Inhalt: Maria Callas wird als die größte Opernsängerin ihrer Zeit bezeichnet. MARIA erzählt nun erstmals die Geschichte der Diva durch ihre eigenen Augen, als sie ihr turbulentes, schönes und tragisches Leben kurz vor ihrem Tod 1979 in Paris noch einmal durchlebt. MARIA ist der Abschluss von Pablo Larraíns Trilogie über faszinierende und berühmte Frauen des 20. Jahrhunderts, die er mit „Jackie“ und „Spencer“ begonnen hat.
Ein Comeback für Angelina Jolie und eine Hommage an Maria Callas
In Maria von Pablo Larraín entfalten sich drei Geschichten, die auf einzigartige Weise miteinander verwoben sind. Die erste ist die oberflächliche Handlung: die letzten Tage im Leben von Maria Callas, der legendären Opernsängerin, die mit ihrer Stimme und ihrem dramatischen Privatleben die Welt betörte. Die zweite Geschichte gehört Larraín, dem visionären Regisseur aus Chile, der für seine psychologisch reichhaltigen Biopics über Frauen wie Jackie (2016) und Spencer (2021) bekannt ist.
Die dritte und vielleicht fesselndste Geschichte ist die von Angelina Jolie, die in der Titelrolle ihren ersten schauspielerischen Auftritt seit drei Jahren und mit ihrer ersten dramatischen Hauptrolle seit über einem Jahrzehnt, ein fulminantes Comeback feiert. Allein ihre Anwesenheit ist eine Geschichte für sich. In ihrer Darstellung verkörpert sie die verletzliche Stärke und erhabene Präsenz der Operndiva, was Kritiker und Fans gleichermaßen begeistert. Jolies schauspielerische Interpretation geht über eine bloße Nachahmung hinaus – sie sucht nach dem „Geist“ von Callas und fängt die emotionale Essenz der Figur mit beeindruckender Subtilität ein.
Larraín überlässt Jolie bewusst das Rampenlicht, eine kluge Entscheidung, die es ihr ermöglicht, die komplexe, widersprüchliche Natur von Callas auszudrücken. Der Film behandelt nicht nur die großen Triumphe der Sängerin, sondern auch die Last des Ruhms und ihre inneren Kämpfe.
Tiefgründige Themen und Parallelen zwischen Jolie und Callas
Es ist vor allem eine Studie über Erfolg und Ruhm, die zeigt, wie süchtig machend und berauschend er sein kann, Segen und Fluch zugleich. „Reservieren Sie mir einen Tisch in einem Café, wo die Kellner wissen, wer ich bin“, fordert Callas an einer Stelle. Ich bin in der Stimmung für Bewunderung“. Deshalb ist es auch so interessant, dass Jolie selbst die Rolle übernommen hat: Der Film ist eine Art Comeback für sie, nachdem sie nach harten Jahren im privaten Leben eine bewusste Pause von der Schauspielerei eingelegt hat; auch ihre Figur im Film denkt über eine Rückkehr ins Rampenlicht nach.
Film Kritik „A Killer Romance“
Diese Parallelen sind offensichtlich. Was steckt hinter dem Bedürfnis, dem Drang nach Rampenlicht, auch wenn es mehr belastet statt belohnt? Was passiert, wenn die eigene Symbolkraft die Person im Innersten zu überschatten droht? „Ich habe mir mein ganzes Leben lang Freiheiten genommen“, bemerkt Callas an einer Stelle, “und die Welt hat sich Freiheiten mit mir genommen.“
Besonders beeindruckend ist der Einsatz von Musik. Die Gesangsszenen, in denen Callas’ Originalstimme mit Jolies verschmilzt, schaffen eine faszinierende Illusion. Einige Callas-Kenner könnten mit den Nuancen von Jolies Interpretation hadern, die nach allem, was man hört, weniger eine reine Imitation ist als vielmehr ein Versuch, den „Geist“ der Callas zu erfassen.
Sie gibt auf jeden Fall einen überzeugenden Sopran ab; während der Gesangsszenen, die eine geschickte Mischung aus Callas und Jolies Stimmen zu sein scheinen, wird erst in den „Comeback-Probeszenen“ deutlich, wo die Unterschiede liegen.
Pablo Larraíns zurückhaltender Ansatz und visuelle Ästhetik
Im Gegensatz zu seinem vorangegangenen Werk El Conde (2023), einer surrealen Schwarz-Weiß-Komödie, wählt Larraín in Maria einen zurückhaltenden, herbstlichen Ton. Diese gedämpfte Ästhetik spiegelt die melancholische Stimmung des Films wider und passt perfekt zu der nachdenklichen Erzählweise.
Allerdings gibt es Momente, in denen der Fokus vom Wesentlichen abweicht. Die Szenen aus Callas’ Jugend, darunter ein Auftritt vor Nazi-Offizieren während des Zweiten Weltkriegs, fühlen sich etwas gezwungen an. Auch die Darstellung von Aristoteles Onassis, gespielt von Haluk Bilginer, nimmt stellenweise zu viel Raum ein. Dennoch bleibt der Film immer dann stark, wenn er sich auf Jolie und ihre Darstellung von Callas konzentriert. Neben Jolie glänzt Kodi Smit-McPhee als mysteriöser Interviewer, der durch Callas’ Erinnerungen führt.
Obwohl diese Figur als narratives Mittel dient, fühlt sich ihre Präsenz manchmal wie ein Fremdkörper an. Aggelina Papadopoulou überzeugt als junge Callas in Rückblenden, auch wenn die physische Ähnlichkeit zu Jolie begrenzt ist. Der Film beleuchtet außerdem die Spannungen zwischen Callas und ihrem Ex-Mann Onassis. Hier greift Larraín auf sein bewährtes Interesse an historisch bedeutsamen Figuren zurück – eine Verbindung, die Fans seiner früheren Werke sicherlich bemerken werden.
Angelina Jolie: Eine triumphale Rückkehr
Was Maria letztlich auszeichnet, ist Jolies außergewöhnliche Performance. Sie schafft es, die Menschlichkeit, Sensibilität und Einsamkeit von Maria Callas auf eine Weise darzustellen, die tief berührt. Mit ihrer Darbietung beweist Jolie, dass sie nicht nur eine der besten Schauspielerinnen ihrer Generation ist, sondern auch die perfekte Wahl, um die „La Divina“ zum Leben zu erwecken.
Aber noch mehr als diese Art von Anerkennung verdient sie es, als Seelenverwandte der Callas gewürdigt zu werden: Sie sind, das bestätigt dieser Film, zwei außergewöhnliche Frauen, deren Berühmtheit sie prägte und die ihrerseits ihren Ruhm begründeten. Jolie hat selten besser gespielt, und ihre Leistung wird zweifellos Gespräche über eine Oscar-Nominierung auslösen. Maria ist nicht nur ein filmisches Highlight des Jahres 2025, sondern auch eine kraftvolle Reflexion über Ruhm, Kunst und die Komplexität menschlicher Emotionen.
Fazit: Mit einer ebenso herausragenden wie unaufdringlichen Leistung lebt La Diva Eterna in Jolie weiter: traurig, temperamentvoll und ergreifend. Sie war niemals besser. Brava!
Film Bewertung 7,5 / 10