Inhalt: Jessica (DeWanda Wise) freut sich auf ein ruhiges und friedliches Leben in der Vorstadt, als sie mit ihrem neuen Ehemann und den zwei Stieftöchtern in ihr altes Elternhaus zurückzieht. Ihre jüngste Stieftochter Alice findet im Keller des Hauses Jessicas alten Teddybären Chauncey, der ihr ständiger Begleiter wird.
Doch die Bindung von Alice zu dem Kuscheltier nimmt unheimliche Züge an, als Alice beginnt, in Chaunceys Auftrag gefährliche und schmerzhafte Dinge zu tun. Zuerst finden die Erwachsenen keine Erklärung für das besorgniserregende Verhalten des Kindes. Bis Jessica der Verdacht kommt, dass Chauncey nicht das harmlose Kuscheltier ist, für das sie ihn gehalten hat.
Film Kritik
Blumhouse ist eine ernstzunehmende Horrorgröße. Sein besonderes, bahnbrechendes Geschäftsmodell – aufstrebende Horrorfilmregisseure haben die Chance, mit geringen Budgets groß rauszukommen. Und wie Erfolgreich ist das Konzept? Es hat sich als äußerst lukrativ herausgestellt und diente als bedeutende Plattform für Filmschaffende wie Jordan Peele, Rob Savage, Mike Flanagan, Nikyatu Jusu, Nahnatchka Khan, Christopher Landon und viele mehr.
Dieses Modell weckt jedoch auch bestimmte Erwartungen. ‚Imaginary‘ ist der achte Film der letzten zwölf Monate und obwohl er kein völliger Fehlschlag ist, entsteht dennoch der Eindruck, dass hier Quantität vor Qualität steht.
Auf den ersten Blick scheint Imaginary unter der Regie des Blumhouse-erfahrenen Regisseurs Jeff Wadlow (Wahrheit oder Pflicht von 2018) einer dieser Horrorfilme zu sein, die eine gruselige Figuren-Stilisierung anpeilen.
Chauncey, der Teddybär, wird als eine Art Kombination aus zwei Pixar-Figuren präsentiert: Toy Storys Lotso Knuddelbär und der erfundene Bing Bong aus Alles Steht Kopf (auf letzteren wird im Film häufig Bezug genommen).
Muppet Show statt Saw
Aber dem Film fehlt einfach das nötige Gespür, um Chauncey kultig oder bedrohlich genug erscheinen zu lassen. Am Ende erinnert er eher an „Fozzie-Bär“ aus der „Muppets“-Show als an „Billy die Puppe“ aus „Saw“.
Was folgt, sind die typischen Horrorthemen: ein Kind fürchtet sich in einem alten Haus, ein düsterer Keller mit flackerndem Licht und ‚Traumata‘. Grundsätzlich sind alle modernen Horrorfilme von einem Trauma geprägt. Hier gibt es jedoch mehr Traumatisierungen, als der Film verarbeiten kann.
Die Kinderbuchillustratorin Jessica (DeWanda Wise) wird von der Erinnerung an den Krebstod ihrer Mutter heimgesucht; ihr Vater wurde in eine Anstalt eingeliefert und erscheint in ihren Träumen als unheimliche Spinne. Zudem ist sie unsicher, ob ihre Stiefkinder sie als Bezugsperson annehmen werden, und deren leibliche Mutter ist ebenfalls psychisch gestört.
Das bedeutet, Jessica ist besorgt, weil ihre jüngste Stieftochter, Alice (Pyper Braun), anscheinend zu viel Zeit mit dem Teddybären Chauncey verbringt, was letztendlich dazu führt, dass einige übernatürliche „Geheimnisse“ aufgedeckt werden.
Horrormüdigkeit greift langsam um sich
Einige Geheimnisse kommen von einer der schlimmsten Kinderpsychologinnen der Welt, die ihre Verschwiegenheitspflicht verletzt, um die Handlung voranzutreiben.
Andere entstammen einer „Wendung“, wenn man es denn so bezeichnen möchte, und wieder andere von Jessicas Nachbarin, einer älteren Dame namens Gloria (Betty Buckley). Sie könnte ebenso gut Basil Exposition (aus Austin Powers) heißen, angesichts solcher Satzfetzen wie: „Jede Kultur hat einen eigenen Namen dafür, die Spanier nennen es „El Coco“.
Tatsächlich gibt es keine besonders negativen Aspekte, und die Schauspieler, insbesondere Wise, sind nicht für diesen Missgriff verantwortlich. Alles wirkt jedoch ziemlich platt. Der Film ist nicht übermäßig lang, aber er entwickelt sich in einem schleppenden Tempo.
Die Dialoge sind ermüdend und uninspiriert. Die Bildgestaltung ist eintönig und monoton. Das von M.C. Escher inspirierte Produktionsdesign beeindruckt zwar im letzten, etwas fantasievolleren Akt, jedoch ist dies insgesamt zu wenig und kommt auch viel zu spät.
Wirklich schlimm sind die imaginären Freunde, die bösen Geister, die Wesen, die die Spanier „El Coco“ nennen nicht. Sie wirken einfach nicht so beängstigend. Und sie kommen nie richtig zur Geltung. Es fühlt sich an wie bereits gesehen, nur viel schlechter umgesetzt.
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Fazit: Man spricht ja immer wieder von Superheldenmüdigkeit, aber bei diesem Umsetzungs-Tempo werden wir uns vielleicht auch Gedanken über Horrormüdigkeit machen müssen. Das ist zwar keine Vollkatastrophe, aber gefährlich nahe daran. Wäre es zu plump zu behaupten, dass es Imaginary einfach an Fantasie mangelt?
Film Bewertung 4 / 10