Der Name Vince Gilligan steht längst für kompromisslos erzähltes Fernsehen. Nach den gefeierten Erfolgen von Breaking Bad und Better Call Saul meldet sich der Ausnahmeschöpfer nun mit einer neuen, vielversprechenden Serie zurück: Pluribus. Die neunteilige Apple Original-Serie startet am 07. November mit einer Doppelfolge auf Apple TV+, anschließend folgt wöchentlich jeden Freitag bis 26. Dezember eine neue Episode. Schon vor ihrem Start wurde die Serie um eine zweite Staffel verlängert, ein deutliches Zeichen für das Vertrauen in Gilligans Vision.
Die unglücklichste Person der Welt
In Pluribus steht Rhea Seehorn, zweifach Emmy-nominiert für ihre Rolle als Kim Wexler in Better Call Saul, im Zentrum einer ebenso abgründigen wie originellen Geschichte. Sie spielt eine Frau, die auf mysteriöse Weise zur unglücklichsten Person der Erde wird und ausgerechnet sie muss die Welt vor einer alles verschlingenden Glückseligkeit retten. Was sich zunächst wie ein Paradox anhört, entfaltet sich unter Gilligans Regie zu einer satirischen, hochspannenden Mischung aus existenzieller Komödie, Science-Fiction und psychologischem Thriller. Pluribus fragt, was Glück eigentlich bedeutet und ob ewige Zufriedenheit nicht die gefährlichste Droge der Menschheit ist.
Wie schon bei Breaking Bad zeigt Vince Gilligan auch hier seine unverwechselbare Fähigkeit, düstere Themen mit feinem Humor und präziser Figurenzeichnung zu verbinden. Pluribus balanciert meisterhaft zwischen philosophischer Tiefe, surrealer Spannung und lakonischer Gesellschaftskritik. Die visuelle Sprache, gestochen scharf, fast klinisch, spiegelt die Ambivalenz einer Welt wider, die kurz davor steht, an ihrer eigenen Euphorie zu ersticken. Hinter den satirischen Momenten verbirgt sich eine stille, tief emotionale Tragödie: die Geschichte einer Frau, die gezwungen ist, das Leid zu bewahren, um das Leben zu retten.
Hochkarätiger Cast und starke Nebenfiguren
Neben Rhea Seehorn brillieren Karolina Wydra (Sneaky Pete) und Carlos-Manuel Vesga (The Hijacking of Flight 601) in wichtigen Nebenrollen. Miriam Shor (American Fiction) und Samba Schutte (Our Flag Means Death) treten als markante Gaststars auf und verleihen der ohnehin dichten Erzählwelt zusätzliche Facetten. Die Dynamik zwischen Seehorns ambivalenter Heldin und Vesgas mysteriöser Figur, deren Loyalität ebenso unklar bleibt wie seine Motive, bildet das emotionale Herz der Serie. Gilligan bleibt damit seiner Vorliebe für moralisch komplexe Charaktere treu. Menschen, die zwischen Gut und Böse taumeln, weil sie schlicht menschlich sind.
Mit Pluribus wagt Vince Gilligan eine kreative Gratwanderung zwischen Science-Fiction, metaphysischem Drama und beißender Satire, getragen von einer herausragenden Rhea Seehorn, die erneut beweist, dass sie zu den stärksten Schauspielerinnen des modernen Fernsehens gehört. Pluribus ist kein klassischer Mystery-Thriller, sondern ein klug komponiertes, tiefsinniges Stück Fernsehen über die Schattenseiten des Glücks. Ein weiterer Beweis dafür, dass Vince Gilligan das Serienhandwerk wie kaum ein anderer versteht.






