Im Westen Nichts Neues Poster

Genre: Drama / Kriegsfilm | Produktion: Deutschland, USA, Vereinigtes Königreich 2022 | Laufzeit: ca. 143 Minuten | Regie: Edward Berger | Mit: Felix Kammerer, Daniel Brühl, Albrecht Schuch, Aaron Hilmer, Moritz Klaus, Edin Hasanovic, Devid Striesow u.a.


Inhalt: 1917. Als der Große Krieg seinen Höhepunkt erreicht, meldet sich der deutsche Teenager Paul Bäumer (Felix Kammerer) zur Armee. 18 Monate später ist die Realität des Grabenkriegs in Fleisch und Blut übergegangen, während Paul alles tun muss, um zu überleben. In der Zwischenzeit versucht der friedensorientierte Politiker Matthias Erzberger (Daniel Brühl) verzweifelt, einen Waffenstillstand auszuhandeln.

© Netflix

Es handelt sich um die dritte Verfilmung des berühmten Romans von Erich Maria Remarque, der die Realität des Krieges so eindringlich schildert und in seinem Pazifismus so entschieden ist, dass er zu den vielen Büchern gehört, die von den Nazis systematisch verbrannt wurden.

Die erste Verfilmung erschien 1930, nur ein Jahr nach der ersten Veröffentlichung, und gewann bei der dritten Oscar-Verleihung den Preis für den besten Film. In den späten 1970er Jahren wurde das Buch als Fernsehfilm mit Ernest Borgnine verfilmt. Jetzt, wo das Buch bei Schulkindern auf der ganzen Welt zum festen Bestandteil geworden ist, wird es erneut verfilmt. Es scheint ein Buch zu sein, das so bahnbrechend ist, dass jede Generation eine Neuverfilmung bekommt.

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Die Neufassung des Regisseurs Edward Berger (vielleicht am besten bekannt als Regisseur von Patrick Melrose) mag die bisher loseste Version sein. Im Gegensatz zur Romanvorlage wird Paul Bäumer hier nicht für kurze Zeit desillusioniert nach Hause zurückkehren, aber die Geschichte verliert dadurch nichts von ihrer Kraft oder ihrer Wut.

Junge Soldaten in einer zerbombten Stadt im ersten Weltkirieg
© Reiner Bajo / Netflix

Die Aufnahmen und die Produktionswerte sind umwerfend

In einem furiosen Prolog wird nicht Paul, sondern ein anderer junger deutscher Rekrut dargestellt, der schnell in die Schusslinie einer französischen Kugel gerät. In einer bemerkenswerten Makro-Perspektive verfolgt Bergers Kamera dann die Reise seiner Uniform, die von Schlamm und Blut gereinigt, neu gepolstert und recycelt wird, um anschließend wieder an die Front geschickt zu werden.

Die gewaltige Maschinerie des totalen Krieges ist selten so eindringlich und kalt dargestellt worden wie hier. Diese Uniform landet schließlich in den Händen von Bäumer (Felix Kammerer, sehr eindrucksvoll, selbst wenn er im Schlamm versinkt), der naiverweise durch eine beängstigend nationalistische Rede dazu inspiriert wird, sich den Kriegshandlungen anzuschließen. Er und eine Gruppe von Jugendfreunden melden sich voller Begeisterung.

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18 Monate später sind sie alle entweder kriegsmüde oder tot. Jeder, der schon einmal einen Kriegsfilm gesehen hat (vor allem, wenn es sich um eine der beiden früheren Verfilmungen dieses Buches handelt), wird die Reise dieses Soldaten relativ gut kennen, doch die Darstellung ist äußerst beeindruckend.

Paul Bäumer (Felix Kammerer) auf dem Schlachtfeld an der Westfront © Reiner Bajo
Paul Bäumer (Felix Kammerer) auf dem Schlachtfeld an der Westfront © Reiner Bajo / Netflix

Selten hat sich ein Krieg so elendig, so verzweifelt sinnlos angefühlt

Die Soldaten werden endlos, fast repetitiv, in den Tod geschickt, und es bleibt nichts als ein Gefühl der Sinnlosigkeit. Bergers Regie ist durchweg kompromisslos. Der Grabenkrieg wird als reines Versagen rücksichtsloser, egomanischer Generäle dargestellt; wenn der Hunger sie nicht umbringt, werden es die überzogenen Befehle tun.

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Die Aufnahmen sind umwerfend, die Produktionswerte reichen an die von Sam Mendes‘ 1917 heran. Manchmal grenzt der Film fast an Horror, was nicht zuletzt an den dröhnenden, unkonventionellen Synthesizern von Volker Bertelmanns Musik liegt. Die gesamte Erfahrung ist düster und voller Hilflosigkeit. Vor allem ist es ein Kriegsfilm, der einem unter die Haut kriecht und in den Knochen stecken bleibt.

Fazit: Eine weitere atemberaubende Verfilmung des Anti-Kriegs-Klassikers: episch und grausam gleichermaßen. Selten hat sich ein Krieg so elendig, so verzweifelt sinnlos angefühlt

Film Bewertung 9 / 10