Genre: Drama / Musical | Regie: Joe Wright | Produktion: USA 2021 | Laufzeit: ca. 123 Minuten | Mit: Peter Dinklage, Haley Bennett, Kelvin Harrison Jr., Ben Mendelsohn u.a
Inhalt: Der verliebte Dichter und Soldat Cyrano (Peter Dinklage) ist nicht in der Lage, seine tief sitzenden Gefühle für seine Jugendfreundin Roxanne (Haley Bennett) auszudrücken. Als sie sich in Christian (Kelvin Harrison Jr.) verliebt, ist Cyrano am Boden zerstört. Doch weil er Roxanne glücklich machen will, hilft er seinem Rivalen, Liebesbriefe zu schreiben, um seine Angebetete zu umwerben.
Joe Wrights Cyrano beginnt mit einem wunderschön gerahmten Bild einer Marionette. Nach seinem misslungenen Versuch mit dem Noir-Thriller The Woman In The Window kehrt der Regisseur, dessen Eltern ein Puppentheater betrieben, wieder auf sicheres, fruchtbares Terrain zurück, indem er sich ironischerweise stärker auf seine experimentelle Seite besinnt.
Eine musikalische Adaption von Edmond Rostands Stück Cyrano de Bergerac aus dem Jahr 1897, basierend auf Erica Schmidts Bühnenshow von 2018, vertont von The National und gedreht während der Pandemie auf Sizilien.
Vielleicht ist der Film eher exzentrisch als fesselnd, und er kann den abgedroschenen Mustern des Stücks nicht entkommen. Aber er ist immer wieder originell, lebendig und wird von einem charismatischen Peter Dinklage getragen.
Von der Bühne auf die Leinwand
Ursprünglich war Dinklage in dieser Rolle auf der Bühne zu sehen (er ist mit der Autorin Schmidt verheiratet), und die Neuinterpretation ist eine Meisterleistung. Sein körperlicher Kontrast wirkt sofort überzeugender und ergreifender als die traditionelle übergroße Nase der Figur.
Sein wortgewandter Cyrano ist ein geschickter Schwertkämpfer und hat den Mumm, locker zehn Angreifer auszuschalten – die Kämpfe sind von Wright wunderschön inszeniert. Ihm fehlt jedoch der Mut, seine Gefühle für seine Jugendfreundin Roxanne (Haley Bennett aus The Girl On The Train) zu offenbaren.
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Als Roxanne sich jedoch sofort in den attraktiven Soldaten Christian (Kelvin Harrison Jr., Waves) verliebt, sieht Cyrano eine Chance, seine Zuneigung auf eine harmlose Weise mitzuteilen. Er schreibt Liebesbriefe an den unbeholfenen Rekruten. „Ich werde dich eloquent machen“, schlägt er vor, „und du wirst mich ansehnlich machen.“
Wenn es bei Cyrano ein Paradebeispiel für Wrights Arbeit gibt, dann ist es seine Adaption von Anna Karenina, wo er einem anderen ehrwürdigen Klassiker eine Mischung aus Verspieltheit und hohem Stil verleiht – dank üppiger Kostüme, Theaterdesign und tadellos inszenierter Kamerafahrten. Manchmal wirkt seine Machart unnötig verschnörkelt, doch manchmal trifft er genau ins Schwarze.
Eine bunte Mischung von Musikstücken
Die Art und Weise, wie er die berühmte Balkonszene der Story inszeniert – in der Cyrano Christians Worte sprechen muss – ist sowohl glaubhaft als auch magisch. Die Lieder, die von Bryce und Aaron Dessner von The National komponiert wurden – mit Leadsänger Matt Berninger und Carin Besser als Texterinnen – sind von der gequälten Romantik der Band geprägt.
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Es handelt sich um eine bunte Mischung von Musikstücken, aber die denkwürdigeren Titel entstehen jenseits des zentralen Duos. Roxannes Verehrer, der verabscheuungswürdige Herzog De Guiche (Ben Mendelsohn), bekommt eine starke „Das ist mein böser Plan“-Nummer.
Und der eindrucksvollste Teil wird von Soldaten gesungen, die am Vorabend einer großen Schlacht Briefe nach Hause schreiben, wobei Wright den Kampf stimmungsvoll vor dem Hintergrund des Ätna inszeniert.
Originelle Ästhetik
Bennetts Rolle als Roxanne ist einnehmend – ihre Leistung und Erica Schmidts Drehbuch mildern den sexistischen Unterton der Geschichte, in der die Figur mit dem doppelten Problem belastet ist, naiv und oberflächlich zu sein.
Auch Harrison Jr. liefert genug Material als Christian, um das Liebesdreieck zu verkomplizieren. Aber dies ist Dinklages Film. Auch wenn sein Gesang nicht der stärkste ist, so trägt seine Begrenztheit doch zu Cyranos Verletzlichkeit bei, und er kann tiefgründige Intelligenz, Wut, Sehnsucht und Bedauern mit der geringsten Gesichtsregung vermitteln.
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Als nachdenklicher, stolzer Mann, der von Zweifeln geplagt wird, gibt er Wrights leichtfüßiger und origineller Ästhetik eine Grundlage und sorgt dafür, dass die letzten Momente unerwartet berührend sind.
Fazit: Joe Wright verleiht einer oft erzählten Geschichte Spaß und Einfallsreichtum, auch wenn die Handlung wenig Überraschungen bietet. Sehenswert ist der Film vor allem wegen der überzeugenden Darstellung von Peter Dinklage. Film Bewertung 7 / 10