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ABIGAIL POSTER

Inhalt: Kinder können solche Monster sein. Diese äußerst schmerzhafte Lektion erfährt eine Bande von Möchtegern-Kriminellen am eigenen Leib, als sie ABIGAIL, die zwölfjährige Tochter eines mächtigen Unterweltbosses, entführen. Dabei wirkte dieser Auftrag für die ambitionierten Verbrecher kinderleicht: Sie entführen die kleine Ballerina, bewachen sie über Nacht in einem entlegenen Herrenhaus und streichen als Belohnung satte 50 Millionen Dollar Lösegeld ein.

© Universal Pictures Germany

Film Kritik

In seiner 1907 veröffentlichten Kurzgeschichte „The Ransom of Red Chief“ („Die Auslösung des roten Häuptlings“) erzählt der Autor O. Henry von einer Entführungsgeschichte, in der das Opfer so nervtötend ist, dass man die Familie des Jungen dafür bezahlt, ihn zurückzunehmen. Die Geschichte wurde bereits mehrfach adaptiert, offiziell und inoffiziell, unter anderem von Yasujiro Ozu und Howard Hawks.

In Deutschland wurde die Erzählung durch den Episodenfilm „Fünf Perlen“ bekannt, wo sie eine der fünf Kurzgeschichten bildet. Abigail bietet einen neuen Twist. Die 12-jährige Ballerina – Alisha Weir in einer schaurig schönen Rolle in „Wie wird man nicht ewig als Matilda aus dem gleichnamigen Musical abgestempelt“ – ist in Wahrheit eine uralte, blutrünstige Blutsaugerin mit einem eher schwierigen Verhältnis zu ihrem Vater.

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Leider wird in den Trailern und der Werbung nicht nur das Ende des ersten Akts verraten, sondern auch noch als der eigentliche Kniff des Films präsentiert. Abigail, mit einem originellen Drehbuch von Stephen Shields (The Hole In The Ground) und Guy Busick, sorgt eine halbe Stunde lang für die richtige Einstimmung.

Abigail
(L_R) Kathryn Newton, Dan Stevens und Kevin Durand in Abigail © Universal Pictures

Ballett und Blutfontänen

Die von einem Ballett-Solo untermalte Eröffnungsmusik verweist auf eine Szene aus Dracula (1931), die mit einem Schwanensee-Moment beginnt. Der erste Akt verfällt aber eher in eine düstere Variante von „Reservoir Dogs“.

Drahtzieher Lambert (Giancarlo Esposito) hat ein vermeintliches Experten-Team zusammengestellt, damit sie eine Entführung durchziehen können. Er besteht darauf, dass sie keine Informationen über den jeweils anderen austauschen und gibt ihnen Decknamen, in Anspielung an das „Rat-Pack“ um Frank Sinatra und den bereits erwähnten Tarantino-Kultfilm.

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Die clevere Joey (Melissa Barrera) macht einen auf Sherlock Holmes und reimt sich ihre möglichen Identitäten aus den Fingern. So schlussfolgert sie, dass Teamleiter Frank (Dan Stevens) ein Ex-Cop und Hacker Sammy (Kathryn Newton) in Wahrheit ein reiches, rebellisches Kind ist.

Des Weiteren sieht sie Muskelprotz Peter (Kevin Durand) als einen aus Quebec stammenden Softie, den Scharfschützen Rickles (William Catlett) als Ex-Militär-Angehörigen und ist überzeugt davon, dass Flucht-Auto Fahrer Dean (der leider verstorbene Angus Cloud) ein Soziopath ist.

Vor lauter Streitereien merken sie nicht, was wirklich vor sich geht: Das unheimliche alte Landhaus – mit Geheimgängen, einem Leichendepot im Keller und eisernen Fensterläden – ist eine Todesfalle.

Abigail
Alisha Weir als Abigail © Universal Pictures

Verfolgungsjagd-Szenario im gespenstischen Anwesen

Unter vorgehaltener Waffe gibt Abigail zu, dass sie die Tochter eines mächtigen Mannes ist, dessen furchterregender Ruf an eine Kreuzung aus Keyser Soze und Dracula erinnert. Schlussendlich verliert sie die Geduld, sich als Menschen auszugeben, und steigert sich regelrecht in einen Beißrausch hinein.

Die Co-Regisseure Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett haben die letzten Scream-Neuauflagen (mit Barrera) gedreht, sind aber mit Ready Or Not (Drehbuch von Busick) im Horrorbereich angekommen. Mit Abigail kehrt man zum Verfolgungsjagd-Szenario eines gespenstischen Anwesens zurück, mit verzweifelt geführten Wortgefechten und blutiger Splatter-Komödie.

Sobald die Vampir-Karte ausgespielt ist, gibt es einige weitere Überraschungen und Film Verweise (die Diskussionen über effektive Waffen und Tötungsmethoden von Vampiren erinnern an From Dusk Till Dawn).

Abigail
(L-R) Kathryn Newton, Melissa Barrera, Kevin Durand und Dan Stevens in Abigail © Universal Pictures

Angehende Horror-Experten dürfen gern darüber sinnieren, warum sich das Publikum in unserer Zeit so sehr vor Monstern in Form von kleinen Mädchen fürchtete. Doch Abigail ist eine würdige Ergänzung zu Orphan und M3GAN als Teil der Dreifaltigkeit von Killermaschinen in Kindergestalt.

Fazit: Wenn man ein fieses Vampirkind in die Mitte von streitenden, nicht gerade zimperlichen Menschen steckt, ist ein lustiger Ritt durch Blutfontänen, Splatter und Gore-Elemente garantiert. Das Ergebnis ist der wohl chaotischste Vampirfilm, der bisher gedreht wurde, und das mit voller Absicht.

Film Bewertung 7 / 10

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