WAS IST LIEBE WERT - MATERIALISTS

Inhalt: Geld oder Liebe? Manche Leute wollen einfach mehr. Diesen Sommer wird Dakota Johnson in WAS IST LIEBE WERT – MATERIALISTS als Partnervermittlerin vor die Frage gestellt, ob sie sich auf ihre Instinkte wirklich verlassen kann, wenn es um die große Liebe geht. Kinostart: 21. August 2025

© Sony Pictures Germany

Zwischen Höhlenmenschen und Großstadt-Zynismus

Celine Song, gefeierte Regisseurin des melancholischen Past Lives, kehrt mit einem Film zurück, der auf den ersten Blick wie eine klassische Liebeskomödie wirkt – aber nur auf den ersten. Materialists ist ein scharfsinniger, dialogreicher Blick auf Beziehungen in Zeiten von Selbstoptimierung, Statusdenken und emotionaler Transaktionslogik. Romantik, so sagt dieser Film, ist längst kein reines Gefühl mehr – sie ist ein Markt, ein System, ein Spiel mit Regeln, Gewinnern und oft mehr Verlierern.

Der Einstieg könnte verwirrender kaum sein: Statt einer urbanen Szene in New York beginnt Materialists in einer Höhle – wortlos, archaisch, mit einer Geste der Zuneigung, die zugleich naiv und ergreifend wirkt. Ein Höhlenmensch schenkt einer Höhlenfrau einen Blumenring. Ein archaischer Moment, der wie ein Rätsel wirkt, bis sich allmählich zeigt: Song nutzt dieses Bild als Gegenentwurf für die heutigen Paarungssysteme – ein Echo aus der Urzeit, das bis ins Jetzt reicht.

Lucy, gespielt von Dakota Johnson, ist das moderne Gegenstück zur suchenden Höhlenfrau. Sie ist Dating-Coach, Beziehungstherapeutin, emotionale Stütze – und selbst heillos gefangen im Labyrinth ihrer eigenen Gefühle. Zwischen dem wohlhabenden Harry (Pedro Pascal) und dem armen reichen Ex John (Chris Evans) beginnt ein emotionales Dreieck, das sich zunehmend als kluge Studie über moderne Beziehungsökonomien entpuppt.

(li-re) Dakota Johnson und Pedro Pascal in Was ist Liebe wert
(li-re) Dakota Johnson und Pedro Pascal in Was ist Liebe wert © Sony Pictures Germany

Liebe als letztes Geschäftsmodell?

Song inszeniert das Beziehungs-Leben als kalkulierte Realität. Dates sind Transaktionen. Die Wahl des Partners bestimmt Karriere, Sicherheit, Selbstbild. In zahllosen messerscharfen Dialogen prallen Weltanschauungen aufeinander. Liebe als letzte Religion? Oder die Ehe als rein wirtschaftlicher Vertrag? Materialists lässt beides zu, fragt jedoch permanent: Wo bleibt dabei das Gefühl?

Der Twist dabei: So nüchtern und analytisch das Drehbuch auch ist, Song bleibt eine Romantikerin. Nur eben eine, die bereit ist, mit offenen Augen zu träumen – und nicht mehr an die simplen Narrative glaubt, die klassische RomComs so gerne verkaufen. Zwischen Designer-Mänteln, perfekt ausgeleuchteten Wohnungen und makellosen Gesichtern findet sich etwas Seltenes: eine Geschichte über Gefühle, die nicht auf Knopfdruck funktionieren. So elegant der Film auch wirkt – ihm fehlt der sinnliche Sog von Past Lives.

Die Spannung zwischen Lucy und ihren beiden Liebhabern ist mehr intellektuell als erotisch. Man folgt den Dialogen gebannt, ist aber nie wirklich emotional gefangen. Es ist, als würde man das perfekte Date beobachten – aber nicht spüren. Trotzdem: Die Hauptdarsteller funktionieren wunderbar. Dakota Johnson gibt Lucy ein vielschichtiges Innenleben, das zwischen Kontrolle und Selbstzweifel oszilliert. Pedro Pascal bringt Wärme in seine undurchschaubare Rolle, Chris Evans überrascht als sensibler Ex. Die Chemie stimmt, auch wenn es selten funkt.

Fazit: Materialists ist keine typische Liebeskomödie – es ist ein kluger, teils zynischer Film über die Bedingungen von Intimität in einer Welt, in der alles Ware ist. Celine Song stellt Fragen, die unbequem sind, und liefert keine einfachen Antworten. Und auch wenn der Funke nicht immer überspringt: Der Film hinterlässt seine Spuren – mehr im Kopf als im Herzen.

Film Bewertung 7.5 / 10