Schon immer steckte ein wenig Märchen-DNA in Star Wars. Nicht nur, weil der erste Film von George Lucas der archetypischen Heldenreise-Erzählung folgte – nur mit einem Farmer-Jungen, der eher Feuchtgebiete als Vieh kultiviert, und einem weisen alten Mann, der sich mit den Kräften der Macht und einem Laserschwert auskennt- sondern auch durch die schlichten Worte, mit der jeder Film der Skywalker-Saga beginnt: „Vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxie…“.
Und obwohl The Mandalorian eine Serie ist, die sich im Laufe der Zeit in verschiedenen Genres ausprobiert hat, unter anderem in Western, Samurai-Geschichten, Raubüberfällen und Spionage-Thrillern, lieferte Staffel 3 ein regelrechtes Märchenfinale – und zwar so sehr, dass es genauso gut auf einer eigenen Texttafel mit den Worten „Und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende“ hätte enden können.
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Die finale Bildeinstellung hatte etwas Endgültiges an sich
Die wohl größte Überraschung von „Kapitel 24: Die Rückkehr“ – war der Eindruck, den das Finale hinterließ. Nicht nur als Ende des letzten Handlungsbogens von Din Djarin und Grogu (sorry, Sir Din Grogu), sondern für alles, was die Serie von Dave Filoni und Jon Favreau bisher geschaffen hat. Wäre das hier nicht Star Wars – mit seinem „Niemand ist jemals wirklich weg“ -Konzept – könnte man meinen, dass die Geschichte zu Ende ist. Moff Gideon scheint besiegt worden zu sein (wenn auch mit viel Spielraum, falls man ihn zurückbringen möchte).
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Din wurde offiziell zu Grogus Papa ernannt, adoptierte ihn und verlieh ihm ein Vornamen (was zu großer Verwirrung darüber führte, wie mandalorianische Familiennamen zustande kommen). Sie besitzen sogar ein bezauberndes kleines Häuschen, da sie es vorgezogen haben, am Stadtrand von Nevarro und nicht auf dem von Bo-Katan Kryze zurückeroberten Mandalore zu leben.
Tatsächlich endete hier die Geschichte, die vor all den Jahren damit begann, dass Din Djarin einen einfachen Auftrag annahm, um ein mysteriöses 50 Jahre altes Wesen zu finden. Für ein Ende war es ein gelungener Ausklang, der die zugegebenermaßen recht unzusammenhängenden Handlungsstränge der dritten Staffel miteinander verknüpfte und gleichzeitig das Gesamtbild abrundete.
Auch wenn es in der letzten Staffel manchmal den Anschein hatte, dass sie eine klarere Orientierung gebraucht hätte – vor allem die Fokussierung auf Bo-Katan anstelle von Din Djarin und Grogu. In einer Episode wurde (auf interessante Weise) der Zustand der Neuen Republik erforscht, und man entfernte sich von der stromlinienförmigen und vereinfachten Missionsstruktur der ersten Staffeln, um tiefer in die Mando-Kultur einzutauchen -, so war letztendlich alles miteinander verwoben. Das Bestreben, Mandalore zurückzuerobern, stand in direktem Zusammenhang mit Moff Gideons Rückkehr.
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Der Masterplan Gideons, eine mit Beskar ausgestattete, die Macht beherrschende Klon-Armee zu erschaffen, war der Auslöser für die gesamte Geschichte und der Grund, warum er überhaupt ein Kopfgeld auf Grogu aussetzte. Die Aufnahme Grogus in die mandalorianische Struktur erforderte, dass der Kleine offiziell als Din Djarins Adoptivsohn anerkannt wurde, wodurch ihre familiäre Bindung gestärkt werden konnte; der neu gewonnene Familienfrieden zwischen Din Djarin und Din Grogu hängt mit der Rückeroberung der Mandalorianer ihrer eigentlichen Heimat zusammen, die durch die finale Vernichtung (oder doch nicht? ) von Moff Gideon.
So schloss sich der Kreis. Wenn überhaupt, dann ist es ein Kreis, der dieses Gefühl der Endgültigkeit unterstreicht – oder, genauer gesagt, ein Bildschnitt in der Schlusseinstellung.
Lars Mikkelsens Großadmiral Thrawn steht als neuer Bösewicht bereits in den Startlöchern
Es hatte schon etwas gemütliches an sich, dass Din Djarin lässig auf seiner Veranda saß – die Füße im wahrsten Sinne des Wortes hochgelegt – während Din Grogu ein paar Meter weiter mit einem zappelnden Frosch spielte, wobei die beiden ein Gefühl von Ruhe und Stabilität ausstrahlten, das ihnen seit ihrem ersten Zusammentreffen abhanden gekommen ist. Doch die Kameraeinstellung, die unser Vater-Sohn-Duo erfasst, unterstreicht diese Harmonie und vermittelt einen Moment der Verbundenheit – und, in gewisser Weise, auch der Endgültigkeit. Es war das schnitttechnische Äquivalent zu “ Ende “ zum Abschluss eines Märchenbuchs.
