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Plakat der 73. Berlinale

Genre: Drama | Produktion: USA 2023 | Laufzeit: ca. 87. Min | Regie: Vuk Lungulov-Klotz

Mit: Lio Mehiel, Cole Doman, MiMi Ryder, Jasai Chase Owens, Alejandro Goic, u.a.

Internationale Premiere bei der Berlinale 2023 (20.02.2023)


Inhalt: Nach der Umwandlung schien es für Feña (Lío Mehiel) einfacher zu sein, einfach alle Verbindungen zu seiner Vergangenheit abzubrechen. Der Umgang mit den Veränderungen war schon schmerzhaft genug, ganz zu schweigen von der Reaktion seiner Familie.

Doch als Feña einem Ex-Freund begegnet, einen unerwarteten Besuch von seiner kleinen Schwester erhält und seinen chilenischen Vater findet, der versucht, wieder Kontakt zu ihm aufzunehmen, sind ihre Leben plötzlich wieder miteinander verwoben.

© IndieWire

Feña ist viel alleine unterwegs. Die Wurzeln ihres Vaters liegen in Chile, wo dieser auch geblieben ist
während Feñas Mutter zusammen mit ihrer Schwester zwar in derselben Stadt lebt, aber ohne Kontakt zu ihrem Sohn.

Doch dahin will Feña auch überhaupt nicht zurück. Seit kurzem nimmt er Testosteron. Die Brustangleichende Operation hat er schon hinter sich. Und dann trifft er eines Abends seinen Ex Freund im Club wieder. Dieser ist unerwartet zu Besuch. Und Feña, der davon ausging ihm nie wieder zu begegnen, fühlt sich trotz der Trennung zu ihm hingezogen. Auch Feñas Ex ist fasziniert von ihm und seinem (neuen) Körper. Aber zwischen Ihnen stehen unausgesprochene Konflikte und Veränderungen, die auch zur Trennung führten.

Feña möchte das alles, im Augenblick des Aufeinandertreffens, am liebsten verdrängen. Dabei hat er sowieso gerade damit zu kämpfen, dass sein Vater zu Besuch kommt und seine Schwester plötzlich seine Nähe sucht, denn auch diese durchlebt eine Veränderung.

© Quiltro LLC

Mutt ist ein Liebesdrama und eine Coming-of-age Geschichte

Mutt erzählt die Geschichte, und die damit verbundene komplexe Herausforderung, des Trans-Seins, ohne dabei, wie es andere Geschichten vorgemacht haben, auf das Innenleben der Person einzugehen. Auch die unterschiedlichsten, aber wichtigen Entscheidungen, die in Bezug auf das vorhandene weibliche Geschlecht getroffen werden müssen, bleiben unerforscht.

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Vielmehr erzählt Vuk Lungulov-Klotz, mit der visuellen Kraft der Bilder, eine Art Liebesdrama und Coming-of-age Geschichte. Einerseits ist es stark, dass Vuk Lungulov-Klotz versucht den Fokus nicht auf den Transgender Part zu legen und Feña als einen Menschen zu zeigen, der, ähnlich wie seine Schwester, einfach eine Veränderung durchmacht.

Im Endergebnis macht das keinen neuen Menschen aus Feña, sondern offenbart die Person, die er schon immer war. Das ist wahrscheinlich die schönste Botschaft des Films, weil er leider viele Themen anreißt, aber darauf verzichtet diese weiter zu vertiefen. Dadurch verliert man die Möglichkeit einer Ausarbeitung spannender Konflikte.

Lío Mehiel, Cole Doman © Quiltro LLC

Die kurze Laufzeit wirkt sich negativ aus

Und die wirklich spannenden Konflikte sind alle gegeben: Feña, die auf ihren Ex Freund trifft, die Anziehung zwischen den beiden, die dabei noch in der Luft liegt. Für einen kurzen Moment wird dies zwar
beleuchtet, dann leider aber nicht in der Fortlaufenden Handlung wieder aufgegriffen. Oder der Konflikt zwischen Feña und seiner Mutter, welcher in Dialogen angesprochen wird, um dann im Sande zu verlaufen.

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Und auch die Begegnung mit Feñas Schwester und ihrer Sichtweise auf die Veränderungen, auch zwischen ihnen, wird recht kurz thematisiert. Dabei hat das Drama einen wirklich starken Hauptdarsteller, der einen Teil seiner Persönlichkeit in die Rolle packt und dabei eine unglaublich intensive Darstellung von Feña schafft. Dieser Darstellung hätte mehr Raum verdient.

Die kurze Laufzeit von knapp 87 Minuten wirkt sich hier negativ auf die gesamte Handlung aus. Eventuell wäre es spannender gewesen, bei der Geschichte zwischen Feña und seinem Ex Freund zu bleiben und über diese auch Feñas Innenleben besser kennenlernen zu können.

Lío Mehiel, MiMi Ryder © Quiltro LLC

Mutt ist leider nicht das Werk, welches es sein könnte

Auch musikalisch wirkt der Film eher wie eine zusammengewürfelte Komposition. Einmal von Stille zerfressen und dann wieder von x-beliebiger Musik untermalt, sodass die Szenen sehr Mainstream-artig wirken. Als würde der Film versuchen, als Indie Produktion gesehen zu werden aber gleichzeitig für die großen Massen funktionieren zu wollen.

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Fazit: Am Ende ist der Film zwar ein Coming-of-age Drama, meets Coming-out Drama meets Feeling
comfortable with yourself Drama, aber vergisst dabei das Wesentliche: Einen eigenen Weg zu finden
und sich auf die starken Figuren zu konzentrieren, die zwar vorhanden sind aber mehr Ausarbeitung benötigt hätten. Auch in Hinblick auf andere Aspekte des Films, hätten mehr eigene Ideen der Erzählung gut getan. So bleibt „Mutt“ zum Schluss eher unscheinbar, einfach und leider nicht das Werk, welches es sein könnte.

Film Bewertung: 6 / 10

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