Inhalt: Paul Atreides (Timothée Chalamet) schließt sich auf dem Planeten Arrakis dem Volk der Fremen an und sinnt auf Rache an den Harkonnen und Imperator Shaddam IV (Christopher Walken). Doch schreckliche Visionen deuten auf eine düstere Zukunft hin.
Film Kritik
Man spürt, dass Denis Villeneuve sein ganzes Leben mit spice-lastigen Visionen verbracht hat. So hat der Regisseur viel darüber erzählt, wie die Lektüre von Frank Herberts „Dune“ in frühen Jahren seinen Horizont erweitert hat. Die aufregende Mischung des Science-Fiction-Romans aus sich bekriegenden Familien, psychedelischen Träumereien, antikolonialistischen Themen und intergalaktischer Action auf die Leinwand zu bringen, ist in gewisser Weise seine Lebensaufgabe.
Und mit Dune: Teil 2 scheint es, als wären die Bilder, die Herbert vor all den Jahren in Villeneuves Kopf zauberte, direkt von seinen Synapsen auf die Leinwand übertragen worden. Es grenzt an ein Wunder, dass es überhaupt einen zweiten Teil gibt. Obwohl eine Fortsetzung keineswegs sicher war, hat sich der Regisseur auf eine zweiteilige Adaption des Buches festgelegt.
Film Kritik: „Dune“ ist ein fesselndes und bildgewaltiges Meisterwerk
Der beeindruckende erste Teil (nach Villeneuves eigenem Bekenntnis ein „Platzhalter“, der sich in den nachfolgenden Teilen auszahlen soll) erschien mitten in der Covid-Phase. Der zweite Teil ist, wie angekündigt, das eigentliche Kriegsepos: ein wuchtigeres, intensiveres Kapitel, bei dem es weniger um den Ausbau der Welt geht, sondern eher um die Entwicklung komplexerer Erzählstränge, die es zu entwirren gilt.
Die Handlung setzt kurz nach dem Ende von Teil eins ein. Ein nochmaliges Anschauen ist ratsam, obwohl Florence Pughs Prinzessin Irulan größtenteils als Erzählerin fungiert. Paul Atreides (Timothée Chalamet) und seine schwangere Mutter Lady Jessica (Rebecca Ferguson) werden von den Fremen aufgenommen, den Einheimischen des knochentrockenen Planeten Arrakis.
Paul, der dem Massaker am Haus Atreides durch die brutalen Harkonnen entkommen ist – eine Intrige von Imperator Shaddam IV, gespielt von einem enttäuschend braven Christopher Walken – will sich an allen rächen, die ihm Unrecht getan haben.
Die Ambitionen sind Mittelerde-artig, die dramatische Inszenierung-Intensität erinnert an Nolan
Viele Fremen – darunter auch der Anführer Stilgar (Javier Bardem) – glauben, dass Paul der „Lisan al-Gaib“ sein könnte, ein „Prophet“ im Sinne ihrer Religion. Allerdings wurden diese Prophezeiungen gezielt von den Bene Gesserit, der Schwesternschaft, niedergeschrieben (zu denen auch Pauls Mutter Jessica gehört). Pauls Spice-Visionen offenbaren ihm mögliche Zukunftsszenarien, die in endlosem Blutvergießen enden, sobald er seiner konstruierten Messias-„Bestimmung“ folgt.
Unterdessen verliebt sich Paul in die Fremen-Kriegerin Chani (Zendaya, die nach ihrem kurzen Auftritt in Teil 1 diesmal länger zu sehen ist), wobei ihre junge Romanze durch, nun, all die oben genannten Faktoren verkompliziert wird. Es werden also jede Menge Karten gemischt – und Villeneuve hat sie größtenteils erstaunlich gut in der Hand.
Des Weiteren sorgt er mit atemberaubenden Sequenzen dafür, dass man in seine Sitz gepresst wird. Der erste Angriff der Harkonnen-Krieger, die der Schwerkraft trotzend durch die Luft fliegen, ist das erste visuelle Highlight. Der Raketenbeschuss von Paul und Chani, bei dem sie feindliche Ornithopter vom Himmel holen, ist spannend umgesetzt.
