Genre: Drama | Produktion: Deutschland 2023 | Laufzeit: ca. 103 Minuten | Regie: Christian Petzold
Mit: Thomas Schubert, Paula Beer, Langston Uibel, Enno Trebs, Matthias Brandt
Inhalt: Vier junge Menschen beim Sich-Lieben, auch wenn das besonders Leon nicht ganz leicht fällt. Sein unvollendetes Manuskript verfolgt ihn auf Schritt und Tritt, in die Gartenlaube und an den Strand. Die gute Stimmung der anderen lässt seine eigene meist noch schlechter werden. Der Besuch des Verlegers naht. Als der im schneidigen Kleinwagen um die Ecke biegt, beginnt der Wald zu lodern. Es regnet Asche, der Himmel färbt sich rot
Es ist Sommer an der Ostsee. Die zwei Freunde, Leon und Felix, wollen eigentlich in einem
abgelegenen Haus in Ruhe ihrer Arbeiten nachgehen. Leon schreibt an einem Roman und Felix will
eine Bewerbungsmappe für eine Kunsthochschule fertig stellen. Doch mit der Ruhe wird es leider
nichts, denn die Nichte einer Arbeitskollegin von Felix`s Mutter, Nadia, hat sich ebenfalls im Haus einquartiert.
Nadia, welche nicht nur nachts lauten Sex hat, sondern auch zu allem eine Meinung hat. Das gilt auch für die Waldbrände, die immer näher an den idyllischen Urlaubsort heranrücken. Und ausgerechnet als Leon ein Treffen mit seinem Agenten hat, erreicht das Feuer seinen Höhepunkt. Schon 2020 war Christian Petzold mit einem Film im Wettbewerb bei der Berlinale vertreten. „Undine“ hieß das Werk, welches für gemischte Kritiken sorgte.
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Umso interessanter ist es zu sehen, wohin sich Petzold mit „Roter Himmel“, der zweite Teil einer Trilogie, entwickelt hat. Weg von der Phantasieebene, hin zum harten Realismus: Dem Waldsterben. Unter anderem ausgelöst durch Brandkatastrophen, die nicht nur in Deutschland den drastischen Rückgang von Waldflächen und der dortigen Bevölkerung verursachten.
Im Zentrum seiner Erzählung stehen vier junge Erwachsene, die aufeinanderprallen, sich aneinander
reiben und voneinander lernen. Vor allem Leon, der sich nur wenigen Vergnügungen gegenüber öffnet und dessen unvollendeter Roman am Nervenkostüm nagt. Die ganze Szenerie ist eingebettet in heiße Sommertage, die sich durch das bedrohliche Feuer, das auch in der Nacht den Himmel erhellt, nicht wirklich befreit anfühlen können
Einfache, wirkungsvolle Dialoge, starke Figuren und ein gelungenes Drama
Christian Petzold gelingt es, die Charaktere lebendig und realistisch wirken zu lassen und durch die knappen, harten Dialogbrocken auf eine ganz besondere Weise auch liebenswert. Hierbei gelingt ihm auch der Spagat zwischen den ernsten und den humorvollen Momenten. Zu keinem Zeitpunkt wirken die durch Dialoge und Darsteller erzeugten Emotionen fehl am Platz.
Man muss beim Cast vor allem die großartige Besetzungsarbeit von Simone Bär loben, die leider vor kurzem verstarb. Thomas Schubert als Leon stiehlt den namhafteren Schauspielern gehörig die Show, weil er einen unglaublich interessanten Charakter schafft, der sich einerseits nach Zuneigung und Anerkennung sehnt, sich aber andererseits abkapselt und niemanden wirklich an sich heranlässt.
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Der Film verliert keine Sekunde an Spannung und das obwohl das Setting recht beschaulich ist. Ein Haus mitten im Wald, vier junge Leute, die die meiste Zeit alleine sind, und der drückende Sommer, der relativ ruhig zu sein scheint. Die Spannung baut sich vor allem durch die feinen Verbindungen der Beteiligten, und ihrem großartigen Zusammenspiel untereinander auf. Man hält den Atem an, sobald Blicke und Worte aufeinander treffen.
Es ist fast schade, dass Leons Charakter durch einen Satz gegen Ende an Bedeutung und an Charme verliert, den sein Schweigen und seine simple Art zu kommunizieren bereithielt. Auch im Handlungsverlauf zeigt sich eine eher klischeehafte Wendung. Hier hätte man sich mehr Einfallsreichtum und eine überraschendere Auflösung erhofft. Dennoch passt sie in das Gesamtkonzept von Petzolds Film und schmälert den ohnehin starken Hauptteil nicht unbedingt.
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„Roter Himmel“ ist ein Drama, das beweist, dass geniale Dialoge auch im deutschen Film möglich sind. Gerade im diesem Genre wirken deutsche Filme meist zu gekünstelt, nicht authentisch und die Figuren dadurch nicht greifbar. In „Sonne und Beton“ ist es Felix Lobrecht gelungen, den Slang in der Gropiusstadt einzufangen. Doch selten ist es geglückt, die Sprache junger, einfacher Menschen so realistisch abzubilden.
Fazit: Für dieses Drama kann man Petzold nur Lob aussprechen, denn die Bilder, die Dialoge und die Figuren bleiben noch lange nach dem Film im Kopf und im Herzen.
Film Bewertung: 8 / 10
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