An den Kinokassen gefloppt, von der Kritik unterschätzt oder zu Unrecht im Ramschregal gelandet? In unserer neuen Reihe „verkannte Perlen“ befassen wir uns mit Filmen, die aus diversen Gründen nicht die Anerkennung erhalten, die ihnen eigentlich zusteht. Den Anfang macht „Masters of the Universe“, mit dem 1987 so mancher Kindheitstraum in Erfüllung ging – auch für unseren Autor.
In den 80er-Jahren hatte jeder Junge, den ich kannte, in seinem Zimmer eine Kiste mit „Masters“- Actionfiguren. So auch mein bester Freund und ich. Ob ganztägig auf den heimischen Teppichböden
oder in gemeinsamen Familienurlauben: Ständig zeigen Fotos uns beim „He-Man“-Spielen.
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Wir waren infiziert von diesem Kult-Franchise mit all seinen abgefahrenen Kreaturen auf diesem mysteriösen Planeten Eternia. Keine Ahnung, welch komplexe Handlungsstränge, ach was, Universen wir damals erdacht haben. Es nahm kein Ende.
Als man dann irgendwann endlich den Kinofilm von Garry Goddard zu sehen bekam, war die Verzückung groß. Nun schlagen Kinderherzen naturgemäß schneller und höher und die Möglichkeit, dass der Rezensent hier die rosarote Brille aufhat, soll nicht abgestritten werden. In der öffentlichen Wahrnehmung kommt der Film oft nicht gut weg. „Guilty Pleasure“ ist oftmals in Foren und sozialen Netzwerken zu lesen.
Durch Tele 5 wurde dem Werk sogar die zweifelhafte Ehre der Aufnahme in die mittlerweile sehr beliebte „SchleFaZ“-Reihe zu Teil. Bemühen wir uns doch mal, beiderseitig die Vorurteile abzulegen und den Film noch einmal ganz neutral zu betrachten! Was man dann sieht, ist wirklich kein Trash der übelsten Sorte, sondern eine richtig schöne 80er-Jahre- Superheldenverfilmung.
Dolph Lundgren war der perfekte He-Man – oder?
Da wäre zunächst einmal der Cast. Dolph Lundgren hatte in diesem Jahrzehnt seine große Zeit und
war vor allem als roboterhafter Monster-Schurke Ivan Drago in „Rocky IV – Der Kampf des Jahrhunderts“ durch die Decke gegangen.
Ein toller Erfolg also schonmal, dass man ihn überhaupt für die Rolle des He-Man verpflichten konnte. Seien wir ehrlich: Ein brillanter Schauspieler musste man nicht sein, um den Protagonisten des Franchise zu verkörpern, doch Lundgren kam dank Muskeln, blondem Haupthaar und kantigen Gesichtszügen nahe an das Prädikat „Idealbesetzung“ heran.
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Mit der zugehörigen Action-Figur als Referenz ist allenfalls der Oberkörper des schwedischen Kampfsportlers einen Tick zu athletisch und hätte mehr in die unbeweglichere Breite gehen können. Dann wäre aber nur noch Arnold Schwarzenegger in Frage gekommen und den hätte man nach zwei „Conan“-Filmen und „Red Sonja“ nicht schon wieder in einen Lendenschurz stecken können.
Lundgren wurde mit Frank Langella als Bösewicht Skeletor ein richtig etablierter Schauspieler gegenübergestellt. Zugegebenermaßen: Sein Können kommt unter der Gipsmaske, die der Charakter
nun mal erfordert, wenig zur Geltung. Dafür hat er – zumindest gefühlt – deutlich mehr Redeanteile als He-Man, treibt so den Erzählfluss an und setzt die Pointen („Alles kommt von selbst zu dem, der warten kann“). Die Anekdote, dass Langella die Rolle nur auf Drängen seines Sohnes angenommen hatte, der dann aber in der Kinovorstellung einschlief, ist mittlerweile im Internet nachzulesen.
Bekanntere Gesichter sind außerdem eine noch blutjunge Courtney Cox sowie James Tolkan. Ja, genau – der kahlköpfige Schuldirektor aus „Zurück in die Zukunft“ ist in „Masters of the Universe“ als mürrischer Detective unterwegs und auch hier für die Gags und Catchphrases zuständig.
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Moment mal – ein Polizist im „MotU“-Universum? Richtig, ein Großteil des Films spielt, dank kosmischem Schlüssel und Dimensionsportalen, auf der Erde. Dies stößt manchen Fans des Franchises und Kritikern des Films sauer auf. Klar hätte man gern mehr von Eternia und seinen exotischen Bewohnern gesehen. Gut möglich, dass Budget-Gründe dem im Weg standen. Na und?
Immerhin sieht Schloss Grayskull cool aus und auch die Optik der Handvoll Original-Charaktere übertrifft heutige CGI-Orgien allemal. Guckt euch den Beastman-Darsteller Tony Carroll an, der mit ein bisschen Makeup und allerlei Kunsthaar zu dem furchteinflößenden Vieh gemacht wurde, das er verkörpert. Und dann sagt mir, dass er nicht tausendmal besser aussieht, als sämtlich dahinanimierten Orks in Peter Jacksons „Hobbit“-Filmen.
