Inhalt: Der Astronaut Mills (Adam Driver) stürzt nach einer Asteroidenkollision auf der Erde ab – und zwar vor 65 Millionen Jahren. Gemeinsam mit der einzigen Überlebenden, der jungen Koa (Ariana Greenblatt), muss sich Mills in der prähistorischen Welt zurechtfinden – und sich mit Dinosauriern anlegen – um zu überleben.
Es ist ein Wunder, dass Hollywood sich nicht mehr für Dinosaurier interessiert, wenn man bedenkt, dass sie Gegenstand des einst größten Kassenschlagers der Geschichte sind (Jurassic Park).
Wenn man den wildesten Träumen kleiner Kinder Leben einhaucht, so erscheint das wie ein eindeutiger Pluspunkt für Blockbuster-Filmemacher, die auf der Suche nach paläontologischen Spielereien für das Kino sind. Zauberer der Spezialeffekte wie Ray Harryhausen und Phil Tippett hielten sie einst in der filmischen Fantasie lebendig, aber heutzutage sind Dinosaurier auf der Leinwand, abgesehen von der fortlaufenden Jurassic-Reihe, eine seltene Erscheinung.
Doch nun folgt dieser Dino-Katastrophenfilm von Scott Beck und Bryan Woods, die – wie schon bei ihrem Drehbuch für A Quiet Place – eine ebenso simple wie effektive Sci-Fi-Prämisse entworfen haben: Was würde passieren, wenn ein Astronaut vor 65 Millionen Jahren, also am Ende der Kreidezeit, auf unserem Planeten eine Bruchlandung hinlegt? Mit dieser Grundidee werden die Dinosaurier nicht mehr als die fürchterlichen Riesenechsen dargestellt, die die Kinder im naturwissenschaftlichen Unterricht faszinierten, sondern vielmehr als gefährliche, beängstigende, uns unbekannte Lebensformen.
Es handelt sich um einen sehr geradlinigen, äußerst effizienten Actionfilm. Nach einer etwas schwammigen Einleitung auf seinem Herkunftsplaneten, die ihn als gewöhnlichen „traurigen Papa“ etabliert, kracht Adam Drivers Mills innerhalb von zehn Minuten mit einer Bruchlandung auf die Erde.
Dünne Handlung mit vielen Spannungs – Elementen
Das Ganze ist so mager, dass es geradezu skelettartig wirkt: Abgesehen von den prähistorischen Biestern gibt es nur vier Sprechrollen, von denen eine nicht einmal Englisch beherrscht. Es handelt sich um Koa (Ariana Greenblatt), Mills‘ Mit-Überlebende, die schon bald die Rolle einer Ersatztochter für seine eigentliche Tochter übernimmt, die an einer nicht näher bezeichneten Krankheit leidet ( wir nennen es “ Charakter-Motivation-Syndrom“).
Das Szenario des Raumfahrers, der auf einen Planeten abstürzt, der sich als der unsere herausstellt, weckt leise Erinnerungen an Planet der Affen. Doch es ist Beck und Woods nicht wichtig, irgendeinen ironischen Kommentar zur gegenwärtigen und vergangenen Situation der Erde abzugeben. Vielmehr entwickelt sich der Film zu einer nüchternen Genre-Übung, einem Survival-Thriller, der gelegentlich von der Horror-Kenntnis der Regisseure profitiert. Die reine Feindseligkeit der prähistorischen Natur bewirkt, dass die Bedrohung zu jeder Zeit vorhanden ist und das Ganze immer einen gewissen Grad an Anspannung erzeugt.
Der Ablauf ist mehr oder weniger so, wie man es erwarten würde: Es gibt Probleme, die gelöst werden müssen; eine Reise, auf der die Charaktere von A nach B gelangen müssen; und zwischen diesen beiden Punkten gibt es, nicht gerade vorteilhaft, den einen oder anderen Tyrannosaurus Rex. Die Dinos sind amüsant und furchteinflößend (auch wenn – Entschuldigung, Paläontologen! – keiner von ihnen hier Federn hat), und obwohl Handlungslücken wie herabstürzende Asteroiden daherkommen, ist der Film immerhin ansehnlich inszeniert und kombiniert epische Landschaftsaufnahmen – darunter aufwendige Dreharbeiten in Louisianas Kisatchie National Forest – im Zusammenspiel mit zuverlässigen, dezenten CGI.
65 betritt kein filmisches Neuland und bricht auch nicht mit Genre-Regeln
Zusammengehalten wird das Ganze auch durch eine typisch überzeugende Leistung von Adam Driver. Wie schon in den drei Star-Wars-Filmen verleiht Driver seiner Genre-Figur Nachdenklichkeit, auch wenn das Drehbuch das nicht hergibt, ein menschlicher Ansatz, der die bombastischen Albernheiten um ihn herum erdet.
Auch mit Greenblatt verbindet ihn eine angenehme Sympathie, obwohl ihre Charaktere unterschiedliche Sprachen sprechen, da ihre Figur aus den „oberen Gebieten“ ihres Heimatplaneten stammt. Die beiden sind mit viel Herzblut bei der Sache.
Adam Driver bekommt es im neuen Trailer zu 65 mit Dinosauriern zu tun
65 betritt kein filmisches Neuland, stellt keine Regeln auf den Kopf und fordert keine Klischees heraus. Aber es ist ein kurzer, scharfer, weitgehend origineller Major-Studio-Film, der nicht an ein Franchise oder geistiges Eigentum gebunden ist – zu einer Zeit, in der ein solches Konzept vom Aussterben bedroht ist. Außerdem kommt ein T-Rex darin vor. Manchmal ist das schon genug.
Fazit: Der Film 65 ist ein klassisches Katastrophen-Action B-Movie mit einer raffiniert inszenierten Sci-Fi-Prämisse und bietet nur wenige Überraschungen. Doch genauso wie Adam Drivers sympathischer Held ist der Film sehr solide und unterhaltsam. Hollywood, wir brauchen mehr Dinosaurier, bitte!
Film Bewertung: 6 / 10