Inhalt: Captain Marvel (Brie Larson), Monica Rambeau (Teyonah Parris) und Ms. Marvel (Vellani) sind durch eine „kosmische“ Fügung miteinander verbunden – und das, während mit Dar-Benn (Zawe Ashton) eine neue Bedrohung auftaucht.
Film Kritik
Nach einer ganzen Reihe von Fehlschlägen brauchte das stotternde Marvel Cinematic Universe einen kräftigen Schubs. Vielleicht eine Art atmosphärische Eruption? Gott sei Dank haben Regisseurin Nia DaCosta und ihre Darsteller den wohl kurzweiligsten Film abgeliefert, den das Studio seit langem gedreht hat.
Eine größtenteils willkommene Überraschung, vor allem für einen Streifen, der im Vorfeld der Veröffentlichung im Internet unerbittlich kritisiert wurde, und für ein Filmuniversum, das unter der Last seiner eigenen Vorlage leidet. Die Geschichte wird von DaCosta und ihren Drehbuchautorinnen Megan McDonnell und Elissa Karasik zwar in die bestehende Welt eingebettet, ohne sich jedoch im Kanon zu verzetteln.
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Allerdings auch, ohne sich tiefer in die eigenen Comic-Vorlagen zu graben. Und dieser Zwiespalt begleitet den ganzen Film. Sobald eine Szene dem Zuschauer ein Lächeln auf das Gesicht zaubert, zerstört die nächste Einstellung das Gefühl, endlich einen mehr als soliden Marvel-Beitrag zu sehen.
So befindet sich Nick Fury (Samuel L. Jackson) derzeit auf der S.A.B.E.R.-Raumstation, und die Auseinandersetzungen zwischen den Kree und den Skrulls sind nach wie vor ein Thema. Nia DaCosta bietet uns damit gerade mal ausreichend Material, um alles miteinander zu verknüpfen, und konzentriert sich dann auf ihre Filmcharaktere und deren Abenteuer.
Und das Abenteuer ist denkbar simpel. Dar-Benn (Zawe Ashton), Anführerin der Kree, hat ein Artefakt gefunden, mit dem sie ihre vom Bürgerkrieg verwüstete Heimatwelt wiederherstellen möchte.
The Marvels ist ein bunte Team-Up-Geschichte
Dabei wird sie von etwas angegriffen, das die Kree den „Annihilator“ nennen – gemeint ist Captain Marvel. Monica Rambeau, auch als „Lieutenant Trouble“ (Teyonah Parris) bekannt, und Kamala Khan/Ms. Marvel (Iman Vellani) stellen fest, dass ihre Kräfte irgendwie miteinander verbunden sind. Die drei müssen jetzt zusammenarbeiten, um den Masterplan der Kree zu stoppen und die gesamte „Realität“ zu retten.
Es handelt sich hier um eine Team-Up-Geschichte, in der die einzelnen Elemente mal gut, mal weniger gut ineinandergreifen – nach einer Reihe von Missverständnissen, versteht sich. Captain Marvel (Larson) ist nach wie vor ein Querkopf, eine Einzelgängerin, die zuerst schießt und dann nichts hinterfragt, die eine bewegte Vergangenheit hat und ein unbändiges Verlangen nach noch unerreichten Zielen.
Die von Teyonnah Parris gespielte Monica baut auf ihrer kleinen Fernsehrolle in WandaVision auf (auf die zwar Bezug genommen wird, die man aber nicht unbedingt gesehen haben muss), um uns eine Frau zu präsentieren, die knallhart ist, aber durch all das, was sie bereits verloren hat, auch sehr verletzt wurde.
Außerdem ist sie besonders wütend auf „Tante“ Carol, die sie damals verlassen hat. Dazwischen steht Kamala Khan, die mit beiden quasi verbunden ist und vor lauter Bewunderung vor Freude platzen könnte.
