Schwarz weißes Plakat.Man sieht einen Mann der eine Frau in den Armen hält. Plakat zu The Lobster mit Colin Farrell

Erscheinungsdatum:: 23. Juni 2016 (Deutschland)

Regisseur: Giorgos Lanthimos

Story:

In naher Zukunft wird das Single-Dasein nicht mehr gern gesehen. Aus diesem Grund werden alle alleinstehenden Menschen in ein Hotel gesperrt. Dort haben sie 45 Tage Zeit, um sich zu Verlieben und einen Lebensgefährten zu finden. Dies ist die letzte Chance, um in der Gesellschaft akzeptiert zu werden.

Wer nämlich im vorgegebenen Zeitraum keinen adäquaten Partner findet, wird in ein Tier verwandelt und in die Wälder fortgeschickt.

The Lobster
© The Lobster

Filmkritik:

von Ilija Glavas

In einer namentlich nicht genannten Stadt, einem von drei Schauplätzen des Films, dürfen sich nur Paare aufhalten.

Alle Singles werden in ein Hotel am Meer gebracht, in dem sie innerhalb von 45 Tagen einen Partner oder eine Partnerin finden müssen. Falls sie innerhalb dieser Zeit keine Partnerin oder keinen Partner, werden sie in ein Tier ihrer Wahl verwandelt.

Den Männern ist das Masturbieren untersagt – trotz sexueller Stimulation durch das Zimmermädchen. Damit erhöht sich der Druck bei der Partnersuche. Denn Verstöße gegen die Regel, werden schmerzhaft bestraft.

Der Film ist verstörend skurril

Die Betrachtung kann man mit einer einfachen Feststellung einleiten: The Lobster ist nicht für jedermann -oder frau. Er ist für die wenigen Cineasten unter uns, die düstere und verdrehte Filme mögen. Dieser kleine Arthouse-Film wurde vom Oscar-nominierten griechischen Regisseur Yorgos Lanthimos (Dogtooth) gedreht. Dabei mit Colin Farrell, Rachel Weisz und Lea Seydoux in den Hauptrollen, bestens besetzt.

Es ist eine düstere und verdrehte Parabel, die sich in einer nicht allzu fernen, dystopischen Zukunft abspielt, in der Menschen gezwungen werden sich zu paaren oder sich in Tiere verwandeln zu lassen. Richtig gelesen. Es ist, gelinde gesagt, ein seltsamer Film, aber ein Liebling der Filmkritiker. Er surfte fast ein Jahr lang auf den Erfolgs Wellen der unterschiedlichsten Filmfestivals, und es gab viele Kritiker, die von dieser düster-humorigen Satire geschwärmt haben.

Ein Aufenthalt in der Liebes-Hölle

Aus der Perspektive der Umgebung kann das Hotel fast als eine Art Fegefeuer betrachtet werden. In dem Himmel und Hölle die Stadt und der Wald sind. Die Stadt ist der Ort, an den sich Paare schließlich begeben, um gemeinsam ihr neues, wunderbares Leben zu leben. Wenn die Paare feststellen, dass sie zu viel streiten, werden ihnen Kinder zugeteilt, denn das sollte sie für eine Weile zum Schweigen bringen.

Der Wald ist der Ort, an dem die Hotel-Singles an einer Jagdexpedition teilnehmen müssen, bei der sie entflohene „Singles“, mit Betäubungspfeilen schießen können. Um sie dann zum Verzehr abzutransportieren. Für jeden erbeuteten Single, erhalten die Jäger einen zusätzlichen Gnadentag im Hotel. Genau so verstörend, wie es klingt ist der gesamte Film auch.

Es wird einige Leute daran erinnern, als sie „Eternal Sunshine Of The Spotless Mind“ mit Kate Winslet und Jim Carrey, zum ersten Mal gesehen haben. Diese Art von Mind Fuck, bei dem man ständig im Geiste WTF? ruft. Die Art und Weise, wie sich die Geschichte abspielt, und das allgemeine drumherum sollte einige Filmfans jedoch fasziniert bei Laune halten.

Avantgardismus zwischen Gewalt und Humor

Das Gesamtthema des Films befasst sich mit den menschlichen Ängsten über Liebe, Kompatibilität, Individualismus und wie wir Einsamkeit verarbeiten. Aber das ist die vereinfachte Erklärung. Manche Leute verstehen vielleicht nicht die extreme Stilisierung der Dialoge, die plötzliche Gewalt oder einfach nur den insgesamt düsteren, seltsamen Humor, der sich durch den Film zieht. Viele der Charaktere kommen dabei sehr hölzern, wenn nicht sogar sediert rüber.

Das Schauspiel ist solide, und es gibt einige lustige Momente, aber in diesen muss man sich wirklich auch fallen lassen, damit sie ihre Wirkung entfalten. Farrell ist großartig und stellt einen etwas schüchternen und einsamen Mann dar, der vielleicht nicht viel spricht, aber wie sagt man so schön, die Augen erzählen die Geschichte seiner einsamen Seele.

Wer hier Temporeiche Erzählung erwartet ist fehl am Platz. Wenn man alles mit all seinen Merkwürdigkeiten kombiniert, hat man einen Film, der einige Lacher, einen Hauch von Düsternis und einen Hauch von sozialen Anspielungen enthält. Und irgendwo im Sprachrohr des Plots, ist auch eine Liebesgeschichte versteckt.

The Lobster
© The Lobster – hinten im Bild Rachel Weisz und Colin Farrell

Der Film wird Single bleiben

Die Bilder werden von natürlichem Licht dominiert und mit einer düster-kühlen Farbpalette ergänzt. Die zum allgemeinen emotionalen Ton des Drehbuchs passt. Einschließlich einer leicht gefühllosen Erzählung von Rachel Weisz‘ Charakter. Man hat fast das Gefühl, im luziden Traum des Regisseurs festzustecken. Am Ende gibt es keine große Botschaft, die einem mitgegeben wird. Tatsächlich endet die gesamte Geschichte eher enttäuschend, was in gewisser Weise zum gesamten Vibe des Films passt.

Insgesamt kann man nicht wirklich sagen, dass man diesen Film lieben wird. Aber man kann ihn wegen seiner künstlerischen Erzählung schätzen lernen. Bei all seiner freakig-seltsamen Einzigartigkeit, wird man am Ende doch noch beschreibende Wort finden; The Lobster wird einfach nicht jedem schmecken. Es kann aber durchaus sein, dass es das Film – und Kunstverständnis eines anderen trifft. Und deshalb empfiehlt sich ein Blick auf „The Lobster“ nur aufgrund seiner sehr avantgardistischen Geschichte.

Fazit: The Lobster ist eine freakige, seltsam komische, eindringliche und surreale Parabel, die manche Leute zum Nachdenken anregen wird. Einige werden sich verwirrt am Kopf kratzen, während andere vielleicht ein bisschen von beidem machen. Für Freunde des avantgardistischen und luziden Alptraums eine Empfehlung. Für alle anderen: Dieser Film und ihr werdet kein Paar.

Wertung: 6,5 / 10

10 – Meisterwerk – 8-9  sehr gut – 6-7 gut – 5  Ziel erreicht – 3-4 grad noch wach geblieben – 1-2 Geldverschwendung – 0 Geld zurück verlangen  

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