Inhalt: New Mexico, 1861: Vorboten des Amerikanischen Bürgerkriegs erschüttern den Süden Nordamerikas. Weiße Pioniere besetzen auf ihrem Zug nach Westen die Gebiete der Apachen, die sich brutal gegen die Landnahme wehren. Aber auch unter den Siedlern herrscht blutiges Chaos. Als der Vater der gefürchteten Sykes-Brüder Opfer eines Anschlags wird, nehmen seine Söhne die unbarmherzige Verfolgung der Attentäterin auf. Die Western-Saga HORIZON beginnt.
Totgesagte Leben Länger
Obwohl der Western schon wesentlich öfter für tot erklärt wurde, als Dracula, verwettet Kevin Costner einen beachtlichen Teil seines persönlichen Vermögens (man munkelt zwischen 38 und 50 Mio US-Dollar) darauf, dass in dem ollen Gaul noch etwas Leben steckt.
Das Ergebnis ist ein gemächlicher Drei-Stunden-Film, der nur der Auftakt zu einem längeren Epos darstellt. Denn Kapitel 2 erscheint hierzulande erst im November, und Kapitel 3 und 4 befinden sich noch in Produktion. Womöglich zahlt sich sein Vorhaben aus. Instinktiv fühlt es sich so an, als gäbe es ein Publikum für eine altmodische Geschichte von sich bekriegenden Siedlern, amerikanischen Ureinwohnern, von Planwagenzügen und Saloon-Mädchen.
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Jüngere Menschen sind vielleicht nicht mit den endlosen Spielarten des Genres aufgewachsen wie die Costner-Generation, aber gerade das könnte dazu beitragen, dass sich einige seiner härteren Momente frisch anfühlen. Schließlich sind die atemberaubenden Landschaftsaufnahmen und die Bildsprache dieser Zeit nach wie vor sehr wirkungsvoll, und Kameramann J. Michael Muro reizt die atemberaubenden Schauplätze bis zum letzten Blickwinkel aus.
Costner ist bemüht, auch nicht-weiße Bevölkerungsgruppen einzubeziehen, die den Westen geprägt haben
Das Problem an der Sache ist, dass man die Siedler nicht mehr als unschuldige Helden darstellen kann. Und bei seinem Versuch, die rivalisierenden Parteien, die im Grenzgebiet ums Überleben kämpfen, angemessen zu würdigen, strauchelt Costner hin und wieder. In Der mit dem Wolf tanzt wurde den aus dem Grenzgebiet vertriebenen Ureinwohnern viel Mitgefühl entgegengebracht, wie auch in einigen Szenen in diesem Film.
Allerdings kommen diese erst im Anschluss an den blutigen Auftakt. Die damit verbundene „beide Seiten“-Haltung wird somit untergraben. Costner bemüht sich auch um die Einbeziehung nicht-weißer Bevölkerungsgruppen, die den Westen geprägt haben. Das reicht von chinesischen Eisenbahnarbeitern bis hin zu schwarzen Stadtbewohnern, aber nur die wenigsten haben eine nennenswerte Rolle.
Ebenso unklar ist, ob er mit der Darstellung von Sienna Millers Frances Kittredge die Western-Tradition kommentiert, wonach weiße Frauen – vor allem hübsche Blondinen – fast vergöttert werden, oder ob er einfach nur das alte Klischee weiter verstärkt. Ihre Figur besitzt nicht genug „Innenleben“, um das deutlich zu machen.
Horizon ist keineswegs Costners Eitelkeitsprojekt
Auch die wenigen Zeit Sprünge, die es im Film gibt, sind nicht eindeutig erkennbar. So kommt einem die Schlussmontage, die eigentlich nur wie ein Werbe-Clip für Kapitel 2 darstellt, zunächst wie ein weiterer unzusammenhängender Übergang vor. Der von Costner gespielte „Pferdeliebhaber“ taucht erst nach einer knappen Stunde auf.
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Es handelt sich also keineswegs um ein reines Eitelkeitsprojekt (obwohl sich herausstellt, dass seine Figur sofort von einer sehr viel jüngeren, attraktiven Frau begehrt wird). Im Grunde ist es eine Aneinanderreihung von Versatzstücken: ein Angriff, eine Schießerei, eine Verfolgungsjagd, ein plumper Humoransatz. Einige sind spannend oder auf eigenwillige Weise komisch, andere wiederum sind zu lang geraten.
Es handelt sich nicht um eine in sich geschlossene Handlung
Dennoch sieht man nach drei Stunden die meisten unserer mutmaßlichen Hauptfiguren immer noch nicht in der namensgebenden Stadt Horizon. Oder sie treffen aufeinander, ohne nennenswerte Hinweise darauf, wie sich ihre Schicksale kreuzen werden. Und dann hört der Film einfach auf.
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Es sind zwar nur noch rund drei Monate bis zum nächsten Film, aber es wäre schön gewesen, wenn sich der Film wie eine abgeschlossene Geschichte angefühlt hätte. So wie die Klassiker, die ihn inspiriert haben.
Fazit
Natürlich ist es in Ordnung, wenn sich ein Epos immer weiter ausdehnt. Aber gleichzeitig will man als Zuschauer auch ein gewisses Ziel vor Augen haben. Doch Horizon kommt hier und da vom Weg ab. Insgesamt ist die Geschichte solide gefilmt und inszeniert und bietet den Western Fans eine Rückbesinnung auf die glorreichen Zeiten der Event-Filme und Pferde-Opern.
Film Bewertung 5 / 10