Inhalt: Phillippa Langley (Sally Hawkins), eine geschiedene Frau, die mit einer Erkrankung zu kämpfen hat, ist zunehmend von König Richard III. (Harry Lloyd) besessen, der ihr in Visionen erscheint. Mit der zaghaften Unterstützung ihres Ex-Mannes John (Steve Coogan) macht sie sich auf die Jagd nach seinen verlorenen Überresten – und stößt dabei auf Skepsis und Sexismus.
FILM KRITIK
Der Film Philomena (2013) war eine bewegende und gleichzeitig behutsam witzige Darstellung der realen Suche einer Frau nach ihrem verlorenen Sohn. Das von Steve Coogan und Jeff Pope verfasste Drehbuch wurde für einen Oscar nominiert.
Das Kreativteam hinter diesem Film (Steve Coogan und Pope sowie Regisseur Stephen Frears) treffen sich nun für eine weitere Vermisstensuche aus dem wahren Leben, nur diesmal geht es um das 700 Jahre alte Gerippe von Richard III. Und das ist nicht ganz so ergreifend wie bei ihrer letzten Zusammenarbeit.
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In der Rolle des Geschichts-Nerds, die nach den sterblichen Überresten des Königs jagt, liefert Sally Hawkins eine gewohnt mürrische und zugleich bissige Vorstellung ab: Ihre Figur hat mit mangelndem Selbstvertrauen oder akademischer Disziplin schwer zu kämpfen, aber sie überzeugt damit, dass Richard III. mehr verdient hat als das leicht unwürdige Erbe, das Shakespeare für ihn bereit hielt. Er war – zumindest nach den Beteuerungen der Richard-III-Gesellschaft – der Anwalt der Armen, der das Konzept der Unschuld bis zum Beweis der Schuld vertrat und die Druckerpresse etablierte.
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Es ist eine lockere, sympathische Geschichtsstunde, und es gibt hier viel zu entdecken: Das Drehbuch von Coogan und Pope ist angenehm warmherzig geschrieben, gestützt von einer erfreulich flotten Hitchcock’schen Filmmusik (Alexandre Desplat) und der fantasievollen Aufmachung, in der Richard ( Harry Loyd) selbst als augenzwinkernder Geist auftaucht.
Wenn man zu den Geschichtsbüchern greift, hat „The Lost King“ seine Aufgabe möglicherweise erfüllt
Doch manchmal fällt es dem Film schwer, sich über den schwachen Hintergrund seiner Geschichte hinwegzusetzen. Verglichen mit der emotionalen Wucht von Philomena – dem herzerweichenden Pathos der Mutter, die ihren Sohn nie kennengelernt hat – wirkt The Lost King im Vergleich dazu etwas mager. Die vielleicht wirklich dramatischste Szene des Films spielt sich bei einer Planungsbesprechung des Leicester Stadtrats ab. Zudem ist sie ziemlich ausführlich dargestellt.
Coogans Figur beklagt, dass wir die Historie gerne in „Helden“ und „Schurken“ aufteilen und dass die meisten von uns in der Mitte davon stehen. Doch das Drehbuch hält sich nicht ganz an diese Regel und stellt die Universität von Leicester als eigennützige Übeltäter dar, die Phillippa die Schau stehlen möchten. (Die Universität bestreitet bis heute die tatsächlichen Geschehnisse, die sich zugetragen haben).
Die letzte Szene, die sich auf einem Parkplatz in Leicester abspielt, wird für alle, die 2012 die Nachrichten verfolgten, keine allzu große Überraschung bereithalten. Doch die Schauspieler, allen voran Hawkins, machen ihre Sache ausgezeichnet. Und wenn man danach zu den Geschichtsbüchern greift, hat „The Lost King“ seine Aufgabe möglicherweise erfüllt.
Fazit: Eine warmherzige, witzige Performance von Sally Hawkins, die mit ihrem Temperament und ihrer Herzlichkeit über einen leichten Mangel an dramatischer Spannung hinweghilft.
Film Bewertung 6.5 / 10