Inhalt: Sergeant John Kinley (Gyllenhaal) ist mit Hilfe des einheimischen Dolmetschers Ahmed (Dar Salim) für die US-Armee in Afghanistan im Einsatz. Als er verwundet wird, riskiert Ahmed sein Leben und das seiner Familie, um Kinley zu helfen, und landet so auf der Liste der meistgesuchten Personen des Taliban-Regimes.
Film Kritik
Als die US-Truppen sich 2021 aus Afghanistan zurückzogen, ließen sie Hunderte von afghanischen Dolmetschern zurück, die ihr Leben im Kampf gegen die Taliban riskiert hatten. Statt wie versprochen Visa für die Ausreise in die USA zu erhalten, wurden mindestens 300 Dolmetscher von Taliban-Truppen getötet. Diese bittere Geschichte scheint vielleicht nicht die naheliegendste Inspiration für einen Guy Ritchie-Film zu sein, aber es handelt sich hier auch nicht um Bube, Dame, König, grAS.
Die eigentliche Handlung, die Ritchie hier erzählt, ist zwar fiktiv, aber recht einleuchtend: Sergeant John Kinley (Jake Gyllenhaal) arbeitet mit dem Übersetzer Ahmed (Dar Salim) in einem von den Taliban kontrollierten Gebiet, wobei Kinley schwer verletzt wird. Auf wundersame Weise schafft es Ahmed, ihn auf „Teufel komm raus“ 100 Kilometer zurück in die Sicherheits-Zone zu schaffen. Ob er für seine Bemühungen auch gut belohnt wird? Das wäre ein Spoiler.
Ein Versprechen ist ein Versprechen
Und es gelingt Ritchie hervorragend, die Spannung beizubehalten. Das Medium Film ist nicht immer die beste Plattform für die Darstellung von Durchhaltevermögen; Beharrlichkeit ist vielleicht die Tugend, die auf der Bildschirmoberfläche am Schwierigsten zu dramatisieren ist. Auch wenn die enorme Distanz, die Temperaturen und die physischen Herausforderungen, denen sich Ahmed gegenübersieht, sehr eindrucksvoll sind, wirkt das Ganze in den Augenblicken, in denen er auf Taliban-Suchtrupps trifft und in den typischen Spionage-/Actionfilm-Modus verfällt, deutlich spannungsgeladener.
Ähnlich besteht Gyllenhaals Herausforderung darin, uns den Wert von Beharrlichkeit im Angesicht von Gleichgültigkeit nahe zu bringen – nicht unbedingt das Material, aus dem Filme mit unmöglichen Missionen gemacht werden. Zum Glück ist Jake Gyllenhaal aber kein überheblicher Hauptdarsteller, und das ist auch gut so, denn für diese Art von Rolle brauchst du einen Gyllenhaal. Nicht jeder Schauspieler würde sich in einem solchen Projekt wohlfühlen, in dem er die meiste Zeit halb bewusstlos in einem provisorischen Wägelchen liegen muss.
Und wenn es für Kinley dann endlich mal soweit ist, dass er in die Vollen gehen kann, ist ein Großteil der Handlung damit verknüpft, dass er sich am Telefon mächtig aufregt, da er stundenlang von schwer nachvollziehbaren, starren Verwaltungsstrukturen der US-Behörden in der Warteschleife gehalten wird.
Zum Glück hat sich Gyllenhaal geradezu darauf spezialisiert, realitätsnahe Charaktere zu spielen
Doch genau mit diesen Szenen entfaltet der Film seine große Stärke. Die Auseinandersetzung Kinleys mit der Situation und der Leere, die einsetzt, nachdem das Adrenalin verflogen ist. Eine, in der die Erinnerungen bruchstückhaft zurückkehren, nur um sich zu einem quälenden Puzzle von Gewissensbissen neu zusammenzusetzen. Die Auswirkungen eines nie ausgesprochenen Paktes (als Gegensatz des nur teilweise eingehaltenen Versprechens der USA an seine Afghanistan-Helfer), die schließlich seine Familie und sein Leben beeinflussen.
Nicht jeder Top-Schauspieler würde mit dieser Art von Heldentum zurechtkommen. Er oder sie würde seinen Agenten bitten, mehr Szenen mit ihm drehen zu lassen, in welchen er/sie in Superzeitlupe auf eine explodierende Bombe zuläuft, und dabei in Superman-artiger Tiefflug-Einlage ein Kind rettet. Glücklicherweise hat sich Gyllenhaal geradezu darauf spezialisiert, derartige realitätsnahe Charaktere zu spielen.
In Jarhead ist es Anthony Swofford, der Scharfschütze, der nicht ein einziges Mal sein Gewehr abfeuert. Oder Tommy, der Mann, der in Brothers – Zwei Brüder. Eine Liebe fast eine Affäre mit der Frau seines Bruders hat, es dann aber bleiben lässt. Genau diese Energie ist ideal für den verhältnismäßig sachlichen „The Covenant“. Außerdem kann Dar Salim in dessen relativ umfangreicher Hauptrolle brillieren, als er es in den meisten seiner bisherigen Hollywood-Filme getan hat.
Beide zusammen liefern eine überzeugende Darstellung zweier Individuen, die durch das Bewusstsein verbunden sind, das Richtige in einer Welt tun zu wollen, in der es manchmal unmöglich erscheint, genau das zu machen. Wie Kinley es ausdrückt: „Es gibt da etwas an mir. Etwas, das man nicht sehen kann, aber es ist da.“
Fazit: Guy Ritchie zeigt, dass er durchaus lernfähig ist, um einen Film im Stil von Paul Greengrass zu drehen, indem er ein ansprechendes Kriegsdrama abliefert, dass eigentlich auf eine Kinoleinwand gehört.
Film Bewertung: 7.5 / 10