WOLF MAN

Inhalt: Was passiert, wenn der Mensch, den du liebst, zu etwas anderem wird? Mit WOLF MAN präsentieren die Horrorspezialisten Blumhouse und der visionäre Drehbuchautor und Regisseur Leigh Whannell (Der Unsichtbare) einen furchterregenden Albtraum, der die Schrecken der Werwolf-Legende neu entfesselt.

Monster trifft Metapher: Eine tiefgründige Transformation

Leigh Whannell kehrt mit Wolf Man in die Welt der klassischen Universal-Monster zurück. Nach dem gefeierten Erfolg von Der Unsichtbare (2020) widmet sich der Filmemacher einer modernen Neuinterpretation des Gothic-Horrors von 1941. Im Zentrum der Geschichte steht Blake, gespielt von Christopher Abbott, der damit den ursprünglich geplanten Ryan Gosling ersetzt. Blake ist ein Familienvater, dessen Ehe mit der Journalistin Charlotte ( Julia Garner) zunehmend belastet ist.

Inmitten dieser schwierigen Phase entscheidet sich Blake, seine Karriere vorübergehend ruhen zu lassen, um sich auf seine Rolle als Hausmann zu konzentrieren und für die kleine Tochter Ginger (Matilda Firth) da zu sein. Die Handlung nimmt eine düstere Wendung, als Blake die Nachricht vom Tod seines Vaters erhält. Zusammen mit Charlotte und Ginger reist er zu seinem Elternhaus, einer abgelegenen Farm tief in den Wäldern von Oregon, um den Nachlass des verstorbenen Patriarchen zu ordnen.

Doch was wie eine traurige Pflicht beginnt, entwickelt sich schnell zu einem Albtraum. Als sie ankommen, werden sie von einer mysteriösen Kreatur angegriffen, und Blake merkt bald, dass etwas Unheimliches mit ihm geschieht. Seine allmähliche Verwandlung in etwas Übernatürliches wird nicht nur zum Härtetest für seine Familie, sondern auch zum Kernstück dieser modernen Horrorgeschichte.

(von links) Kameramann Stefan Duscio und Regisseur Leigh Whannell am Set von WOLF MAN
(von links) Kameramann Stefan Duscio und Regisseur Leigh Whannell am Set von WOLF MAN © Universal Pictures Germany

Stimmungsvoller Horror in einer bedrohlichen Kulisse

Was Whannell in „Der Unsichtbare“ meisterhaft gelungen ist – die Verbindung von Monster und Metapher – wird auch in ‚Wolf Man‘ versucht. Blakes Verwandlung wird zum Symbol für ein generationenübergreifendes „Trauma“, eine degenerative Krankheit und das Zerbrechen einer Beziehung. Diese Themen verleihen dem Film zwar eine emotionale Tiefe, aber nicht alle Aspekte der Erzählung sind gleichermaßen stimmig. Seine volle Stärke entfaltet der Film immer nur dann, wenn er sich ganz dem Horror zuwendet. Leigh Whannell gelingt es, von Anfang an eine bedrohliche Atmosphäre zu schaffen. Ein auf den ersten Blick schöner Schauplatz – ein dichter Wald – wird unter seiner Regie zu einem beklemmenden Horror-Ort.

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Die düstere Atmosphäre des Waldes scheint unendlich, die Umgebung wirkt beklemmend klaustrophobisch. Geräusche wie Knarren, Ächzen und tiefes Knurren verstärken die Spannung, während die gespenstische Geräuschkulisse die ohnehin schon angespannten Nerven des Zuschauers zusätzlich strapaziert. Die Schreckmomente des Films – die berüchtigten Jump Scares – entfalten nicht alle ihre volle Wirkung. Dafür wirken die verwendeten Prothesen umso besser: Sie zeigen groteske Verrenkungen und skurrile Verwandlungsmomente, die gleichzeitig faszinieren und abstoßen, auch wenn sie gelegentlich ein wenig ablenken.

Whannell nutzt geschickte Kamerabewegungen, um Blakes Orientierungslosigkeit während seiner Verwandlung nachzuahmen. Eine besonders innovative Technik ist der Wechsel zur sogenannten „Wolfsvision“, die es dem Zuschauer ermöglicht, die Welt durch Blakes veränderte Augen zu sehen. Diese Perspektive ist heller, fast leuchtend, aber die Gesichter von Charlotte und Ginger erscheinen verzerrt und ihre Sprache wird unverständlich.

Christopher Abbott als Blake in WOLF MAN
Christopher Abbott als Blake in WOLF MAN © Universal Pictures Germany

Herausragende schauspielerische Leistungen

Dieses Stilelement ist erfrischend neu und wird mit dosierter Effektivität eingesetzt, um die zunehmende Entfremdung und das Chaos in Blakes Welt spürbar zu machen. Christopher Abbott verkörpert Blake mit Intensität und als liebenden Vater, in dem von Anfang an eine unterschwellige Dunkelheit spürbar ist – lange bevor die Verwandlung in den Wolfsmenschen ihren Lauf nimmt.

„Der Unsichtbare“: Filmkritik

Seine Darstellung verleiht seiner Figur Tiefe und eine gewisse Tragik, so dass das Publikum gut bei Laune gehalten wird. Leider funktioniert das nicht über die gesamte Spielzeit. Matilda Firth sorgt als Ginger für eine liebenswürdige Dynamik in der Vater-Tochter-Beziehung mit einem Charme, der von einer greifbaren Emotionalität und Warmherzigkeit geprägt ist. Julia Garners Rolle als Charlotte ist dagegen etwas schwieriger einzuordnen. Ihre Figur wirkt manchmal deplatziert, aber dieser Eindruck ist subtil in den Handlungsbogen integriert und könnte als bewusste Entscheidung interpretiert werden, Charlottes Entfremdung und innere Konflikte zu betonen.

Trotz einiger klobiger Dialoge und vorhersehbarer Wendungen gelingt es dem Drehbuch, die Geschichte zu einem emotionalen, aber nicht packenden Abschluss zu bringen. Die emotionalen Themen werden angesprochen und hinterlassen einen soliden Eindruck.

WOLF MAN Schriftzug
© Universal Pictures Germany

Fazit: Eine unterhaltsame Neuinterpretation mit Schwächen

Obwohl Wolf Man es nicht ganz schafft, die gewichtigen zugrunde liegenden Themen wie generationenübergreifendes Trauma, Verlust und Entfremdung nahtlos mit den Horror-Elementen zu verbinden, bietet der Film dennoch einige Highlights. Gute schauspielerische Leistungen, Body-Horror Momente und spürbare Grusel- Atmosphäre machen den Film zu einer soliden Neuinterpretation des klassischen Stoffes. Fans, die blutiges Genre-Kino erwarten, werden hier nicht fündig werden.

Film Bewertung 6 / 10