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Erstausstrahlung: 2. Mai 2018 / Youtube Premium

Sender: Netflix

Länge: ca. 27 – 30 Minuten / Staffeln: 2

Story:

Eine Fortsetzung von „Karate Kid“, die heute, mehr als drei Jahrzehnte nach den Ereignissen des Films, stattfindet. Johnny, der Erlösung sucht, eröffnet das Cobra-Kai-Dojo wieder und lässt seine Rivalität mit Daniel wieder aufleben. Die beiden Männer werden mit den Dämonen der Vergangenheit und den Frustrationen der Gegenwart konfrontiert.



Serien Kritik:

von Ilija Glavas

In der „Cobra Kai“-Serie, einer Fortsetzung von Karate Kid 34 Jahre nach Teil 1, kehren Ralph Macchio und William Zabka zurück, um ihre Rivalität wieder aufleben zu lassen. Aber was ist ihr Comeback wert, welches jetzt auf Netflix verfügbar ist?

Zuerst auf Youtube im Premium Abo enthalten, nun von Netflix übernommen (2 Staffeln sind verfügbar, verlängert um eine dritte, die ein „Netflix Originals“ sein wird). Es wurden beide Staffeln zur Bewertung herangezogen.

Mehr als nur nostalgische Wiedergutmachung

Wenn man die Adaption einer bereits etwas älteren Kinosaga in Serie ankündigt (ein Trend, der immer häufiger zu beobachten ist), gibt es im Allgemeinen drei Arten von Reaktionen bei den Zuschauern. Filmkenner, die nicht wollen, dass ihre Saga angetastet wird, und Seriophile, die sich fragen, ob die Schöpfer der Serie und die Entscheidungsträger nicht vielleicht etwas Innovativeres wagen würden.

In der Mitte befindet sich der Rest des Publikums, erstaunt zum Zeitpunkt der Ankündigung und im Allgemeinen, mit dem Aufleben des Serien-Streaming-(über) Angebots, neigt man eher dazu, die Serie nicht sehen zu wollen. Abgeleitet von der Karate Kid-Franchise, könnte die Serie eben dieses Schicksal erleiden, aber seine Ankündigung auf Netflix gibt ihm die Chance, sein Publikum neu zu definieren.

Cobra Kai findet 30 Jahre nach den Ereignissen in den Filmen statt, zumindest in den ersten drei, da es keine Hinweise auf „Miss Karate Kid“ ( The Next Karate Kid mit Hillary Swank von 1994 ) – oder die Handlung der Zeichentrickserie gibt. Wie Tanzfilme, in denen Konflikte in choreographierten „Kämpfen“ gelöst werden, bietet Cobra Kai eine Art alternative Welt, in der die minimalste, leicht dramatische Situation zu einem Karate-Duell führen kann. 


Cobra Kai
Hawk, Johnny und Miguel in Cobra Kai ©Netflix

Subtile komödiantische Ansätze mit Drama Aspekt

Doch die Serie darauf zu beschränken, wäre einfach zu Billig. Weil es den Schöpfern der Serie gelungen ist, ein Universum um die Rivalität zwischen Daniel und Johnny herum aufzubauen. Die Serie nimmt sich die Zeit, seine Nebencharaktere im Detail zu beschreiben, wodurch sofort eine „Cobra-Kai-Familie“ entsteht, die wir von Episode zu Episode gerne wiedersehen.

Darüber hinaus haben die Protagonisten Kinder, leben in sehr unterschiedlichen persönlichen und beruflichen Situationen und ihre Familien werden trotz der Rivalität, die in den beiden Vätern schlummert ( lebt ), geschickt ineinandergreifen. Aber auch, weil die Serie auch für diejenigen gedacht, die Karate Kid nicht gesehen haben. Es gibt viele Verweise auf die Saga, mit Einblendungen und Ausschnitten aus den Filmen oder einfach Set-Elementen, die an vergangene Handlung erinnern (z.B. ein Poster der Meisterschaft des ersten Films, das Auto von Mr. Miyagi etc.).

Zuschauer, die Cobra Kai jetzt einfach nur entdecken, werden es eventuell etwas schwerer haben in die Serie zu kommen um zu verstehen, warum Johnny und Daniel so wütend aufeinander sind. Dieser Ansatz liefert gleichzeitig den subtilen komödiantischen Ansatz. Nämlich, dass Männer, die über 50 jahre alt geworden sind, ihre alte Highschool Fehde, immer noch in sich tragen.