Alles war wieder im Gleichgeweicht. Vielleicht hätten wir in echter George-Lucas-Manier einen Nachsatz im Stil von American Graffiti bekommen können. „Din Djarin verbrachte viele glückliche Jahre als freier Mitarbeiter von Carson Teva und adoptierte bald eine Handvoll Anzellaner. Din Grogu verspeiste viele Ein-Augen-Frösche und war mehrere Jahrhunderte lang sehr glücklich, bevor er sich nach Dagobah zurückzog.„
Doch das ist sicherlich noch nicht das Ende. Zum einen hat Jon Favreau davon gesprochen, dass er bereits Staffel 4 von The Mandalorian geschrieben hat – was, sofern es sich nicht um eine raffinierte Irreführung handelt, bedeutet, dass es noch weitere Mando-Grogu-Abenteuer geben wird. Es bleiben noch einige Fragen offen – nicht nur Dins neue Abmachung mit Carson Teva, inoffizielle Aufträge für die Neue Republik anzunehmen, sondern auch die Hinweise, dass Grogu noch nicht sprechen kann… noch nicht.
Ahsoka – Trailer zeigt den langerwarteten Solo-Live-Action Auftritt
Und angesichts der jüngsten Ankündigung auf der Star Wars Celebration 2023, dass Dave Filoni bei einem kommenden Star Wars-Film Regie führen wird, in dem Charaktere aus The Mandalorian, Ahsoka und andere vorkommen werden, scheint die Rückkehr des Duos unvermeidlich zu sein – warum sollte man einen Film drehen, der in dieser Ära spielt, ohne die beiden beliebtesten, unverwechselbaren Figuren einzubeziehen?
Sollte es also nicht das Ende sein, so fühlt es sich zumindest wie das Ende einer Ära an. Wenn man davon ausgeht, dass Moff Gideon wirklich tot ist – mit dem Vorbehalt, dass seine Beskar-Rüstung ihn vor dem Feuerball geschützt haben könnte, der ihn auf Mandalore erfasste, und dass sein Klonprojekt bedeutet, dass ein „Irgendwie ist Gideon zurückgekehrt“-Moment nicht ausgeschlossen ist -, dann ist die Bühne frei für den Beginn von etwas Neuem, das den Bösewicht-Stab an Lars Mikkelsens Großadmiral Thrawn übergibt, der in den Startlöchern steht, um diesen August sein Live-Action-Debüt in Ahsoka zu geben.
Es ist vielleicht kein „Glücklich bis ans Ende ihrer Tage“, aber dieses Finale fühlt sich trotzdem wie ein endgültiges Statement an
Filoni hat Thrawn als den großen Bösewicht dieser Ära der Neuen Republik bezeichnet – seine bevorstehende Ankunft könnte den Beginn eines ganz neuen Kapitels markieren. Vielleicht ist Staffel 4 aber auch eine Rückbesinnung auf die Grundlagen der intensiven Geschichte dieser Staffel und ein Neuanfang mit zukünftigen, „einfacheren“ Missionen und Abenteuern.
Und wenn wir Din Grogu das nächste Mal sehen, ist er vielleicht kein Baby-Yoda mehr. Das Kind muss irgendwann erwachsen(er) werden, und auch wenn das zum Teil auf Kosten seines Niedlichkeits-Faktors gehen würde, so würde es gleichzeitig, bei einem etwas älteres Kind, eine echte Charakterentwicklung ermöglichen.
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Im Moment fühlt zeigt sich das Ende von The Mandalorian Staffel 3 wie ein langsames ausatmen an: eine Chance, innezuhalten, um das frisch gemähte Weltraumgras in Grogus und Mandos Vorgarten zu riechen (und meine Güte, was für eine schöne letzte Einstellung das ist – so ruhig und erholsam, dazu noch großartig vertont).
Bevor wir uns auf das Kommende stürzen, sollten wir diesen Moment des erzählerischen Abschlusses würdigen und uns über ein Happy End für unsere geliebten Figuren freuen, die sich endlich ein wenig hart erkämpften Frieden verdient haben. Es ist vielleicht kein „Glücklich bis ans Ende ihrer Tage“, aber dieses Finale fühlt sich trotzdem wie ein endgültiges Statement an. Aber im Moment ist ihre Geschichte abgeschlossen.