Inhalt: Sam (Lupita Nyong’o) ist gerade auf einem Tagesausflug nach New York City, als die Erde von Außerirdischen überrannt wird. Zusammen mit Eric (Joseph Quinn), einem anderen Überlebenden, muss sie versuchen, sich in der Stille einer neuen Welt zurechtzufinden.
Außer seiner schmissigen “ Keiner darf ein Geräusch verursachen“-Prämisse (Vorsicht mit dem Nagel! Raus aus dem Getreidesilo! Du entbindest wirklich in der Badewanne?!), könnte man das Ganze leicht wieder vergessen. A Quiet Place war auch deshalb so effektiv weil die Familie Abbott einem wirklich ans Herz wuchs und man mit ihr mitfühlte.
Das Herzstück des Originals waren die trauernden Eltern (John Krasinski und Emily Blunt), sodass das Spin-off A Quiet Place: Tag Eins – das zum ersten Kontakt der Menschheit mit den auditiv weiterentwickelten Außerirdischen zurückführt – Lücken stopfen muss. Dabei wird nicht nur das stimmungsvolle Post-Apokalyptische- Setting des ersten Films und des zweiten Teils von 2021 ausgelassen, es wird auch komplett auf den Abbott-Clan verzichtet.
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Genau in diese Lücke platzt Drehbuchautor und Regisseur Michael Sarnoski (Pig) herein. Hier übernimmt er die „Zügel“ von Krasinski – mit einem neuen Hauptdarstellerpaar, mit dem sich das Publikum im Laufe eines extrem miesen Tages in New York verbunden fühlen soll.
Eine verlockende Kulisse für einen „A Quiet Place“-Film. Wie der Anfangstext verrät, erreicht der Trubel im Big Apple eine Lautstärke von 90 Dezibel. Dies ist vergleichbar mit einem permanent lauten Schrei.
Die Chemie zwischen den beiden Hauptfiguren funktioniert nicht immer wie gewünscht
Mit Lupita Nyong’o ist die Hauptfigur Sam gut besetzt. Bereits in Jordan Peele’s „Wir“ hat sie gezeigt, dass sie das Zeug zum „Horror“ hat. Wir lernen schnell, dass Sam eine Krebspatientin im Endstadium ist – eine Entwicklung, die reichlich Zündstoff für den Film bereithält.
Denn in gewisser Weise geht es in „Tag Eins“ darum, dass die Auseinandersetzung mit dem Ende des eigenen Lebens gleichbedeutend mit der Auseinandersetzung mit dem „Ende der Welt“ selbst ist. Da ihre Tage gezählt sind, unterscheidet sich Sams Motivation deutlich von der herkömmlichen Survival-Filmkost. Ihr Weg durch die Stadt führt sie zu Eric (Stranger Things 4- Durchstarter Joseph Quinn), einem Briten, der der Stadtapokalypse genauso hilflos gegenübersteht.
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Joseph Quinn vermittelt eine sympathische Persönlichkeit, ohne dabei kitschig zu wirken. Doch die sich daraus entstehende Chemie zwischen Eric und Sam kann nicht immer punkten. In einer der besten Szenen des Films lesen die beiden Gedichte und warten auf das Donnergrollen, damit sie ihre Ängste in Richtung Himmel schreien können.
Der Schauplatz New York liefert keine neuen Einsichten
In einem anderen Leben wäre den Beiden eine Before Sunrise-ähnliche Verbindung sicher gewesen. Dass sie es nie hinbekommen werden, ist umso deprimierender – zumindest laut Drehbuch. Denn genau diese Emotionalität fesselt nicht so, wie es sich die Autoren womöglich gewünscht haben.
Nicht so ansprechend sind auch die Sequenzen des Alien-Angriffs: Sie sind zwar durchaus solide inszeniert und immer noch spannungsgeladen, doch die Quiet Place- Rezeptur – leise-leise-geräuschlos-laufen! – fühlt sich zunehmend ausgelutscht an. NYC ist zwar ein großartiger Spielplatz für das Ende aller Tage (der erste Angriff erinnert an Spielbergs „Krieg der Welten“), aber die Versatzstücke haben nicht viel Neues anzubieten.
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Aber bei aller Vertrautheit (ein abschließender „Teil III“ dürfte das Ende markieren), wird „Tag Eins“ bei Sarnoski zum intimen Charakterdrama, das zufällig auch ein „A Quiet Place“-Film ist. Dies ist ein weiterer Beweis dafür, dass in der Kino-Welt der einzige Körperteil, der wichtiger ist als die Ohren, doch das Herz ist.
Fazit: Lupita Nyong’o und Joseph Quinn sorgen mit ihren Auftritten für einen soliden A Quiet Place-Beitrag. Es ist eine überraschend einfühlsam erzählte Geschichte über das Ende der Welt, die sich auf einem neuen Schauplatz bewegt, der wiederum keine neuen Erkenntnisse liefert.
Film Bewertung 6.5 / 10