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NIGHT SWIM POSTER

Inhalt: Der Baseball-Profi Ray Waller (Wyatt Russell), der an Multiple Sklerose erkrankt ist, muss seine Karriere beenden. Als er und seine Familie in ein neues Haus mit einem Swimmingpool einziehen, unterstützt das natürlich vorkommende Quellwasser seine Genesung. Doch unter der Oberfläche lauert etwas Böses.

© 2023 Universal Studios. All Rights Reserved

Film Kritik

Es liegt in der Natur der Sache, dass ein Swimmingpool-Horror – ein zugegebenermaßen eher unbedeutendes Subgenre – eigentlich nicht funktionieren sollte. Wie oft müssen die Charaktere ins Wasser ein- und wieder auftauchen, bevor es für den Zuschauer nervtötend wird, oder das volle Gruselpotenzial ausgeschöpft ist?

Daher Hut ab vor Filmemacher Bryce McGuire, der die Möglichkeiten einer solch scheinbar begrenzten (und abgedroschenen) Prämisse bestmöglich ausschöpft. Sein Spielfilm-Debüt Night Swim enthält einige kreative Schreckensszenarien und macht aus seinem 2014 gedrehten Kurzfilm einen weitgehend zufriedenstellenden Film mit Popcorncharakter.

Zwar ist ein Pool in einem gewöhnlichen Innenhof nicht unbedingt angsteinflößend, allerdings sorgen McGuire und sein Kameramann Charlie Sarroff (Smile) mit einer klaren, stilsicheren und auf Wasser ausgerichteten Bildsprache für ein gewisses Maß an Unbehagen, indem sie die Eigenschaften des Wassers nutzen, um die Bilder durch mulmige Effekte, Lichtreflexe und Spiegelungen zu verzerren. Das ist äußerst wirkungsvoll.

Amélie Hoeferle als Izzy Waller in Night Swim
Amélie Hoeferle als Izzy Waller in Night Swim © 2023 Universal Studios. All Rights Reserved

Entscheidend für die Wirkung des Grusels ist, dass man sich für die Figuren interessiert

Sobald die Kamera knapp über dem Wasser liegt, ist man gespannt auf das, was sich darunter verbirgt. Und wann immer die Kamera untertaucht, scheint die Wasseroberfläche plötzlich kilometerweit entfernt zu sein. Das ist besonders in den Momenten der Fall, in denen der Pool als ein riesiger, endloser Ozean dargestellt wird.

Der scheinbar beschränkte Handlungsort wird zum Spielplatz für ein paar gute Sequenzen: ein Münztauchspiel im Wasser; eine Poolparty voller potenzieller Opfer; eine hormongesteuerte Runde Marco Polo, die aus dem Ruder läuft und so die halb-erkennbaren Gestalten anlockt. Entscheidend für die Wirkung des Grusels ist, dass man sich für die Figuren interessiert, die sich ins Wasser stürzen. Und das gelingt McGuire definitiv. Die Familie Waller ist gelungen gestaltet, insbesondere Wyatt Russell als Vater Ray.

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Ein Mann, der bereits zu ersaufen droht, bevor er überhaupt einen Fuß in den Pool gesetzt hat. Er macht sich Gedanken über seine Zukunft, während sich seine MS-Symptome verschlimmern. Er ist nicht bereit, sich voll und ganz auf das Familienleben einzulassen, sondern hofft seine Karriere als aufstrebender Baseballspieler fortsetzen zu können, obwohl sein Körper etwas völlig anderes sagt.

Wyatt Russell als Ray Waller in Night Swim
Wyatt Russell als Ray Waller in Night Swim © 2023 Universal Studios. All Rights Reserved

Der Abstecher im letzten Akt, um die Hintergründe des gespenstischen Treibens zu ergründen, ist überflüssig

Auch Kerry Condon verleiht ihrer Rolle als Mutter Eve beträchtliches Einfühlungsvermögen. Sie schwankt zwischen den nicht zu leugnenden Fortschritten, welche Ray mit seiner Wassertherapie bereits gemacht hat, und den gespenstischen Visionen, die sie im Schwimmbecken durchmacht.

Es ist eine unkomplizierte, aber gelungene Charakterdynamik, die mit dem übernatürlichen Treiben gut zusammenpasst. Jedes Mal, wenn Ray, Eve oder ihre Kinder Izzy (Amélie Hoeferle) und Elliot (Gavin Warren) ins Wasser gehen, wird das den Zuschauer nicht kalt lassen.

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Night Swim plätschert so unaufgeregt dahin, dass die Momente, in denen er abzusaufen droht, besonders auffallen. Der Abstecher im letzten Akt, um die Hintergründe des gespenstischen Treibens zu ergründen, ist überflüssig, bietet eine schwammige Mythologie und einen Grusel, der nicht an die Wirkung des Swimmingpools heranreicht.

Und die bis dahin interessante Familiengeschichte wird durch ein unpassendes Ende mit einem unverdienten Wechsel Richtung düsterer Mystery, welcher einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt, völlig zunichte gemacht. Doch es sagt schon eine Menge über den Rest des Films aus, dass er diese Ausrutscher im dritten Akt gut wegsteckt.

Amélie Hoeferle als Izzy Waller in Night Swim, als Bryce McGuire.
Amélie Hoeferle als Izzy Waller in Night Swim, als Bryce McGuire. © 2023 Universal Studios. All Rights Reserved

Night Swim punktet mit stilvoller Kameraführung und gutem Sounddesign

Im Großen und Ganzen ist Night Swim ein solides Debüt von McGuire, das sich an ES, The Shining, Der weiße Hai und Poltergeist anlehnt, dabei aber gleichzeitig eigenständig bleibt.

Es ist auch ein Vorbote für die künftige Zusammenarbeit zwischen Blumhouse und James Wans Produktionsfirma Atomic Monster, die sich darauf konzentrieren, künftig ihre Kräfte zu bündeln.

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Dank einiger pfiffiger Einlagen, stilvoller Kameraführung, gutem Sounddesign (Unterwassergeräusche, panikartiges Planschen und knarzende Sprungbretter) und überzeugenden schauspielerischen Leistungen, verdient der Film das „Horror-Seepferdchen“-Gruselabzeichen.

Fazit: Mal ganz vom letzten Akt und einigen Längen im Mittelabschnitt abgesehen, ist der Film ein solider Horror-im-Pool Film, der Bryce McGuire zu einem Filmemacher macht, den man im Auge behalten sollte. Für die Angsthasen unter euch: bringt lieber Schwimmflügel mit.

Film Bewertung 5 / 10

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