Pauls lang erwarteter erster Ritt auf einem Sand Wurm ist ein grandioses Spektakel aus Bild und Ton, mit einem Bassgewitter, das jeden herkömmlichen Kinosaal in ein bebendes Kino-Erlebnis verwandeln wird. Und Austin Butler ist der absolute Star unter den Neulingen.
Das Besondere an Hans Zimmers Musik ist, dass sie nicht nachträglich hinzugefügt wurde
Sein Harkonnen Krieger Feyd-Rautha (in jeder Hinsicht der Anti-Paul) ist die glatzköpfige Personifizierung absoluter Unmenschlichkeit. Der Arenakampf – komplett in Schwarz-Weiß gehalten und mit einer schwarzen Sonne, die sämtliche Farben zu absorbieren scheint, und einem Himmel, der in Rorschach-Mustern daherkommt – ist eine willkommene Abwechslung zum Wüstentreiben auf Arrakis.
Film Kritik “ The Zone Of Interest“
Falls es im ersten Teil nicht deutlich genug rüber kam: Die Ambitionen sind Mittelerde-artig, die dramatische Intensität erinnert an Nolan. Wenn man so will, ist der zweite Teil fast schon episch bis zum Gehtnichtmehr. Es ist ein bombastisches, monumentales Kunstwerk in Bild, Ton und Musik.
Das Besondere an Hans Zimmers Klängen ist, dass sie nicht nachträglich hinzugefügt wurden. Dieses Mal wurden die eindringlichen Musikstücke bewusst direkt vor jeder Szene während des Filmschnitts platziert. Das Ergebnis spricht für sich: Es klingt deutlich fließender, als wäre es in Wellenform der Dünenlandschaft von Arrakis angepasst worden.
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Und trotz all der Charakterskizzen, die Villeneuve hier einfließen lässt (Pauls Namensgebung; der heftigste Sandflirt einer Weltraumoper seit, nun ja, einer anderen berühmten zweiten Episode), erreicht der Film schließlich einen Punkt, an dem die pausenlose Wucht alles überlagert. Das Ganze erreicht einen monströsen Höhepunkt – und dreht dann endgültig ab.
Eine weitere monumentale Portion Sci-Fi-Wahnsinn von Denis Villeneuve
Obwohl auf zwei Filme aufgeteilt, gibt es jede Menge mystische Handlungspunkte, mit denen selbst Villeneuve zu kämpfen hat. Die Erzählstränge werden mit Hauptfiguren konfrontiert, die – aus narrativen Gründen – im Laufe des Films an Menschlichkeit verlieren. Und wer bis dahin noch nicht genügend Wasser getrunken hat, könnte nach dem Abspann von „epischer Müdigkeit“ befallen sein.
Doch damit ist die Geschichte noch lange nicht zu Ende erzählt. Während Teil zwei den Abschluss von Herberts erstem Buch bildet, bedeutet das noch lange nicht das Ende von Villeneuves Adaption. Der dritte Teil, der den Nachfolgeroman „Dune Messiah“ behandeln soll, wird kein Zusatzkapitel sein, sondern den Abschluss der Trilogie bilden.
Somit handelt es sich hier um ein mittleres Kapitel, das noch nicht alle wichtigen Fragen geklärt hat. Man könnte glatt meinen, dass es eine Frechheit ist, sich zu beschweren, angesichts der unglaublichen Glanzleistung, die hier geboten wird. Da ist z.B. Villeneuves unbändiger Ehrgeiz, die atemberaubende Kameraarbeit von Greig Fraser, frische Musik von Hans Zimmer (eine düstere Umkehrung von Pauls Thema, eine wummernde „Hymne“ für Feyd-Rautha) sowie eine Geschichte um einen übersinnlichen Fötus.
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Fazit: Vielleicht wird man sich am Ende etwas gesandstrahlt fühlen. Doch insgesamt betrachtet bleibt es eine beeindruckende Kostprobe von Wüsten-Power. Eine weitere monumentale Portion Sci-Fi-Wahnsinn von Denis Villeneuve, die eingefleischte Fans ins gelobte Land entführen wird. Auch wenn es ein bisschen zu viel Spice ist, um alles während einer Sichtung verdauen zu können.
Film Bewertung 9 / 10