ASTRID LINDGREN: DIE MENSCHHEIT HAT DEN VERSTAND VERLOREN

Sie schenkte der Welt Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga und Ronja Räubertochter. Doch hinter den fantasievollen Figuren Astrid Lindgrens verbarg sich eine Frau, die in den dunkelsten Jahren Europas ein Tagebuch führte. Diese Aufzeichnungen, jahrzehntelang verborgen, bilden nun die Grundlage für den Film Astrid Lindgren – Die Menschheit hat den Verstand verloren, der am 6. November 2025 seine Weltpremiere bei den Nordischen Filmtagen Lübeck feiert.

Weltpremiere in Lübeck: Eine Reise in das unbekannte Innere einer Ikone

Zwei Termine markieren den Auftakt dieser außergewöhnlichen Filmreise:

6. November um 19:00 Uhr, Stadthalle Lübeck, Saal 5
9. November um 13:30 Uhr, Stadthalle Lübeck, Saal 3

Weitere Informationen zum Festival unter: NORDISCHE FILMTAGE

Regisseur Wilfried Hauke eröffnet mit dieser Doku ein bislang kaum bekanntes Kapitel im Leben der schwedischen Weltautorin. Basierend auf ihren Kriegstagebüchern von 1939 bis 1945, die erst 2015 veröffentlicht wurden, beleuchtet der Film Lindgrens Rolle nicht als Erfinderin kindlicher Fantasiewelten, sondern als Chronistin der Wirklichkeit, einer Wirklichkeit, die von Angst, Verlust und moralischem Widerstand geprägt war.

© farbfilmverleih

Die Autorin als Zeugin der Zeit

Astrid Lindgrens Tagebücher, die mehr als 70 Jahre lang in einem Wäscheschrank in ihrem Schlafzimmer lagen, sind eine literarische Sensation. In ihnen notierte sie, was sie in den Jahren des Zweiten Weltkriegs bewegte – als Mutter, als Frau, als Mensch. Zwischen Bombenangriffen, Hunger und politischem Fanatismus formte sie eine Stimme, die heute aktueller wirkt als je zuvor.

Die Menschheit hat den Verstand verloren“, dieser Satz, aus ihren Aufzeichnungen zitiert, ist nicht nur titelgebend, sondern programmatisch. Der Film macht deutlich, dass Lindgrens moralischer Kompass – ihr Plädoyer für Frieden, Empathie und Gleichberechtigung – weit über ihre Kinderliteratur hinausgeht. Sie war, lange bevor man das Wort kannte, eine humanistische Aktivistin mit der Kraft der Fantasie als Waffe gegen das Vergessen.

Wilfried Hauke verbindet dokumentarische und szenische Elemente zu einem dichten, emotional aufgeladenen Porträt. In Interviews kommen Lindgrens Tochter Karin Nyman, ihre Enkelin Annika Lindgren und ihr Urenkel Johan Palmberg zu Wort. Sie lesen aus den Tagebüchern, reflektieren die privaten Tragödien und enthüllen eine Seite der berühmten Autorin, die bislang verborgen blieb.

Parallel dazu entfalten nachgestellte Szenen das Leben Astrid Lindgrens in einer berührenden filmischen Bildsprache. Sofia Pekkari verkörpert Lindgren mit eindrucksvoller Sensibilität, Tom Sommerlatte spielt ihren Mann Sture, während Edda Braune und Ida Malene Schütte die junge Tochter Karin darstellen. Es ist ein Ensemble, das Nähe statt Pathos sucht, ein intimer Blick in das Innere einer Familie, die zwischen Krieg und Hoffnung Halt sucht.

Die Stimme der Vernunft im Sturm der Geschichte

Vieles erzählt Lindgren im Film selbst, durch Auszüge aus ihren Tagebüchern. Diese Passagen verleihen dem Werk eine geradezu literarische Dimension, als spräche sie aus der Vergangenheit direkt in unsere Gegenwart hinein.

Ihre Tochter beschreibt es so:

„Ihr Mut, zu verzeihen, und ihr unbedingter Wille, mit Hilfe der Fantasie die Welt besser zu machen, waren ihrer Zeit voraus – und sind es immer noch.“

Karin Nyman geb. Lindgren

Damit wird Astrid Lindgren – Die Menschheit hat den Verstand verloren mehr als eine Biografie. Es ist ein filmisches Zeugnis darüber, wie eine Frau mit der Kraft des geschriebenen Wortes gegen die Dunkelheit ankämpfte. Und es erinnert daran, dass Literatur nicht nur trösten, sondern auch mahnen kann.

ASTRID LINDGREN - DIE MENSCHHEIT HAT DEN VERSTAND VERLOREN
Sofia Pekkari als Astrid Lindgren Copyright: Kim Naja Kaufner / IDA © farbfilmverleih