Kamala Khan begeistert als Captain Marvel Fangirl
Wie wichtig Kamala für den Erfolg dieses Films ist, kann gar nicht oft genug betont werden. Für alle, die die „Ms. Marvel“ TV-Serie verpasst haben, gibt es eine kurze, teilanimierte Einführung in ihren Charakter. Sie scheint sofort ins Konzept zu passen, so wie sich auch Tom Hollands Spider-Man auf Anhieb integrieren ließ, als hätte das Universum die ganze Zeit nur auf sie gewartet.
Sie strahlt so viel Lebensfreude aus, dass sie jede Szene auflockert, und ihr ehrlicher Superfan-Blick auf die beiden erfahrenen Heldinnen fordert sie heraus, ihr Bestes zu geben, um diesen jugendlichen Idealismus nicht im Keim zu ersticken. Sie unterstützt sie bei der Bewältigung ihrer Konflikte und lässt sich von den beiden zu immer neuen Höchstleistungen anspornen.
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Auch ihre Familie – Zenobia Shroff (als Mutter Muneeba), Mohan Kapur (als Vater Yusuf) und Saagar Shaikh (als Bruder Aamir) – sorgt für komödiantische und emotionale Momente. Doch das ist kein Film, der sich mit zu viel emotionalem Geschwafel aufhält, und wenn es um das Schicksal von Marvels bunter Vision geht, ist das vielleicht auch gut so.
Man hätte vielleicht noch die eine oder andere zusätzliche Erklärung für Dar-Benns Beweggründe einbauen können (Dar-Benn gab ihr Comic-Debüt 1991 in Silver Surfer #53), aber sie bekommt gerade noch so viele Szenen, dass sie durchaus eine interessante Bedrohung darstellt. Für die drei Marvels gilt es, einige Planeten zu verteidigen, Flerken zu bändigen und eine Reihe von pfiffigen Kampfszenen auszutragen, in denen sie immer wieder den jeweiligen Standort tauschen.
Die benötigte Dosis an Verrücktheit
Das funktioniert nicht in jeder Szene, da man hier und da den „Switch“-Effekt überdreht. Technisch sind die Szenen sehr gut umgesetzt – die Action passt zur Geschichte und wurde nicht von „Second-Unit“-Spezialisten einfach nur hinzugefügt. Besonders polarisierend sind jedoch die wilden Wendungen, die DaCosta in der Geschichte nimmt.
Wenn ein Planet, auf dem die Bewohner durch Gesang kommunizieren, die Zuschauer unruhig werden lässt, ist das zwar die Art von gewagter, verrückter und zugleich spaßiger Angelegenheit, die ein Universum voller Superhelden ausprobieren sollte, leitet den Film dann in eine alberne Musical-Nummer, die sich nicht nur fehl am Platz anfühlt.
Auf der anderen Seite sprechen wir hier immer noch von einem Fantasy-Film, einer Comic-Adaption, die sich solche Verrücktheiten auch rausnehmen darf. Und das ist noch nicht einmal die Stelle, an der man die seltsamste „Needle-Drop“-Szene im Marvel-Universum zu sehen bekommt. Leider sind es diese selbst verursachten Kontroversen, die selbst den Marvel Super-Fan spalten werden und den Film „nur“ als soliden Beitrag in Erinnerung lassen.
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Von den knapp über 105 Minuten wird uns ca. 45 Minuten lang vor Augen geführt, wie ein Superheldenfilm möglicherweise ablaufen sollte. Und schließlich landet er mit der finalen und der Abspann-Szene doch noch einen publikumswirksamen Doppel-Treffer.
Fazit: Das Marvel-Universum benötigte vielleicht nur eine Dosis „Lieutenant Trouble“ mit ihren Freunden, um sich aus dem Schlamassel zu ziehen. Mag sein, dass er nicht die Wucht von Endgame oder sogar Guardians 3 hat, doch das MCU funktioniert besser in rasanter und vor allem amüsanter Form, wenn es sich dabei nur nicht selbst im Weg stehen würde.
Film Bewertung 5 / 10