Genre: Sci Fi / Action | Produktion: USA 2022 | Laufzeit: ca. 100 Minuten | Regie: Dan Trachtenberg | Mit: Amber Midthunder, Dakota Beavers, Stormee Kipp, Michelle Trush, Julian Black Antelope u.a
Inhalt: Um sich als Kriegerin zu bewähren, muss die Komantschen-Jägerin Naru (Midthunder) das Ritual kühtaamia durchführen und eine besonders gefährliche Bestie zur Strecke bringen. Was sie jedoch nicht weiß: Sie und ihr Stamm werden selbst gejagt, und zwar von einer Kreatur, die bei weitem tödlicher ist.
Wenn man ein genaues Bild vom Idealbild der Männlichkeit im Jahr 1987 haben will, braucht man sich nur John McTiernans Predator anzusehen. Eine Truppe durchtrainierter Muskelmänner mit Bizepsen so dick wie Torpfosten und einer Freudschen Überkanone fällt über Mittelamerika her wie eine Horde Profi-Wrestler auf Klassenfahrt. Der Royal Rumble im Dschungel.
Ein fetter, fetter Testosteron-Milchshake, der diese Ära perfekt auf den Punkt bringt. Prey hingegen nimmt das gleiche Grundgerüst (Krieger in der Wildnis, die von einem Außerirdischen gejagt werden), streicht aber die Absurdität und passt das Original sauber an modernere Empfindungen an.
Sechs Jahre nach seinem Regiedebüt mit dem herrlich subversiven 10 Cloverfield Lane ist Dan Trachtenberg zurück im Spin-Off-Geschäft. In seinem verspäteten Nachfolgefilm umgeht er geschickt das Vermächtnis früherer Fortsetzungen, indem er die Uhr 300 Jahre zurück in die koloniale Vergangenheit Amerikas dreht.
Eine Symphonie aus Choreografie und Chaos
Anstelle von Arnie in seiner Paraderolle haben wir Amber Midthunders Naru, eine resolute, äußerst intelligente Komantschen-Kämpferin, die die Vorstellung ihres Volkes von der Rolle der Frau rundweg ablehnt – was von ihrem Bruder, dem Kriegshäuptling Taabe (Dakota Beavers), auf rührende Weise unterstützt wird.
Midthunder ist in jeder Szene elektrisierend und verleiht Naru eine unerschütterliche Entschlossenheit und einen rücksichtslosen Pragmatismus. Ein Aufeinandertreffen zwischen einem mit Widerhaken versehenen Sägeinstrument und dem Bein eines französischen Kolonialisten ist erschreckend sachlich.
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Das sparsame Drehbuch von Patrick Aison raubt ihr jedoch nie das Einfühlungsvermögen und suggeriert auch nicht, dass sie männliche Züge annehmen müsste, um jeden Mann, der ihr in die Quere kommt, zu überlisten und zu bekämpfen.
Naru mag zwar nicht die Muskelkraft von Dutchs Crew haben, aber sie ist drahtig und flink und erledigt ihre vier- und zweibeinige Beute mit Bogen, Klinge und Tomahawk am Seil (genial) in einer Symphonie choreografierten Chaos, die auch in John Wick: Kapitel 4 nicht fehl am Platz wäre.
Ein nicht allzu subtiler Gender-Kommentar
Sie wird ständig unterschätzt und sogar vom Predator ignoriert, der sich weigert, die einzige weibliche Person in der Jagdgruppe anzuerkennen, und sie sogar buchstäblich nicht sehen kann, während er sich auf die Suche nach würdiger Beute macht. Der Gender-Kommentar mag nicht subtil sein, aber er ist deutlich und auf den Punkt gebracht.
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McTiernans Original war ein Paradestück für langsam aufkeimende Spannung, indem es den klaustrophobischen Schrecken eines unsichtbaren Feindes auslotete. Doch Trachtenberg ist sich nur allzu bewusst, dass der Großteil seines Publikums schon einmal hier gewesen ist. So spielt Prey mit den Zuschauern, ohne zu verheimlichen, was hinter den Bäumen auf sie wartet.
Das kostet den Film zwar etwas von der gruseligen Atmosphäre des Originals, doch die vollständige Enttarnung des Predators (der in Tierblut getränkt ist) schockiert mit einem verblüffenden, unheimlichen neuen Look: Er ist ein noch hässlicheres Exemplar.
Mit seiner bissigen Heldin, der authentischen Kulisse und einer blutigen Aneinanderreihung einfallsreicher Actionszenen (Flucht durch hohes Gras, Überfall im Ascheregen eines ausgebrannten Waldes, halsbrecherische Konfrontation mit einem widerspenstigen Bären) haucht Trachtenbergs Film einer lange verpufften Filmreihe neues Leben ein.
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Gleichzeitig angenehm vertraut und doch herrlich erfrischend, ist dies ein klassischer Predator-Film, der für das Jahr 2022 kunstvoll umgestaltet wurde – ein leuchtendes Beispiel dafür, wie man aus etwas Altem wieder etwas Neues machen kann.
Fazit: Prey ist zweifellos der beste Predator seit dem ursprünglichen Film und beweist, dass wider Erwarten doch noch Leben in dem Franchise steckt, ganz zu schweigen von der faszinierenden neuen Hauptdarstellerin Amber Midthunder. Film Bewertung 7,5 / 10
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