THE APPRENTICE - THE TRUMP STORY

Inhalt: Der iranisch-dänische Filmemacher Ali Abbasi beleuchtet in THE APPRENTICE – THE TRUMP STORY Trumps Werdegang in den 1970er- und 80er-Jahren und die Entwicklung zu einer Person, die weitreichende Auswirkungen auf die Welt hatte.

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Ein Trump-Film kurz vor der Wahl? Dass auch in den USA große Teile der Medienschaffenden dem Ex-Präsidenten gegenüber sehr kritisch eingestellt sind, hat sich rumgesprochen. Doch, so viel Angriffsfläche insbesondere die zurückliegenden zehn bis zwanzig Jahre auch geboten haben: Hinter „The Apprentice“ steckt mehr als die Persiflage von offensichtlichen Peinlichkeiten.

Es wäre ja auch ein Ritt auf der Rasierklinge: Ein Film, der dem Zuschauer den Eindruck eines politischen Werbespots vermittelt, wäre eher ein Eigentor. Trump-Fans würden ihn meiden wie Donald das Weihwasser. Alle anderen müssen von nichts überzeugt werden, könnten sich aber dennoch mit zu aufdringlicher Wahlempfehlung konfrontiert sehen und abgeschreckt werden.

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Dies könnte ein Motiv sein, warum Darsteller und Regisseur in der PR-Arbeit vor Veröffentlichung des Films tendenziell den metaphorischen Charakter hervorheben. Dargestellt, so der Tenor, werden eher moralische Fragen und die drohende Korrumpierung durch Macht und Erfolg, die jeden von uns betreffen.

Als Reaktion auf eine prophylaktische Unterlassungsklage lud Regisseur Ali Abbasi Trump gar ein, den Film vor Veröffentlichung zu sichten. Bei Redaktionsschluss wehrt sich die Rechtsvertretung des Portraitierten nach wie vor gegen den Kinostart.

Sebastian Stan als junger Donald Trump in The Apprentice
Sebastian Stan als junger Donald Trump in The Apprentice © DCM

Erfolg um jeden Preis

Die Wahrheit liegt natürlich irgendwo in der Mitte. Klar sind Trump und sein früherer Mentor, der Anwalt Roy Cohn, in „The Apprentice“ ein Stück weit Projektionsfläche. Doch auch wenn die politische Karriere mit ihrer langen Liste an Totalausfällen ausgespart wird, ist der Film doch das Porträt eines bestimmten Mannes, der auf dem Weg nach oben alle Menschen hat fallen lassen, die es irgendwann mal gut mit ihm meinten.

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Als da wären: sein Vater, der ihm zwar jegliche emotionale Zuneigung verwehrt, ihm jedoch den Reichtum vererbt und ihm zum entscheidenden Zeitpunkt die wirtschaftliche Verantwortung übertragen hat. Sein älterer Bruder Freddy, der ihn gegen die Demütigungen des Vaters verteidigte.

Seine erste Frau Ivana, die ihm jenen Glamour-Faktor beschert hat, der ihm selbst komplett abging und ihm dadurch gewiss den Zugang zu einigen Etagen erleichtert hat. Und ja: Ein Kommentar zur etwaigen Vergewaltigung, die Ivana jahrzehntelang behauptet, dann aber zurückgezogen hat, ist enthalten.

(L-R) Jeremy Strong als Anwalt Roy Cohn und Sebastian Stan als junger Donald Trump in The Apprentice
(L-R) Jeremy Strong als Anwalt Roy Cohn und Sebastian Stan als junger Donald Trump in The Apprentice © DCM

Trump zu Beginn nicht unsympathisch

Dann wäre da noch Roy Cohn höchstselbst, der den jungen, unbedarften und gar nicht mal unsympathisch porträtierten Donald zu Beginn des Films unter seine Fittiche nimmt. Denn letzterer muss Anfang der 70er Jahre Mietschulden im „Trump Village“ eigenhändig eintreiben. Seine Familie hat aufgrund von Diskriminierungs-Vorwürfen Probleme mit den Behörden und der Bau des „Grand Hyatt“ in Manhattan droht zu scheitern.