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Das ist der Grund, warum ich mit Sorge auf das angekündigte Remake des MotU-Stoffes blicke: Wenn es schlecht läuft, bekommen wir einen weiteren am Grafikprogramm durchgezeichneten Hollywood-Möchtegern-Action-Blockbuster, bei dem Drachenflügel und Lasersalven durch die Gegend fliegen, sodass man glaubt, eher auf einen gebatikten Pullover zu starren, als auf die Kino- Leinwand. Ach was, Kinoleinwand… das Projekt hat sich ja Netflix geschnappt, was mich auch nicht unbedingt mit Optimismus erfüllt.
Courtney Cox flüchtet vor Skeletors Schergen
Mit dem Thema der authentischen Optik nähern wir uns jedenfalls dem zentralen Anliegen dieses Textes: Einer so schönen 80er-Perle wie „Masters of the Universe“ beim Filmabend den Vorzug zu geben, heißt, sich für eine gewisse Atmosphäre zu entscheiden, die einem das heutige Action-Kino nur noch selten vermitteln kann.
Wenn Courtney Cox von Skeletors Schergen durch die Gänge gejagt wird und Beastman vor ihren Augen seine ganze Biestigkeit entfaltet, während er durch die Glitzer-Deko der Highschool-Party prescht, dann ist das allemal fesselnder als jede George-Lucas’sche Postmilleniums-Verfolgungsjagd. Ok, dass ein Haufen außerirdischer Elitesöldner zwar die komplette Turnhalle in Brand steckt, es aber nicht schafft, eine panische Teenagerin einzufangen, steht auf einem anderen Blatt.
Aber Herrgott, eine Cartoon-Adaption aus den 80er-Jahren darf doch wohl auch einen gewissen Grad an Naivität versprühen! Das gilt im Übrigen auch für das komplette Motivations-Geflecht. Natürlich sind Skeletor und He-Man keine sonderlich tiefgründigen Charaktere. Der eine will das Universum in Dunkelheit stürzen und allmächtig werden, der andere will dies verhindern. Aber wir haben es hier mit einem Stück Filmgeschichte zu tun, in dem das ausreicht. Macht euch locker!
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Dieser Film stammt aus einer Zeit vor Walter White. Heath Ledger und Joaquin Phoenix sind noch mit der Trommel um den Christbaum gerannt, anstatt psychoanalytische Studien für ihre Joker-Darstellungen zu beauftragen. Steve Rodgers und Tony Stark haben noch keine moralischen Diskussionen um Sicherheitspolitik und Machtmonopole geführt. Aber es hat einfach Spaß gemacht. Ebenso die Actionszenen, die auch nicht mehr und nicht weniger cheesy sind, als jene vergleichbarer Filme von höherem Renommee. Ja, die Blaster-Strahlen leuchten rot und blau. Ja, He-Man kann sie mit seinem Schwert parieren. Da ist er nicht der erste Kino-Held.
Ich persönlich fand die fliegenden Untertassen mega, auf denen Skeletors Soldaten unterwegs sind, die ihrerseits aussehen wie Stormtroopers in schwarz. Ach ja: Skeletor selbst sieht aus, wie Imperator Palpatine in aufgepumpt. Originalitätspreise gewinnt das alles nicht. Auch nicht der Soundtrack mit seinem zeitgenössischen Bombast-Hauptthema aus der Feder von Bill Conti.
Wenn ihr mögt, dann schaut diesen Film eben wie ein Best-of der 80er – das ist nicht verboten. Klar, wer leidenschaftlich gern Haare in Suppenschüsseln sucht, der kann sich über „Masters of the Universe“ auch trefflich lustig machen. Da bieten auch die obercoolen Sprüche („Der Wahnsinn beutelt mich“, „Ich brauch Verstärkung – oder schlimmeres“, „Jetzt gibt’s mit der groben Kelle“) reichlich Angriffsfläche.
Alle anderen können sich in eine unbeschwerte Zeit zurückbeamen lassen, in der wir noch keine Steuererklärungen anfertigen, noch keinen Handwerkern hinterherjagen und noch keine Teamsitzung moderieren mussten. Unsere Gedanken kreisten bloß darum, wo wir unsere Masters-Figuren als nächstes aufbauen würden – und ob Skeletor das Universum bei seinem nächsten Versuch in Dunkelheit stürzen kann.
Ich muss auch gestehen, das ich den als Kind auch nicht so schlecht fand. Klar war ich enttäuscht, dass es keinen Orko gab, man den Palast und Königin, König, Prince Adam, etc gesehen hat, aber dieser Synthisound aus dem Zauberschlüßel fand ich klasse und Skeletor war böse genug. Für Fanboys hat der schon auch funktioniert, aber wer den Zahlenraum schon bis über 1000 hatte in der Schule, da wurd’s dann eben eng für den Film.