Inhalt: Eric (Bill Skarsgård) und Shelly (FKA twigs) begegnen sich in einer Entzugsklinik, wo er versucht, ein Kindheitstrauma zu verarbeiten, während sie vor einem teuflischen Schurken flieht. Ihre aufkeimende Liebe führt zu einer tragischen Wendung und seiner Wiedergeburt als untoter Rächer.
Der 1994 erschienene Film „The Crow“ von Alex Proyas erlangte Kultstatus, jedoch weniger wegen seiner filmischen Qualität als vielmehr aufgrund der tragischen Umstände, die ihn umgaben – denn Hauptdarsteller Brandon Lee kam während der Dreharbeiten auf tragische Weise ums Leben.
Trotz seines stilvollen Ansatzes und Kult-Status war der Originalfilm eher mittelprächtig, was ihn dennoch für ein Remake prädestinierte. Mit dem neuen „The Crow“ wollte man die düstere Rachegeschichte neu aufleben lassen, doch leider überträgt der Film die Mittelmäßigkeit des Originals – und fügt eigene Mängel hinzu, ohne den ikonischen Stil von Proyas beizubehalten.
Ein misslungener Versuch, den Gothic-Klassiker wiederzubeleben
Die Produzenten betonen, dass „The Crow“ kein Remake sei, sondern eine Neuinterpretation des gleichnamigen Comics von James O’Barr aus den 1980er Jahren. Doch was dabei herauskommt, ist weder das eine noch das andere.
Der Film nimmt einige zentrale Ideen aus O’Barrs Werk auf und kombiniert sie mit den Gothic-Elementen und dem visuellen Stil des Originals, fügt jedoch eine schlecht erklärte Mythologie hinzu, die den Zuschauer eher verwirrt als fesselt. In O’Barrs Erzählung entsteht The Crow, nachdem ein junges Paar, Eric und Shelly, von Gangstern ermordet wird. Eric wird von einer Krähe wiedererweckt und sucht, von Trauer und Wut zerfressen, nach blutiger Gerechtigkeit.
In dieser neuen Version wird die Handlung um eine dämonische Verschwörung erweitert, in die Eric und seine Freundin Shelly (FKA Twigs) verwickelt sind. Vincent (Danny Huston) spielt dabei eine undurchsichtige Rolle als Bösewicht, der, wie wir nur vermuten können, unschuldige Seelen an den Teufel liefern muss. Ein Handlungsstrang, der kaum nachvollziehbar ist, da der Film auch dazu keine Erklärung bietet.
Visuelle Düsternis ohne erzählerischen Glanz
Rupert Sanders, der bereits bei „Snow White And The Huntsman“ und „Ghost In The Shell“ Regie führte, ist bekannt für seine visuellen Spielereien, doch „The Crow“ entpuppt sich zwar als finster, doch leider sehr träge, ohne die nötige erzählerische Klarheit oder den visuellen Reiz.
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Die Actionszenen sind unrund, die Stimmung durchweg düster, und der Look des Films ist trist und einfallslos. So verkommt die Handlung zu einer Abfolge schlecht ausgearbeiteter Szenen, mit unpassend gewählter Musik, die den Zuschauer ohne echten Zusammenhang zurücklassen.
Von Erics Kindheitstrauma, das in einer kurzen Pre-Credit-Sequenz angedeutet wird, bis zu seiner unerklärlichen Wiederauferstehung bleibt vieles unklar: Wir treffen Eric, der seine frühkindliche Verzweiflung angesichts eines toten Pferdes zum Ausdruck bringt.
Das ist die einzige Erklärung, die uns angeboten wird, warum er sich als Erwachsener in einer Reha-Klinik befindet und emotional gebrochen ist. Er blüht regelrecht auf, als Shelly, die auf der Flucht vor Vincents Schergen ist, weil sie ein Video hat, das ihn „vernichten“ könnte, in die Reha kommt.
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Sie fühlt sich zu Eric hingezogen, weil er „genial gebrochen“ zu sein scheint. Ein Satz, den Twigs mit der Selbstverständlichkeit eines Kindes vorträgt, das erklärt, dass es sein Einhorn-Federmäppchen mag. Die sich dann, innerhalb einiger Reha-Tage, entwickelnde Liebesgeschichte zwischen Eric und Shelly wirkt unglaubwürdig und flach, was den dringend benötigten emotionalen Kern des Films untergräbt.
Der Film nimmt erst spät Fahrt auf
Erst in den letzten 30 Minuten, wenn Eric endlich seinen Rachefeldzug einläutet, zeigt Sanders ein wenig von dem visuellen Talent, das man von ihm erwartet hatte. Eine blutige Massaker Szene in einem Opernhaus bringt zwar die Action und den Stil, den man sich vom Rest des Films gewünscht hätte, aber das ist zu wenig und vor allem zu spät.
Fazit: „The Crow“ ist ein Film, der zwar die Gothic-Wurzeln seines Vorgängers zu kopieren versucht, aber dabei weder erzählerisch noch visuell überzeugen kann. Trotz einer talentierten Besetzung und einer Vorlage, die viel Potenzial bietet, bleibt der Film letztlich ein blindes Huhn im Krähengewand, das weder dem Original noch dem Comic gerecht wird. Es ist daher abzusehen, dass dieser Film keinen bleibenden Platz in den Kinogeschichts-Büchern finden wird – vielmehr dürfte er schnell in Vergessenheit geraten.
Film Bewertung 3 / 10