Genre: Komödie / Krimi-Mystery | Produktion: USA 2022 | Laufzeit: ca. 98 Minuten | Regie: Tom George
Mit: Ruth Wilson, Shirley Henderson, Sam Rockwell, Saoirse Ronan, Adrian Brody, Harris Dickinson, David Oyelowo, Reece Shearsmith, Pearl Chanda, Sian Clifford u.a
Inhalt: „The Mousetrap“ ist ein Suspense-Bühnenhit im Londoner West End der 50er Jahre und es dauert nicht lange bis Hollywood an der Bühnentür anklopft. Der arrogante amerikanische Regisseur Leo Kopernick (Adrien Brody) soll den Krimi verfilmen. Doch die Pläne für die Verfilmung finden ein jähes Ende als Leo Kopernick ermordet wird.
Um den Mörder zu finden, müssen der zynische Scotland-Yard-Detektiv Inspektor Stoppard (Sam Rockwell) und die ambitionierte Newcomerin Constable Stalker (Saoirse Ronan) ihre persönlichen Differenzen hinter sich lassen und finden sich in der glamourösen, schmutzigen Theaterwelt wieder in einem rätselhaften Vexierspiel aus Lüge und Wahrheit.
See How They Run basiert auf einer einfachen, aber köstlichen Prämisse: ein Krimi, der in einem echten Krimi steckt, in diesem Fall Agatha Christies The Mousetrap. Dadurch hat Tom Georges Film nicht nur zahlreiche Genres, die er persiflieren kann.
Er ist ein Backstage-Theaterstück, ein Krimi-Potpourri und ein Ermittlungsverfahren, die alle in eine Farce verpackt sind, und bietet eine bewusste, selbst referentielle Note, die die Konventionen des Kriminalstücks in den Vordergrund stellt. Es funktioniert zwar nicht völlig, doch der Film ist flott, humorvoll und nicht selten stilvoll, was vor allem durch die großartigen Leistungen von Sam Rockwell und Saoirse Ronan gekrönt wird.
Menschliche Dinge schafft es leider nicht seine Ideen vollständig auszubauen
Das Drehbuch von Mark Chappell versteht es, die verrückte Geschichte liebevoll mit realen Versatzstücken aus der britischen Film- und Theatergeschichte zu verbinden. Dazu gehört vor allem die wenig bekannte Tatsache, dass Christie (kurzzeitig verkörpert von Shirley Henderson) in ihren Mousetrap-Vertrag eine Klausel einfügte, die besagte, dass eine Verfilmung erst sechs Monate nach dem Ende der Aufführung des Stücks gedreht werden durfte.
Drehbuch mit Meta-Qualität
Dieses Detail liefert ein glaubwürdiges Motiv für eine Reihe interessanter Figuren, die entweder die Bühnen- oder die Filmversion sabotieren wollen, indem sie den Filmregisseur Leo Köpernick (Adrien Brody, der auch als Erzähler auftritt) hinter der Bühne des Ambassador ermorden.
Auf der Theaterseite stehen Petula ‚Choo‘ Spencer (Ruth Wilson), der Schauspieler Richard Attenborough (ein großartiger Harris Dickinson) und Sheila Sim (Pearl Chanda). Zu den mutmaßlichen Verdächtigen gehören der Medienmogul John Woolf (Reece Shearsmith, der den eigentlichen Produzenten von The African Queen spielt), seine Frau Edana Romney (Sian Clifford) und der gefeierte (und überschätzte) Drehbuchautor Mervyn Cocker-Norris (David Oyelowo).
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Die Darsteller stürzen sich mit Elan in das Chaos, aber das Krimi-Element verliert schließlich die Bodenhaftung und die Auflösung ist wenig befriedigend. Das Drehbuch hat eine Meta-Qualität -Rückblenden werden bemängelt, als ein altmodisches Mittel, welches zu einer Titelkarte “ Drei Monate zuvor“ zusammengeschnitten wird – und manchmal fühlt es sich zu sehr nach Augenzwinkern an.
Wortspiele der alten Schule und starke Gags
Daher funktioniert See How They Run am besten, wenn er sich auf Wortspiele der alten Schule, visuelle Spielereien und starke Gags stützt („Aus welchem Teil Frankreichs kommst du?“ „Belgien“). Regiedebütant Tom George hat sich an der BBC Three-Mockumentary This Country die Zähne ausgebissen – Charlie Cooper taucht hier als alberner Platzanweiser auf -, zeigt hier aber mehr Ehrgeiz.
Der Stil erinnert ein wenig an Wes Anderson (The Grand Budapest Hotel) und die markanten Schnitte an Edgar Wright. Doch George macht sich den Film zu eigen, indem er die verschiedenen Atmosphären des London der 50er Jahre geschickt in den Mittelpunkt rückt und die Dinge in einem guten Tempo vorantreibt. Aber die wahre Freude des Films ist die Beziehung zwischen den ermittelnden Polizisten, Sam Rockwells zynischen Stoppard (es gibt einen Running Gag über Polizisten, die nach Theaterautoren benannt sind) und Saoirse Ronans Frischling WPC Stalker.
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Rockwell verleiht dem Inspektor den Charme eines Walter Matthau, doch Ronan glänzt am meisten als übereifrige Polizistin, die sich an die Regeln hält, begeistert von den Verdächtigen ist und nicht alles für bare Münze nimmt. Die beiden sind ein so unterhaltsames Duo, dass weitere Ermittlungen mit Stoppard und Stalker sehr willkommen wären.
Fazit: Der Film funktioniert eher als schräger Beziehungsfilm statt als Mordkrimi. Aber See How They Run ist der Whodunnit schlechthin, mit vielen Lachern, einer Menge Stil und einer erstklassigen Besetzung, die mit viel Elan bei der Sache ist. Außerdem bestätigt er Saoirse Ronan erneut als Komödienstar.
Film Bewertung: 7 / 10
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