A DIFFERENT MAN FILMPLAKAT

Inhalt: Edward, ein erfolgloser Schauspieler, erhofft sich durch einen chirurgischen Eingriff ein neues Leben. Doch das neue Gesicht, das er daraufhin erhält, macht keinen anderen Menschen aus ihm. Sein neues Traumgesicht verwandelt sich immer mehr in Edwards persönlichen Albtraum.

Dabei muss er zusehen, wie Oswald, ein gleichgesinnter ohne den operativen Eingriff, ihm nach und nach alles das nimmt, wofür er sich erst in Behandlung begeben hat. Edward wird bewusst das er zwar etwas von sich fortgegeben hat, dafür jedoch über nichts Neues verfügt.

© A24

FILM KRITIK

Eine schwarze Komödie als Wettbewerbsbeitrag aus dem eher schwach vertretenen amerikanischen Raum lässt aufhorchen. Makaber, mit Slapstick after Musik unterlegt und mit einigen düsteren Szenen einem Horrorfilm nicht unähnlich. Schimberg macht den Zuschauer darauf aufmerksam, dass wir noch nicht in einer Zeit leben, in der das Unbekannte so einfach hingenommen wird und Stigmatisierung durch Konfrontation vielleicht nur leichter „normalisiert“ wird.

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Ein Fleck an der Decke von Edwards Wohnung erinnert stark an den Film „Dark Water“. Auch in Edwards Wohnung wird der Fleck immer größer, und ihn zu ignorieren bringt ihn leider genauso wenig weiter, wie sich selbst nicht liebenswert zu finden. Und das bringt ihn in die Situation, in der er sich im Laufe des Films befindet.

Der ganze Film ist weder ein modernes „Die Schöne und das Biest“ noch eine Neuauflage von „Der Elefantenmensch“. Auch andere Filme kommen einem in den Sinn, wenn man dieses Werk sieht. Die ersten Bilder erinnern an Frankenstein, die Stimmung und der Look von New York an Woody Allen. Auch bei der Musik hat man das Gefühl, sie in dem einen oder anderen Film schon einmal gehört zu haben.

Sebastian Stan, Renate Reinsve, Adam Pearson in A Different Man
Sebastian Stan, Renate Reinsve, Adam Pearson © Faces Off LLC

Schimberg bezieht Inspiration aus diversen anderen Werken

Der Regisseur parodiert sich selbst spätestens bei der Namensgebung seiner Figuren. Edward erinnert allzu deutlich an Edward mit den Scherenhänden, der ähnlich schüchtern und zurückhaltend agierte. Oswald hingegen ist eine flippige Person, die den Namen desjenigen trägt, der Kennedy erschossen hat. Schimberg hat sich von vielen kreativen Köpfen inspirieren lassen und es dennoch geschafft, etwas Eigenes zu schaffen.

Zwischen dem Humor, bei dem einem das Lachen fast im Halse stecken bleibt, und dem Gefühl, dass der Horror gerne jederzeit mehr Raum einnehmen könnte, bleibt der Film eine interessante Genre-Mischung, die dadurch ihren eigenen Charme erhält.In der ersten Hälfte erzählt er eine liebevolle Geschichte mit durchaus witzigen Momenten. Allerdings verliert er in der zweiten Hälfte an Spannung und die Geschichte wird etwas vorhersehbar.

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Obwohl der Erzählstrang nicht sonderlich überraschend ist, können die Darsteller und insbesondere die großartige Maske des Schauspielers Sebastian Stan den Zuschauer überzeugen und fesseln. Stan verwandelt sich nicht nur durch grandioses Schauspiel in eine Person, die im Zug schüchtern nach den Blicken der anderen Ausschau hält, sondern bekommt durch sein phänomenales Make-up eine neue Identität.

Der Film wechselt gerne von der Fiktion in die Realität. In seinem Werk hat Schimberg Fragen aufgeworfen, die er eine Zeit lang mit sich herumgetragen hat. Im Leben wurde er mit ähnlichen Themen konfrontiert.

Sebastian Stan in A Different Man
Sebastian Stan © Faces Off LLC

Der Film schafft Aufmerksamkeit für ein relevantes Thema

Auch Adam Pearson, der im Film die Rolle des Oswald spielt, setzt sich als Aktivist für die Anerkennung von Menschen mit einer Krankheit wie seiner ein. Der Film vermittelt die Botschaft, dass anders auszusehen nicht automatisch bedeutet, anders zu sein. Und genau darauf legt der Film seinen Fokus. Ein Bewusstsein schaffen und normalisieren.

Ist es angemessen, Schauspieler zu besetzen, die eine solche Krankheit nur darstellen, ohne selbst daran zu leiden? Können diese Menschen nachempfinden, wie es ist, ohne ihre Privilegien durchs Leben zu gehen? Adam Pearson sticht aus der Besetzung heraus und lässt Stan praktisch im Regen stehen. Seine Darstellung ist so lebensbejahend, so befreiend, dass sie den Zuschauer zum Schmunzeln bringt. Und das ist genau das, was seine Figur sein soll.

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Im Film ist er derjenige, der Edward zeigt, was er hätte sein können, wenn er nur angefangen hätte, sich so zu akzeptieren, wie er geboren wurde. Doch Edward, der nur sehen will, was sein Spiegelbild ihm zeigt, ist dazu nicht in der Lage. Sein neues Gesicht gibt ihm noch kein neues Leben. Und Oswalds Verhalten konfrontiert ihn schmerzlich damit. Sein Wutausbruch am Ende des Films ist etwas, auf das der Zuschauer nur gewartet hat.

BERLINALE 2024
© Internationale Filmfestspiele Berlin

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Erwähnenswert ist auch ein Cameo-Auftritt von Michael Shannon, der so humorvoll platziert ist, dass es eine Freude ist, den kleinen Schlagabtausch zwischen ihm und Pearson zu beobachten. Weniger Freude ruft das bei Edward hervor, der von Kopf bis Fuß eingegipst ist und keine Möglichkeit hat, der Situation zu entkommen, was die ganze Sache noch absurder erscheinen lässt.

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Auch wenn das Thema relevant ist und die vom Regisseur aufgeworfenen Fragen berechtigt und gut gestellt sind, so bekommt der Zuschauer doch keine durch und durch brillante Idee geboten: Das Material ist weder einzigartig noch völlig neu.

Fazit: Am Ende bleibt bei diesem Werk vor allem die Worte des Darstellers Adam Pearson in der Pressekonferenz nachträglich hängen: „Everyone is messed up, so be messed up together“.

Film Bewertung 8 / 10