Bad Sensei trifft Highschool Liebes-Drama

Den ersten Film anzusehen, ist jedoch mehr als ausreichend, um diese Lücke zu füllen und die Bezüge und Probleme zu erfassen, um die es geht. Das Format von ca. 27 – 32 Minuten pro Episode trägt dazu bei, die Serie von einer einfachen „nostalgischen Rückblende in die nostalgische Vergangenheit, die man sich nicht unbedingt aufbürden würde“ zu einem leichten und unterhaltsamen Vergnügen zu machen, dem eine längere Dauer gut getan hätte.

Aber die Serie versucht nicht mehr zu sein, als sie in Wahrheit ist. Das wird schließlich durch Treue belohnt, weil man den Zuschauer mitnimmt auf eine kleine Nostalgie Reise in die 1980er Jahre, mit den Problemen der Teenager aus der Gegenwart. Die Besetzung der Söhne, Töchter und weiterer Jugendlicher der Serie, ist durchaus gelungen.

Fügt man noch die Genugtuung hinzu, zu sehen, wie die beiden über Fünfzigjährigen, zu denen Ralph Macchio und William Zabka geworden sind, ihren gegenseitigen Groll zum Leben erwecken, und man hat die perfekte Serie für eine richtig kurzweilige Unterhaltung, in den – bisher – zwei Staffeln.


Cobra Kai Serie bei Netflix
Rivalen der Matte – Bad Sensei unter sich: William Zabka ( Johnny Lawrence ) und Ralph Macchio ( Daniel Larusso ) in Cobra Kai ©Netflix

Während der Schwerpunkt verteilt auf den Schultern, der drei wichtigsten Teenagern liegt – Johnnys Schützling Miguel (Xolo Mariduena), seinem entfremdeten Sohn und Daniels Schützling Robby (Tanner Buchanan) und Daniels Tochter Samantha (Mary Mouser) – nimmt sich die Serie auch die Zeit, Demetri (Gianni Decenzo) und Eli/Hawk (Jacob Bertrand) ein wenig mehr in der Tiefe zu zeigen.

Unter den Teenagern stechen vor allem Tanner Buchanan als Robby und Disney-Channel-Star Peyton List hervor, die wild und furios als Tory ist, ein unterprivilegiertes Mädchen, das vor Wut und Groll brodelt. Die Serie tut gut daran, die kleineren Karate-Scharmützel auszudehnen, um das Publikum bei Laune zu halten. Dazu gesellen sich etliche skurrile und liebenswerte Charaktere, die alle die Serie bereichern.

Aber zwei rivalisierende Dojos voller unzufriedener Teenager, die wissen, wie man zuschlägt, werden ihren Konflikt schließlich eskalieren lassen. Das Ergebnis ist ein ausgewachsener, die Knochen brechender, fulminanter Kampf, der in seiner Länge und Brutalität atemberaubend gut gefilmt ist. Obwohl die Kämpfe in „Cobra Kai“ nicht so anspruchsvoll sind wie die fantastischen Kampfkünste in „Into the Badlands“ oder der ultra-gewalttätige „Warrior“, fühlen sich die Kämpfe in „Cobra Kai“ geerdeter und daher gefährlicher an.


Cobra Kai
Peyton List ( Tory ) vs. Mary Mouser ( Samantha Larusso ) © Netflix

Fazit: Starker Serien – Punch. Gezielt getroffen und dabei viel an vermuteten Kitsch weglässt. Das große Plus der Serie, sind deren Schauspieler aus der Originalen Filmreihe. Die Identifikation und das Interesse, ist sofort da. Man freut sich regelrecht darauf zu sehen, was aus den Rivalen von damals geworden ist. Eine Serie, die mit ihren jugendlichen Cast glänzt, dabei von Bad Sensei und Liebes-Dreiecks -Geschichten an der Highschool erzählt. Leichtigkeit und Twists – die mit alten und neuen Mustern spielen und in einem Drama enden.

Insgesamt erforscht Cobra Kai das Gute und die Grenzen sowohl von Miyagi-Do als auch von Cobra Kai, und vielleicht wird der beste Kämpfer derjenige sein, der das Beste aus beiden Formen des Karate vereinen kann. Cobra Kai ist eine Serien- Überraschung, die man sich ansehen sollte – sofern man Interesse an guter, leichter Unterhaltung hat, die zwischen einer Erzählung über Bad Sensei und einer Highschool Dreicks – Liebes – Geschichte angesiedelt ist, ohne dabei zu sehr in Kitsch abzudriften – und zusätzlich lustige Momente bietet, ohne das große, finale Drama außer Acht zu lassen.

Wertung: 8 / 10


https://www.youtube.com/watch?v=Xe45mmev65o


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