SEND HELP

Vom genreüberschreitenden Visionär Sam Raimi, der mit der Spider-Man-Trilogie das Superheldenkino prägte und mit Tanz der Teufel das Horrorgenre revolutionierte, kommt nun ein Film, der beides miteinander vereint: Send Help – ein düsterer, psychologisch aufgeladener Überlebens-Thriller mit scharfem Humor und Raimis unverwechselbarem Gespür für Spannung, Absurdität und menschliche Abgründe.

Das Projekt, produziert von 20th Century Studios, bringt Raimi nach Jahren der Produzentenrolle wieder zurück in den Regiestuhl eines eigenständigen Kinofilms – und das mit einem Cast, der kaum vielversprechender sein könnte.

Zwei Überlebende, ein Abgrund zwischen ihnen

Im Zentrum der Geschichte stehen Rachel McAdams (Spotlight, Mean Girls, Are You There God? It’s Me, Margaret) und Dylan O’Brien (The Maze Runner, The Change), die als gegensätzliche Kollegen Linda Liddle und Bradley Preston nach einem Flugzeugabsturz auf einer einsamen Insel stranden – als einzige Überlebende.

Was zunächst wie ein klassisches Survival-Szenario beginnt, entwickelt sich schnell zu einem nervenaufreibenden Psychoduell, in dem die Frage, wer eigentlich Hilfe braucht, zunehmend verschwimmt. Um zu überleben, müssen Linda und Bradley ihre Feindseligkeiten ablegen – doch Misstrauen, Schuld und Machtspiele verwandeln den Kampf ums Überleben in ein hochspannendes Kammerspiel unter freiem Himmel.

Raimi inszeniert diese Dynamik mit seinem typischen Gespür für grotesken Witz und psychologischen Terror. Das Ergebnis ist ein Film, der sich zwischen Cast Away, Gone Girl und A Simple Favor bewegt – und gleichzeitig unverkennbar Raimi bleibt: unberechenbar, makaber, elegant inszeniert.

© 20th Century Studios

Zwischen Paranoia, Überlebensinstinkt und schwarzem Witz

„Ich habe schon immer Geschichten geliebt, in denen interessante, dynamische Charaktere an ihre Grenzen getrieben werden“, sagt Sam Raimi über den Film. „In unserer Geschichte erschaffen die Macht Verschiebungen eine sich immer weiter zuspitzende Lage, die vor unerwarteten Wendungen und Spannung nur so strotzt.

Neben McAdams und O’Brien sind Edyll Ismail (La Brea), Dennis Haysbert (Dem Himmel so fern), Xavier Samuel (Elvis), Chris Pang (Crazy Rich), Thaneth Warakulnukroh (Thai Cave Rescue) und Emma Raimi (Happy Pills) in weiteren Rollen zu sehen. Besonders bemerkenswert: Raimi besetzt seine eigene Tochter in einer Nebenrolle. Ein familiäres Detail, das sich perfekt in die ironisch gebrochene Tonalität des Films einfügt.

Visuell darf man eine Rückkehr zu Raimis typischer Handschrift erwarten: schnelle Kamerafahrten, plötzliche Perspektivwechsel und eine fast schon körperlich spürbare Spannung, die an seine frühen Arbeiten erinnert. Send Help spielt mit der klaustrophobischen Angst der Isolation, doch der Humor – oft schwarz, manchmal absurd – sorgt dafür, dass das Publikum nie ganz sicher ist, ob es lachen oder erschrecken soll.

Ein Raimi-Film durch und durch

Mit Send Help beweist Sam Raimi, dass er seine Wurzeln nicht vergessen hat. Nach Doctor Strange in the Multiverse of Madness und unzähligen Produzentenprojekten wirkt diese Rückkehr zu einem kleineren, psychologisch aufgeladenen Setting wie eine kreative Befreiung. Der Film ist zugleich ein Liebesbrief an seine früheren Werke und eine Weiterentwicklung seines unverkennbaren Stils.

Seine Figuren sind gebrochen, moralisch zweideutig und doch zutiefst menschlich und das macht Send Help zu mehr als einem Thriller. Es ist ein filmisches Experiment über Kontrolle, Überleben und die Abgründe zwischen Menschen, die nur scheinbar auf derselben Seite stehen.