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In seiner Not und dem unbedingten Drang, es dem übermächtigen Vater endlich zu beweisen, wendet sich der junge Donald an Roy Cohn – einen Mann, der vor Selbstsicherheit kaum laufen kann. Der sich mit traumwandlerischer Sicherheit durch die High Society bewegt, zu der Donald auch so gern gehören würde. Und der weiß, wie man Deals durchdrückt – koste es, was es wolle.

Sebastian Stan (rechts im Bild) als Donald Trump in Apprentice
Sebastian Stan (rechts im Bild) als Donald Trump in Apprentice

„Streite alles ab! Gestehe keine Niederlage ein!“

In einer Art mephistophelischem Pakt willigt Donald also ein, bei Cohn „in die Lehre zu gehen“, um endlich auch bei den ganz großen mitzuspielen. Cohn schmiert und erpresst, ohne mit der Wimper zu zucken. Und auch wenn von „Fake News“, von Stormy Daniels oder vom Capitol wie erwähnt noch keine Rede ist, so schwingt natürlich eindeutig Foreshadowing auf die spätere Präsidentschaft mit, wenn Cohn seinem Lehrling goldene Regeln einbläut, wie: „Streite alles ab! Gestehe niemals eine Niederlage ein!“.

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Beim Casting dürften nicht nur Marvel-Fans erstaunt aufgehorcht haben. Doch Sebastian Stan gibt den Trump ganz hervorragend – sowohl in jüngeren (und schlankeren) Jahren wie auch mit zunehmendem körperlichem Verfall – bedingt durch Diätpillen und ungesunden Lebenswandel. Diesem Kursus durch verschiedene Karrierephasen folgt auch die Kameraarbeit.

Während der junge Trump noch durch die vollgepinkelten Häuserflure von Coney Island schleicht, ist das ganze eher im Mockumentary-Stil inszeniert. Später, nach dem Bau des Grand Hyatt und des Trump Towers, bekommen wir zunehmend opulente Bilder, die hier und da an Scorsese erinnern.

(L-R) Jeremy Strong und Sebastian Stan in The Apprentice - Die Donald Trump Story
(L-R) Jeremy Strong und Sebastian Stan in The Apprentice – Die Donald Trump Story © DCM

Jeremy Strong Oscar verdächtig?

Last but not Least muss Stans Counterpart Jeremy Strong gewürdigt werden. Seine Entwicklung als Roy Cohn ist gewissermaßen Gegenläufig zu der von Trump. Als sich die beiden erstmals begegnen, ist Cohn der Silberrücken mit einer Aura, die jeden noch so harten Gegenspieler einzuschüchtern vermag. Doch mit fortschreitendem Alter, gezeichnet von Krankheit und der Angst, seine Homosexualität offenzulegen, baut er körperlich ab und wird zunehmend hilfsbedürftig. Ein Attribut, das in Trumps Kosmos keinen Platz hat.

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Als Cohn gegen Ende des Films erkennt, was er selbst geschaffen hat und sich deshalb dagegen entschließt, sich von Trump abzuwenden, erleben wir eine beinahe Shakespear´sche Katharsis. Mit dieser hochintensiven Performance könnte sich Strong für die Oscar Nominierung in der Kategorie „Beste Nebenrolle“ in Stellung gebracht haben. Eine von Knabengesang unterlegte Schnittmontage, die verdächtig an die Finals aus der „Pate“-Trilogie erinnert, folgt zum Abschluss und hinterlässt ein tief nachdenkliches Publikum.

(L-R) Martin Donovan, Jeremy Strong, and Sebastian Stan in The Apprentice - Die Donald Trump Story
(L-R) Martin Donovan, Jeremy Strong, and Sebastian Stan in The Apprentice – Die Donald Trump Story © DCM

Fazit: Ist es ein Biopic oder ist es ein Drama? Fest steht, dass Sebastian Stan und Jeremy Strong sich gegenseitig zur absoluten Höchstleistung antreiben und sich geradezu in einen Rausch spielen. Ein Trump-Film, den viele sicherlich anders erwartet hätten und der viele kluge Gedanken beinhaltet.

Film Bewertung 8,5 / 10