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A Haunting in Venice -Filmposter

Inhalt: Der Detektiv Hercule Poirot (Kenneth Branagh) hat sich nach Venedig zurückgezogen. Seine langjährige Freundin Ariadne Oliver (Tina Fey) bittet ihn, die charismatische Hellseherin Mrs. Reynolds (Michelle Yeoh) zu überprüfen – und eröffnet damit einen neuen Fall.

Kenneth Branagh als Hercule Poirot
Kenneth Branagh als Hercule Poirot in 20th Century Studios‘ A HAUNTING IN VENICE. Photo courtesy of 20th Century Studios. © 2023 20th Century Studios. All Rights Reserved.

Film Kritik

Der Vorteil und zugleich die größte Schwachstelle der Poirot-Filme ist, dass man genau weiß, was man bekommt. Der Zeitraum und die Tonalität sind so festgelegt, dass man eine frische und hochkarätige Auswahl an Verdächtigen und einen anderen Drehort braucht, um sich vom Vorgänger zu unterscheiden (wie bei z.B, Bond, Fast & Furious).

Ein großes Lob also an Kenneth Branagh, der diesem Film ein überraschend anderes Flair eingehaucht hat, obwohl er alle erforderlichen Elemente beibehält. Die erste kleine Änderung, die Branagh und der Autor Michael Green vorgenommen haben, ist die Zeitspanne: Im Gegensatz zum traditionellen Agatha-Christie-Setting der Zwischenkriegsjahre spielt die Geschichte im Jahr 1947.

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Poirot (Branagh) hat sich von der Detektivarbeit verabschiedet, sehr zum Leidwesen vieler vermeintlicher Klienten, die abends vor seiner Tür campieren und von seinem Leibwächter Portfoglio (Riccardo Scamarcio) vertrieben werden. Doch als seine Freundin und Krimiautorin Ariadne Oliver (Tina Fey) auftaucht, wird er zur Rückkehr bewegt.

Sie möchte, dass er die Arbeit der Hellseherin Mrs. Reynolds (Michelle Yeoh) entlarvt, welche eine Halloween-Séance im heruntergekommenen Palazzo der trauernden Operndiva Rowena Drake (Kelly Reilly) arrangiert hat. Der Plot ist nicht nur mit Mordfällen, sondern mit möglicherweise paranormalen Ereignissen angereichert, die nicht dem klassischen Krimi entsprechen. Und Poirot hat Mühe, zwischen Geist und Wirklichkeit zu unterscheiden.

(vorne, L-R): Jude Hill als Leopold Ferrier, Camille Cottin als Olga Seminoff, Michelle Yeoh als Mrs. Reynolds, Jamie Dornan als Dr. Leslie Ferrier, and Kyle Allen als Maxime Gerard in A Haunting in Venice
(vorne, L-R): Jude Hill als Leopold Ferrier, Camille Cottin als Olga Seminoff, Michelle Yeoh als Mrs. Reynolds, Jamie Dornan als Dr. Leslie Ferrier, und Kyle Allen als Maxime Gerard in 20th Century Studios‘ A HAUNTING IN VENICE. Photo courtesy of 20th Century Studios. © 2023 20th Century Studios. All Rights Reserved.

Ungewöhnliche Blickwinkel, düsteres Setting und der Verzicht auf CGI, sind das große Plus des neuen Films von Kenneth Branagh

Um das Unheimliche zu betonen, lässt Branagh seiner langjährigen Vorliebe für einen ungewöhnlichen Blickwinkel freien Lauf, lässt die Kamera in alle möglichen Richtungen schwenken und sucht die unheimlichsten Ecken des sturmgepeitschten Palazzos, während Kameramann Haris Zambarloukos für die passende, düstere Beleuchtung sorgt. Ein großes Plus bieten die eingesetzten Kamera-Linsen, dass drehen On-Set (inklusive wunderbarer Drohnen-Aufnahmen über den Dächern von Venedig) – und der Verzicht auf CGI Spielereien.

Rund um Branaghs Poirot gibt es eine bunt-gemischte Besetzung. Tina Fey verleiht ihrer Figur eine überdrehte Note, während Kelly Reilly sowohl sensibel als auch verzweifelt wirkt. Und Michelle Yeoh hat nicht viel mehr zu tun, als sich gekonnt in Szene zu setzen, vage unheilvolle Aussagen zu machen und sowohl von Poirot als auch von Ariadne Oliver gekränkt zu werden.

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Das Wiedersehen zwischen Jamie Dornan und Jude Hill (Belfast) bietet letzterem mehr Spielraum, obwohl Dornan als an PTBS leidender Veteran angemessen angespannt ist. Im Grunde läuft es immer darauf hinaus, dass die Überlebenden sich zu einer spektakulären Auflösung zusammenfinden und eine Erklärung geliefert wird, die man nur schwer erahnen konnte. Es gibt Sachen, die sind eng mit der Figur des Hercule Poirot verbunden – und wir wollen nicht, dass dieser olle Knochen all zu viel Neues einführt.

Denn wenn man sich zu sehr um Veränderungen bemüht, landet man irgendwann bei der Hintergrundgeschichte seiner Gesichtsbehaarung und ähnlichen Verrücktheiten. Allerdings ist der neue Ansatz, düstere Christie-Romane hemmungslos umzuschreiben, durchaus vielversprechend.

Fazit: Für Horrorfans mag es zu harmlos sein, doch der Gothic-Twist funktioniert erstaunlich gut – auch wenn alles andere für den belgischen Detektiv zur Tagesordnung gehört.

Film Bewertung 6.5 / 10

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