit Steven Spielbergs „West Side Story“ (2021) und Bernsteins Musik, setzte sich mit einer Lydia Tár fort, die unter der Anleitung des Meisters Dirigieren studierte, und erreicht nun mit „Maestro“ ihren Höhepunkt.

Bradley Cooper ist Co-Autor ( zusammen mit Josh Singer), Regisseur und Hauptdarsteller einer von Spielberg/Scorsese produzierten Komposition über Bernstein. Der Nachfolger von „A Star Is Born“ ist eine deutlich ehrgeizigere Angelegenheit, die Bernsteins schwierige Beziehung zu den drei tragenden Säulen seines Lebens beleuchtet: seine Frau Felicia Montealegre (Carey Mulligan), seine Bisexualität und seine Musikbesessenheit.

Was auf dem Papier das Porträt eines geplagten Genies ist, entpuppt sich als ein noch überzeugenderes Porträt einer geplagten Genie-Gattin. Bei aller Lobhudelei ist das, was man an Maestro so schnell vergessen sollte, Bradley Coopers Nasenprothese.

Bradley Cooper als Leonard Bernstein in Mastro
© Netflix

Clevere Szenenwechsel und ein filmisches Feuerwerk in Hülle und Fülle

Der erste Teil des Films – von Matthew Libatique in wunderschönem Schwarz-Weiß gedreht und in einem kastenartigen Bildformat von 1,33:1 gehalten – konzentriert sich auf Bernsteins Aufstieg in der Klassikbranche, seine Annäherung an die aufstrebende Schauspielerin Felicia und seine heimliche Beziehung zu einem gewissen David (Matt Bomer).

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Boomer zeigt seine Niedergeschlagenheit in einer herzergreifenden Darstellung, während er Felicia vorgestellt wird. Dabei gibt es ein filmisches Feuerwerk in Hülle und Fülle: eine raffinierte Einstellung, die Bernstein beim Aufstehen aus dem Bett und beim direkten Gang in die Carnegie Hall folgt, mehrere pfiffige Szenenwechsel und eine dynamische Tanzeinlage aus dem von ihm komponierten „Fancy Free“-Ballett, bei der Bernstein und Montealegre in die Choreografie eingebunden werden.

Spätestens mit dem Wechsel zu Farbbildern (und 1.85:1) erlahmt die gestalterische Virtuosität, so als sei sie ein Spiegelbild der sich langsam in Depression verlierenden Felicia. Mit dem Aufschwung seiner Karriere und seinem ständigen, rastlosen umherschweifenden Blick beginnt die gemeinsame Idylle zu bröckeln.

Bradley Cooper als Leonard Bernstein
© Netflix Film

Zwischen eigenwilligen Beziehungen und familiärer Geborgenheit

Das erreicht einen fulminanten Höhepunkt mit einem heftigen Thanksgiving Streit in der New Yorker Wohnung der beiden, ohne den riesigen Snoopy Ballon zu bemerken, der während der Macy’s Parade am Fenster vorbeischwebt.

Doch während sich das Leben von Bernstein und Felicia auf tragische Weise verändert, offenbart die Beziehung auch andere Facetten, wie z. B. den Sinn für familiäre Geborgenheit. Auf bewegende Weise wird hier die Liebe zum Ausdruck gebracht, die den eigenwilligsten Beziehungen zu Grunde liegt, und dabei die Chemie zwischen Cooper und Mulligan geradezu greifbar ist.

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Cooper fügt die Musik Bernsteins nahtlos ein. Man beachte „On The Waterfront„, seine Oper „A Quiet Place“ und eine flotte Adaption des „Prologs“ aus der West Side Story. Doch die stärksten Szenen sind die, in denen der Dirigent seinen Lieblingskomponisten Mahler interpretiert.

So zum Beispiel die Aufführung der fünften Sinfonie in Schwarz-Weiß, bei der die beobachtende Felicia in einer visuellen Metapher von einem expressionistisch wirkenden Schatten eines dirigierenden Bernsteins regelrecht „verschlungen“ wird.

Bradley Cooper dirigiert in Maestro als Leonard Bernstein
© Netflix Film

Carey Mulligan ist der wahre „Maestro“ des Films

Wenn der Film auf Farbe umschaltet, gibt es eine wunderbare Nachbildung der Auferstehungssinfonie, die 1973 in der Kathedrale von Ely aufgeführt wurde. Hier verliert sich Cooper in Bernstein, und Bernstein verliert sich in der Musik. Aber der vielleicht entscheidendste musikalische Moment ist der, als Bernstein völlig ausgelassen in einem Schwulenclub tanzt: ein Mann, der sich endlich einmal in seiner eigenen Haut pudelwohl fühlt.

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Doch obwohl Cooper Bernstein schauspielerisch verkörpert, bringt er ihn als Filmemacher nicht voll zur Geltung. Der Fokus auf die Ehe geht auf Kosten der Auseinandersetzung mit Bernsteins Homosexualität oder Kreativität. Die Balance fühlt sich nicht stimmig an. Möglicherweise auch, weil er eine so sprunghafte Persönlichkeit ist, gelingt es Cooper zu keinem Zeitpunkt, Bernstein zum emotionalen Kern seines eigenen Films zu machen. Das überlässt er seinem Co-Star.

Lasst euch daher nicht vom Filmtitel täuschen. Denn das hier ist eindeutig Mulligans Film (sie steht zu Recht im Mittelpunkt). Mit einer Mischung aus subtiler Gelassenheit und innerer Resilienz ist dies möglicherweise ihre beste Performance. Möglicherweise, wird es ihr auch eine goldenen Statue bei der kommenden Oscar-Verleihung einbringen.

Carey Mulligan in MAestro
© Netflix Film

In der Schlussphase des Films wird es dann emotional erschütternd. Glücklicherweise wirken durch Mulligans Darstellung sogar gängige Film-Klischees authentisch. So läuft Felicia, genervt von Ihrem Mann, voll bekleidet in einen Swimmingpool und setzt sich auch mal im Schneidersitz auf den Boden. Bei allem Talent von Cooper, seine Figur glaubhaft darzustellen, ist am Ende ganz klar, wer der wahre Maestro ist.

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Fazit: Die Geschichte geht nie wirklich unter die Haut und erlahmt im Mittelteil. Dennoch ist sie sehr eindringlich, bietet eine brillante Filmgestaltung, ein paar denkwürdige Szenen und eine überragende Carey Mulligan, die den ganzen Film dominiert.

Film Bewertung 7 / 10

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