AVENGERS: SECRET WARS

Marvels Cinematic Universe steht vor einem Wendepunkt. Kevin Feige, der Mastermind hinter dem milliardenschweren Franchise, hat erste Hinweise gegeben, wie sich die „Multiverse Saga“ mit Avengers: Secret Wars auflösen dürfte. Im Zentrum steht die Idee eines „Soft Reboots“: Das MCU wird nicht gelöscht, sondern neu geordnet – durch eine singuläre Zeitlinie, die alle bisherigen Handlungsstränge zusammenführt und gleichzeitig Raum für neue Versionen ikonischer Helden schafft.

Dabei greift Feige auf eine der ambitioniertesten Comic-Vorlagen der letzten Dekade zurück: Secret Wars (2015) von Jonathan Hickman. Diese Geschichte diente nicht nur als Abschluss des Marvel-Comic-Multiversums, sondern auch als Plattform für eine radikale Erneuerung. Genau das steht nun offenbar auch dem MCU bevor.

Battleworld und das Multiversum im Chaos

In den Comics kollidieren die Paralleluniversen des Marvel-Multiversums, wodurch unzählige Realitäten ausgelöscht werden. Was bleibt, ist Battleworld – ein aus Fragmenten zusammengesetzter Planet, regiert von niemand Geringerem als Dr. Doom, der mithilfe der Beyonder-Kraft ein gottähnliches Regime errichtet. Im MCU entspricht diese Phase dem zunehmenden Chaos, das sich durch Serien wie Loki, WandaVision, What If…? und Filme wie Doctor Strange in the Multiverse of Madness oder Ant-Man and the Wasp: Quantumania entfaltet. Es ist mittlerweile bekannt, dass eine neue Variante von Doom (Robert Downey Jr. ) selbst dieses Chaos nutzt, um Kontrolle über die Realität zu gewinnen.

Im Marvel-Universum gibt es kaum eine dramatischere Begegnung als die zwischen Dr. Doom und dem Beyonder. Beide Charaktere prallen erstmals im legendären Comic-Event Secret Wars (1984) aufeinander. Der Beyonder, eine nahezu allmächtige Entität, erschafft den Planeten Battleworld, um die edelsten und dunkelsten Seiten der Menschheit zu erforschen. Hier versammelt er Superhelden und Superschurken, um sie in einem existenziellen Wettstreit zu beobachten. Victor von Doom erkennt sofort das Potenzial dieser Situation. Mit seiner gewohnten Mischung aus Intelligenz, Ehrgeiz und Skrupellosigkeit stiehlt er zunächst die Macht von Galactus und schließlich sogar die des Beyonders selbst.

Für kurze Zeit herrscht Doom als gottgleiches Wesen über das Marvel-Universum. Er verändert Realitäten nach Belieben, erschafft neue Reiche (Domänen) – und schreibt Geschichte um. Doch Dooms Macht ist instabil. Durch eine List des Superschurken Klaw, verliert Doom die Kontrolle. Der Beyonder erlangt seine Kraft zurück, Battleworld zerfällt. Dooms Griff nach der Ewigkeit endet mit seiner Rückkehr zur Menschlichkeit.

Secret Wars
© Marvel Studios

Wiederholung in „Secret Wars“ (2015)

Im 2015er Comic-Reboot erleben wir eine Weiterführung dieses Konflikts auf höherem Niveau: Doom tötet Beyonder, absorbiert seine Macht und errichtet ein neues Battleworld. Unterstützt von Molecule Man und Doctor Strange fungiert er als „Gottkaiser Doom“. Doch Reed Richards bringt ihn zu Fall – durch moralische Integrität, Intelligenz und seinen Glauben an das Gute. Erneut bleibt Doom am Ende allein. Die Allmacht war nie für ihn bestimmt. Was Kevin Feige für Avengers: Secret Wars andeutet, lässt sich fast 1:1 mit dieser Vorlage vergleichen.

