NEXT GOAL WINS FILMPOSTER

Inhalt: Nach einer 31:0-Niederlage – der schlimmsten Pleite in der Geschichte der Qualifikation zur Fußball-WM – stellt die Fußballnationalmannschaft von Amerikanisch-Samoa den geschassten Trainer Thomas Rongen (Michael Fassbender) ein. Ihr Ziel: ein Tor zu schießen.

© 20th Century Studios

Film Kritik

Es gibt gute Sportfilme. Es gibt schlechte Sportfilme. Und dann gibt es noch die guten Sportfilme über miserable Sportskanonen. Next Goal Wins, der neueste Film von Taika Waititi, gehört zum letztgenannten Sub Genre. Die Geschichte des historisch gesehen lausigen Fußballteams von Amerikanisch-Samoa und dem Versuch, etwas weniger schlecht zu sein, wandelt auf den Spuren von Filmen wie Cool Runnings und Eddie The Eagle.

Angelehnt an den gleichnamigen Dokumentarfilm (2014) und basierend auf wahren Begebenheiten (mit einigen Ausschmückungen, wie der Film mitteilt), ist es die ultimative Underdog-Geschichte und genau die Art von skurrilem Material, zu dem sich Waititi schon immer hingezogen gefühlt hat. Es ist eine liebevolle, knochentrockene Komödie, die die polynesische Kultur feiert und sich durch sie definiert.

Amerikanisch-Samoa liefert dafür die perfekte Kulisse. Es ist die Kleinstadt in Reinkultur: ein Inselstaat mit einer generellen Geschwindigkeitsbegrenzung von 40 km/h und einer Gemeinschaft, die so abgeschottet ist, dass jeder einen Zweit- oder Dritt Job ausüben muss.

Der Cast von NEXT GOAL WINS
Der Cast von NEXT GOAL WINS. Photo: Hilary Bronwyn Gayle. Courtesy of Searchlight Pictures. © 2022 20th Century Studios All Rights Reserved.

Inselstaat als perfekte Kulisse

Einige der besten Filmmomente sind die, in denen das Drehbuch (von Waititi und Iain Morris) die Umgebung auf eine liebevolle Art und Weise durchleuchtet. Das gilt vor allem für den Fußballdirektor Tavita (ein wortkarger Oscar Kightley), der aus derselben Managementschule entsprungen zu sein scheint, wie etwa der unfähige Musikmanager Murray aus der HBO-Fernsehserie „Flight Of The Conchords„.

Da ist es fast schade, dass der Fokus nicht ganz auf dieser eingeschworenen Gemeinschaft liegt, sondern in erster Linie beim „weißen Retter“ (wie es eine Figur vorsorglich ausdrückt), der sie auf der Insel aufsucht. Die Hauptfigur von Michael Fassbender, der fast so eisig spielt wie in The Killer, ist – natürlich – nicht besonders sympathisch.

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Sein widerwilliger Fußballtrainer ist ein einziger Wutanfall auf zwei Beinen, der im Grunde alle Umgangsformen eines Sir Alex Ferguson besitzt, aber überhaupt nichts von dessen Führungsqualitäten. Seine schrittweise, unumgängliche Entwicklung vom ungebetenen Außenseiter zum neuen Leitwolf fühlt sich nicht wirklich nachvollziehbar an.

Dies ist vor allem einer Montage zu verdanken (ein weiteres bewährtes Stilmittel in Sportfilmen). Dieser Eindruck wird noch dadurch untermauert, dass Jaiyah (Kaimana), eine Transfrau, die Thomas mehrfach in unangenehmsten Momenten des Films falsch anspricht, in eine Nebenhandlung verwickelt wird.

NEXT GOAL WINS – Courtesy of Searchlight Pictures. © 2022 20th Century Studios All Rights Reserved.

Waititis Vorliebe für Skurriles kann ihm nur bis zu einem gewissen Punkt helfen

Natürlich gibt es Möglichkeiten, eine solch respektlose Figur darzustellen, ohne dass der Film selbst respektlos wirkt. Diese Grenze ist hier nicht eindeutig definiert. Deshalb gibt es auch gewisse Kritikpunkte.

Waititis Vorliebe für Skurriles kann ihm nur bis zu einem gewissen Punkt helfen. Im Vergleich zu den handwerklich sorgfältig ausgearbeiteten Filmen wie Boy oder Wo die wilden Menschen jagen ist das hier stellenweise fahrlässig.

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Trotzdem gibt es ein paar gute Argumente für die Vorzüge dieses Sub-Genres, wie die simple, aber starke Idee, dass es besser ist, gemeinsam zu verlieren und nicht allein. Der Haka des Teams ist ein echter Gänsehautmoment, und man kann sich wahrscheinlich denken, wie das Ganze ausgeht. Schlecht im Sport zu sein, kann also manchmal sogar etwas Positives an sich haben.

Fazit: Waititis Gags sind ein wenig dünn, und es gibt auch ein paar völlig misslungene Momente. Nichtsdestotrotz ist dies ein warmherziges Porträt eines derzeit schwachen Sportteams, das sein Herz am rechten Fleck hat.

Film Bewertung: 6 / 10