THE WEDDING BANQUET

Inhalt: Eine kleine Hochzeit? Nicht mit koreanischer Großmutter! Für Min, der sich eigentlich zwischen bindungsscheuem Freund und einer Zweckehe mit seiner besten Freundin arrangiert hat, beginnt das Chaos, als Oma unangekündigt aus Korea anreist – mit großen Erwartungen im Gepäck. Das Problem: Min ist schwul, und das darf Oma auf keinen Fall erfahren. Also heißt es jetzt: Alles auf „normal“. Was könnte da schon schiefgehen?

© Universal Pictures

Schauspielerisch stark, dramaturgisch schwanken

Wenn ein moderner Indie-Film an die subtile Brillanz eines Kultklassikers wie The Wedding Banquet von Ang Lee anknüpft, sind die Erwartungen hoch. Die Neuverfilmung von Regisseur Andrew Ahn (Fire Island) versammelt mit Lily Gladstone, Kelly Marie Tran, Bowen Yang und Han Gi-chan eine hochkarätige Besetzung – und verspricht auf den ersten Blick ein vielschichtiges queeres Beziehungspanorama. Doch zwischen zärtlichen Momenten und fein beobachteten Konflikten verliert sich der Film leider zu oft in seinem eigenen Taktgefühl.

Gladstone und Tran spielen Lee und Angela, ein lesbisches Paar, das sich nichts sehnlicher wünscht als ein Kind – doch der zweite gescheiterte IVF-Befruchtungs-Versuch droht ihre Hoffnung zu zerstören. Parallel kämpfen Chris (Bowen Yang) und Min (Han Gi-Chan), ein schwules Paar, mit ganz anderen Problemen: Min ist nicht geoutet, abhängig vom Visum – und mit einer reichen Familie im Rücken, die nichts von seinem Privatleben weiß. Als Ausweg schlägt Min einen Deal vor, der alles verändern könnte: Er will Angela heiraten, um eine Green Card zu bekommen, und im Gegenzug ihre nächste IVF-Befruchtung bezahlen. Was als pragmatische Lösung beginnt, gerät völlig aus dem Ruder, als Mins Großmutter – gespielt von Oscar®-Preisträgerin Youn Yuh-jung (Minari)– überraschend auftaucht und die Scheinwelt ins Wanken bringt.

Die Geschichte lebt von ihrem emotionalen Fundament: Kelly Marie Tran beeindruckt mit leisen, intensiven Momenten, die ihre inneren Kämpfe als werdende Mutter und Tochter tief greifbar machen. Lily Gladstone bringt mit lakonischer Stärke und trockenem Humor viel Seele in ihre Rolle. Bowen Yang, bekannt für seine pointierte Comedy, zeigt hier eine ungewohnt zurückhaltende, dramatische Seite – ein mutiger Schritt, auch wenn man sich in manchen Szenen doch ein wenig mehr seiner gewohnten Leichtigkeit gewünscht hätte. Han Gi-chan als Min wiederum bleibt schauspielerisch hinter seinen Co-Stars zurück – sein Spiel bewegt sich zu oft auf melodramatischem Terrain, das nicht recht zur feinsinnigen Tonalität des Films passen will.

Joan Chen in The Wedding Banquet
Joan Chen in The Wedding Banquet – Foto Credit: Luka Cyprian Bleecker Street © Universal Pictures

Großartige Idee, holprige Umsetzung

So bewegend viele der einzelnen Szenen auch sind – The Wedding Banquet krankt an einem entscheidenden Punkt: dem Erzähltempo. Trotz starker emotionaler Anlagen verpuffen viele Konflikte, kaum dass sie aufgebaut sind. Ein wirklicher Spannungsbogen kommt selten zustande, und auch die Chemie zwischen den Paaren wirkt streckenweise eher behauptet als gelebt. Der Film pendelt zwischen leisem Beziehungsdrama und verkappten Slapstick, kann sich aber für keinen Tonfall wirklich entscheiden. Dabei wären die leichten, queeren Alltagsspitzen, die hier und da aufblitzen, genau das, was diese Geschichte hätte (ver-)tragen können. Doch die Filmmusik bleibt fast unhörbar, und die Inszenierung wirkt stellenweise zu gebremst, um wirklich nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen.

Dass es dennoch nicht in Belanglosigkeit versinkt, liegt an seiner behutsam gezeichneten Welt: Die Kameraarbeit ist atmosphärisch und intim, das Drehbuch hat in seinen besten Momenten ein feines Gespür für Nuancen queeren Zusammenlebens. Es ist schön, queere Geschichten mit solcher Selbstverständlichkeit erzählt zu bekommen – nur fehlt es The Wedding Banquet letztlich an dramaturgischer Konsequenz, um seine starken Themen mit Nachdruck zu servieren.

Fazit: Trotz einer herausragenden Besetzung und einem vielversprechenden Konzept gelingt es der Neuauflage nicht ganz, sein emotionales Potenzial auszuschöpfen. Was bleibt, ist ein zeitgemäßes, aber unausgewogenes Drama über Familie, Identität und queere Realität. Film Bewertung 5 / 10