The Boogeyman Poster

Inhalt: Ein Patient mit großen Problemen, Lester Billings (Dastmalchian), erzählt seinem Therapeuten Will Harper (Messina), dass er glaubt, ein mächtiges übernatürliches Wesen sei für den Tod seiner Kinder verantwortlich. Wills eigene Töchter, Sadie (Thatcher) und Sawyer (Blair), befürchten, dass sie die nächsten Opfer des „Boogeyman“ werden könnten.

Sophie Thatcher und Vivien Lyra Blair  in The Boogeyman
Sophie Thatcher und Vivien Lyra Blair in The Boogeyman © 20th Century Studios. All Rights Reserved

Film Kritik

In den Filmen Host und DASHCAM untersuchte Regisseur Rob Savage gegenwärtige Ängste, indem er die Erzählmethoden des Jahres 2020 (Zoom-Meetings, YouTube-Paranoia) nutzte, während alte Schreckensszenarien aus den Schatten der Pandemie-Ära hervorkriechen.

Bei The Boogeyman, nach einer Kurzgeschichte von Stephen King aus dem Jahr 1973, wendet sich Savage eher dem traditionellen Horror zu. Savage führt ein Projekt des „Quiet Place“-Teams Scott Beck und Bryan Woods fort, das noch vor der weltweiten „Pause“ initiiert wurde. Er liefert uns eine auf Teenager ausgerichtete Geistergeschichte zum Thema „Familie“, angetrieben von großer Trauer und kindlicher Neugier. Das Ziel ist es, mit einem minimalen Aufwand ein Maximum an Grusel zu erzeugen.

Stephen King ist schon so lange Teil der einschlägigen Horrorkultur, dass man gerne vergisst, wie unbarmherzig und gierig er war, als er noch nach Erfolg und Anerkennung lechzte. Seine Romane sind heute zu TV-Sagas und Prestige-Filmen geworden oder zu Werken wie „Die Verurteilten“, die den Zeitgeist widerspiegeln.

Vivien Lyra Blair in The Boogeyman
Vivien Lyra Blair in The Boogeyman© 20th Century Studios. All Rights Reserved

Stephen Kings frühe Werke sind unbarmherzig und gnadenlos

Als King noch Gruselgeschichten für Zeitschriften schrieb, kanalisierte er die Wut und die Qualen, von denen selbst der Macher von DASHCAM das Bedürfnis verspürte, sie auf der Leinwand abzumildern. Der von David Dastmalchian in einer unheimlichen Nebenrolle gespielte Lester Billings ist so furchterregend wie die Kreatur, die aus dem Schrank kommt, um die Kinder zu töten.

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Gleichzeitig verleiht ihm der Film eine gewisse Tragik, indem er den schockierendsten Moment der Geschichte, die „Höhere Gewalt“-Wendung, weglässt (die noch immer in der Nachtschicht-Sammlung abgedruckt ist). Die traditionelle Rolle des Erwachsenen, der nichts kapiert, übernimmt der frisch verwitwete Dr. Harper (Chris Messina), dem mehrfach gesagt wird, dass etwas Gefährliches und Unnatürliches hinter geöffneten Türen lauert.

Allerdings ist er zu zerstreut, um sich ernsthaft mit den Monstern auseinanderzusetzen. Welch ein fataler Fehler in einem Stephen-King-Film. In „The Boogeyman“ von Stephen King geht es um den schlimmsten Albtraum aller Eltern – um den Tod ihrer eigenen Kinder, ein Thema, das schon in „Friedhof der Kuscheltiere„, „Cujo“ und anderen King-Verfilmungen vorkam.

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Im neuen Film von Rob Savage – der sich mit Schulhof Machtkämpfen beschäftigt, wie sie King in Carrie, Christine und anderen Filmen thematisiert hat – geht es vor allem darum, wie Kinder auf eine Tragödie reagieren und wie sie versuchen, ihr Schicksal zu meistern.

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© 20th Century Studios. All Rights Reserved

Der „Höhere-Gewalt“ Twist wird von Savage vermieden

So werden Sophie Thatcher als Sadie im Teenageralter und Vivien Lyra Blair als ihre jüngere, zahnlose Schwester Sawyer auf eine harte Probe gestellt. Sadies Mitschüler sind absolut nicht in der Lage, ihren Verlust zu bewältigen, während Sawyer im Schulbus mit einer gewissen Kaltschnäuzigkeit behandelt wird („Ist dein Vater auch tot?“)

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Selbstverständlich handelt es sich hier nicht um ein reines Drama über Verlustbewältigung. Es ist ein durch und durch gruseliger Film, der einer fast schon unanständig simplen Prämisse (ein Monster im Kleiderschrank) Angst und Schrecken entlockt und genug verstörende Bilder liefert, um dem Publikum ein bis zwei Monate lang das Fürchten zu lehren. In der Erzählung beruft sich King auf einen seiner Lieblings-Comiczeichner (Graham Ingels), die Hauptfigur von Tales From The Crypt in den 1950er Jahren – als den Einzigen, der die Kreatur veranschaulichen konnte, die Lesters Familie heimsucht.

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Das Design des Boogeyman-Monsters geht dabei auf Ingels zurück, der sich auf die Gestaltung von verkrüppelten, zähnefletschenden, verformten Kreaturen spezialisiert hatte, und schafft es, gleichzeitig archetypisch und dennoch völlig anders zu sein als alles bisher Dagewesene.

Fazit: So mancher Host- oder DASHCAM-Fan ist möglicherweise etwas enttäuscht, dass sich Rob Savage für etwas vermeintlich Konventionelleres entschieden hat. Doch The Boogeyman beweist, dass er auch eine packende, unaufgeregte Geistergeschichte mit einer gehörigen Portion Bedrohungs- und Verstörungspotenzial inszenieren kann.

Film Bewertung: 7 / 10