Das aktuelle MCU-Multiversum ist wie Battleworld: überfrachtet, instabil und nicht länger kontrollierbar. Eine gottgleiche Figur (Dr.Doom) wird versuchen, die Kontrolle zu übernehmen. Reed Richards muss diese Welt zerstören, um Platz für etwas Neues zu schaffen.

Der Neuanfang wird dann von Franklin Richards initiiert: ein neues (Marvel-)Universum, mit neuen Helden, neuen Erzählungen und einem klar strukturierten Zeitstrahl. Es ist das Marvel Cinematic Universe 2.0 – geboren aus der Asche des Multiversums.

Pedro Pascal, Ebon Moss-Bachrach, Vanessa Kirby, and Joseph Quinn in The Fantastic Four: First Steps (2025)
Pedro Pascal, Ebon Moss-Bachrach, Vanessa Kirby, and Joseph Quinn in The Fantastic Four: First Steps (2025) © Marvel Studios (2025)

Franklin Richards: Der Architekt eines neuen Marvel-Universums

Die Vorlagen aus den Comics bieten dafür das perfekte Gerüst, und die Einführung von Figuren wie Franklin Richards, Reed Richards oder Doom könnte Marvel in eine neue Ära führen. Nicht durch eine Auslöschung des Alten, sondern durch eine gezielte Evolution. Nachdem Battleworld zerfällt, nutzt Franklin seine Macht, um eine neue, singuläre Zeitlinie zu erschaffen.

Reed Richards – gespielt von Pedro Pascal – sorgt dafür, dass die wieder erschaffenen Universen nicht seiner persönlichen Idealvorstellung entsprechen, sondern die Entfaltungsmöglichkeiten von Existenzen und Ideen eröffnen. Er nutzt die Macht also verantwortungsbewusst, in Demut und nimmt eine beobachtende, unterstützende Haltung ein. Franklin Richards wendet seine Realität-schaffenden Kräfte an, um diese neuen Welten tatsächlich zu erzeugen.

Sie entscheiden sich ausdrücklich gegen Kontrolle oder Bevormundung, sondern lassen Entwicklung und die Möglichkeit zu Fehlern zu – sie wollen keine Götter sein, sondern Ermöglicher von Leben und Vielfalt. Damit setzen sie einen neuen moralischen Standard für das Marvel-Multiversum: Macht wird zum Wohle aller eingesetzt, nicht zur Selbstverwirklichung oder Herrschaft.

Dieses neue Universum ist frei von der Komplexität des Multiversums und bietet Marvel die perfekte Erzählstruktur für kommende Dekaden: Das von Kevin Feige zitierte „Soft-Reboot“. In dieser neuen Realität dürfen wir neue Versionen bekannter Helden erwarten: ein MCU mit X-Men, evtl. neuen Varianten von Iron Man, Captain America und anderen Fan-Favoriten, wie der lang geplante und doch verschobene Blade – jedoch alles verankert in einer Zeit Linie, statt in vielen fragmentierten Parallelwelten.

Fazit: Marvels zweiter Urknall

Kevin Feige zündet mit The Fantastic Four: First Steps, Avengers: Doomsday und Secret Wars nicht das Ende, sondern den zweiten Urknall des MCU. Statt endloser Parallelwelten soll eine neue Erzählstruktur entstehen – einheitlich, geordnet, offen für neue Figuren und Geschichten. Es ist ein Plan, der Comic-Tiefe mit erzählerischem Mut verbindet und die Essenz von Marvels Helden auf eine neue Stufe hebt.

Ob es am Ende wirklich Franklin Richards ist, der dieses neue Universum erschafft? Ob Doom den Untergang der alten Welt einleitet? Sicher ist: Avengers: Secret Wars wird das MCU radikal verändern – und der nächste große Neustart beginnt mit einem gewaltigen Ende.