Inhalt: In SONG SUNG BLUE wagen zwei Musiker (Hugh Jackman und Kate Hudson), die noch immer vom großen Durchbruch träumen, in ihrer Lebensmitte einen mutigen Neuanfang. Sie gründen eine Neil-Diamond-Tribute-Band – und beweisen, dass es nie zu spät ist, die große Liebe zu finden und den eigenen Träumen zu folgen.

©️ Universal Pictures Germany

Lightning & Thunder: Zwischen Imitation und Selbstbehauptung

Wer die meisten aktuellen Musik-Biopics als routinierte Pflichtübungen empfindet, darf hier aufatmen. Song Sung Blue ist kein glatt poliertes Künstlerporträt und keine chronologische Hitparade. Stattdessen umarmt der Film mit Lust und Laune genau jene altmodische Melodramatik, die dem Genre zuletzt oft fehlte. Vorausgesetzt, man hat keine Abneigung gegen Pailletten, üppige Perücken und den Sound von Neil Diamond.

Kein Hollywood-Drehbuchautor würde sich trauen, eine Geschichte wie diese zu erfinden, wenn sie nicht tatsächlich passiert wäre. Der Film basiert auf einem wenig beachteten Dokumentarfilm aus dem Jahr 2008 und erzählt die unglaubliche, aber wahre Geschichte von Mike und Claire Sardina, bekannt als Lightning & Thunder, einem Neil-Diamond-Tribute-Act, der in den 1990er-Jahren Milwaukee im Sturm eroberte und später von einem tragischen Schicksalsschlag aus der Bahn geworfen wurde.

Mike, gespielt von Hugh Jackman, ist ein trockener Alkoholiker und Vietnamveteran, der sich widerwillig als Imitator durchschlägt und insgeheim davon träumt, einfach er selbst sein zu dürfen. Eine der schönsten Anfangs-Szenen zeigt ihn hinter den Kulissen einer Jahrmarkts-Show, umgeben von Tribute-Acts, darunter ein stoisch leidender Buddy-Holly-Imitator, verkörpert von Michael Imperioli.

(L – R) Kate Hudson als Claire Sardina and Hugh Jackman als Mike Sardina in SONG SUNG BLUE, a Focus Features release. Credit: Sarah Shatz/Focus Features © 2025 All Rights Reserved.

Aufstieg, Absturz und der Preis des Erfolgs

Dort begegnet er Claire, gespielt von Kate Hudson, einer Patsy-Cline-Interpretin und alleinerziehenden Mutter mit klaren Vorstellungen. Ein gemeinsames Jammen genügt, dazu Mikes überzeugende Idee, keine bloßen Imitatoren, sondern Interpreten zu sein, und schon ist Lightning & Thunder geboren. Aus musikalischer Nähe wird Liebe, aus Skepsis Euphorie.

Der Film folgt zunächst einer vertrauten Dramaturgie, die an klassische Aufstiegsmythen erinnert. Es gibt katastrophale Auftritte vor einer Biker-Gang, die kein Glitzer mögen, überraschende Chancen und schließlich Auftritte vor großem Publikum. Ein Running Gag darüber, dass Neil Diamond mehr zu bieten hat als „Sweet Caroline“, wird zur selbstironischen Liebeserklärung an Nostalgie, denn wie Claire trocken feststellt, Nostalgie zahlt sich aus.

Jackman und Hudson mögen als Liebespaar nicht in jeder Szene glänzen, doch auf der Bühne entwickeln sie eine mitreißende Präsenz. In den musikalischen Momenten findet der Film seine größte Energie und Lebendigkeit. Hier wird aus Biopic Konzerterlebnis, getragen von Leidenschaft statt Perfektion.

©️ Focus Feature / Universal Pictures Germany

Melodram am Limit, Charisma als Rettungsanker

Was zunächst wie eine klassische Erfolgsgeschichte wirkt, kippt in der zweiten Hälfte in schweres Melodram. Tragische Wendungen häufen sich, und stellenweise droht der Film, sich in Seifenopern-Überzeichnung zu verlieren. Regisseur und Drehbuchautor Craig Brewer hält das fragile Gleichgewicht mit Mühe zusammen, schwankend zwischen ehrlicher Empathie und emotionaler Überfrachtung.

Der größte Triumph von Song Sung Blue ist jedoch Kate Hudson. Warmherzig, zurückgenommen und mit bemerkenswertem Gespür für Nuancen erinnert sie eindrucksvoll daran, wie unterschätzt ihr Talent ist. Ihr Charme trägt den Film durch seine schwächeren Passagen und verleiht ihm eine emotionale Glaubwürdigkeit.

Fazit: So absurd die Geschichte von Lightning & Thunder auch klingt, man kann sich ihrem Zauber kaum entziehen. Song Sung Blue ist überladen, manchmal kitschig, aber aufrichtig und voller Herz. Und ja, „Sweet Caroline“ wird einem danach noch eine gefühlte Ewigkeit im Kopf herumschwirren.

Film Bewertung 7 / 10