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SOUND OF FREEDOM - FILMPOSTER

Inhalt: Nach der Befreiung eines kleinen Jungen aus den Fängen eines skrupellosen Kinderhändlers im Grenzgebiet der USA verspricht Tim Ballard (Jim Caviezel), die Schwester des Jungen ausfindig zu machen. Dazu begibt er sich auf eine gefährliche Spurensuche, die tief in das Guerilla-Gebiet des kolumbianischen Dschungels führt.

© A24

Film Kritik

Sound of Freedom, der erste Independent-Film nach der Pandemie, der mehr als 100 Millionen Dollar an den US-Kinokassen einspielte, hat diesen Meilenstein nicht ohne Kontroversen erreicht.

Der Film, der (sehr lose) auf den realen Aktivitäten des ehemaligen Homeland-Security-Agenten Tim Ballard zur Rettung von Kindern vor Menschenhändlern in Südamerika basiert, wurde von QAnon-Verschwörungstheoretikern begeistert gefeiert, und Donald Trump veranstaltete auf einem seiner Golfplätze eine Filmvorführung. Für einige seiner Anhänger (und Kritiker) ist Sound Of Freedom nicht nur ein Film – er ist eine weitere „Front“ im kulturellen Konflikt.

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Lässt man diese Störgeräusche jedoch weg, erhält man einen zwar spannenden, aber auch herkömmlichen Thriller über einen Mann, der zu allem entschlossen ist, damit eine Familie wieder vereint wird. Jim Caviezel spielt Ballard zwar mit großer Intensität, allerdings auch sehr hölzern und Regisseur Alejandro Monteverdes Kamera verweilt oft auf seinen großen blauen Augen. Sie vermitteln einerseits die Trauer angesichts der „kaputten Welt“, der er gegenübersteht, und andererseits die kompromisslose Bereitschaft, seinen Auftrag zu erfüllen, koste es, was es wolle.

Gleichzeitig bedient man damit die größte Schwäche des Films: wir sehen alles aus der Perspektive von Ballard, seinen „heroischen“ Einsatz (der durch das Vice Magazin untersucht wurde) und nichts davon aus Sicht der hier betroffenen Kinder. Wir treffen Ballard erstmals in Kalifornien, wo er einen Kinder-Pornografen dazu bringt, einen Kinderhändler an der US-mexikanischen Grenze zu verpfeifen, und den Jungen Miguel (Lucás Ávila) befreien kann.

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Der Film wird, ungeachtet seiner Nebengeräusche, niemanden unberührt lassen

Als Ballard jedoch erfährt, dass Miguels Schwester Rocío (Cristal Aparicio) immer noch vermisst wird, reist er nach Cartagena, um sie aufzuspüren. Der Junge übergibt ihm einen Anhänger des heiligen „Timotheo“ – um seinen Auftrag zur heiligen Mission zu erheben.

Gemeinsam mit dem Zigarren rauchenden Ex-Kartell-Buchhalter Vampiro (Bill Camp, mit der interessantesten Performance des Films) schmiedet er einen kühnen Plan für eine geheime Operation auf einer kolumbianischen Insel. Anschließend gibt er sich als Arzt aus, um Rocío tief in einer von Rebellen kontrollierten Region des Dschungels aufzuspüren.

Die Szene mit Miguel ist ein Paradebeispiel des Balanceakts, der hier vollführt wird. Der vielleicht dramatischste Moment des Films ist der Epilog, der körnige Schwarz-Weiß-Aufnahmen des tatsächlichen Einsatzes von Ballard auf der Insel enthält. Dazu lässt uns die erste halbe Stunde des Films, die zu den stärkeren Abschnitten gehört, in eine düstere Welt abtauchen.

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Es ist gleichzeitig bedrückend wie schmerzhaft, den unvorstellbaren und traumatisierenden Horror, der sich in den unschuldigen Kinderaugen widerspiegelt, als brutales Kopfkino zu verarbeiten. Wenn sich im Kinosessel sitzend jede Pore aufbäumt, sobald man Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Überwachungskameras sieht, auf denen Kindesentführungen auf offener Straße gefilmt wurden.

Wenn die entführten, vor Angst schreienden Kinder in einen 40-Fuß-Seecontainer gesperrt werden, damit sie in schäbigen Hinterhofzimmern heruntergekommener Pensionen widerwärtige Gelüste bedienen sollen. Wenn das letzte bisschen verbliebener Kindheit für immer ausgelöscht wird – dann kann und wird dieser Film niemanden kalt zurücklassen.

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Sound of Freedom verdient es nicht, als Kulturkampf-Propaganda abgetan zu werden

Andererseits wird die Wirkung jedoch durch eine offenkundig manipulative Szene mitten im Abspann untergraben, in der Caviezel in die Kamera schaut und mit traurigen Blick behauptet, der beste Weg, die Kindersklaverei zu beenden, sei, so viele Eintrittskarten für Sound Of Freedom wie möglich zu kaufen.

Dazu wird ein Barcode der Angel Studios eingeblendet, um seine Worte „We, Gods Children, are not for Sale“ im entsprechenden Kontext wirken zu lassen. Diese seltsame Marketingtaktik ist offensichtlich aufgegangen, aber sie lenkt natürlich von einem spannenden Drama und seiner ernstzunehmenden Botschaft ab, schließlich sind wir uns alle einig, dass Menschenhandel, auf allen Ebenen, bekämpft werden muss.

Fazit: Jim Caviezel spielt in diesem soliden, gut gemeinten Thriller eine Ein-Mann-Armee gegen Kinderschänder, der es nicht verdient, als Politikum von Verschwörungstheoretikern, kirchlichen Organisationen und Kulturkampf-Propaganda von Ex-Präsidenten abgetan zu werden.

Film Bewertung 5 / 10

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