Genre: Mystery / Thriller / Krimi | Produktion: USA 2021 | Laufzeit: ca. 96 Minuten | Regie: Christian Carion | Mit: James McAvoy, Claire Foy, Tom Cullen u.a | Ab 10. März auf DVD und Blu-ray! | FSK: ab 12 Jahren
Inhalt: Edmond Murray ist viel unterwegs und kaum zu Hause in den Highlands. Doch dann verschwindet
sein Sohn von einem Campingplatz. Er erhält einen verstörten Anruf seiner Ex-Frau und macht sich
sofort auf den Weg. Zunächst glaubt man, der Sohn sei ertrunken oder habe sich in den nahen
Wäldern verwirrt.
Doch als Edmond auf den ermittelnden Kommissar trifft, wird schnell klar, es handelt sich um eine Entführung. Von seinem Gewissen geplagt, da er kaum als Vater für seinen Sohn da war, macht sich Edmond auf eigene Faust auf die Suche.
Doch anscheinend geht es in diesem Fall um weitaus mehr. Plötzlich wird der Kommissar von dem Fall abgezogen und Edmond und seine Ex-Frau stehen nun allein vor dem Rätsel, wohin ihr Sohn verschwunden ist. Zudem läuft die Zeit gegen das Elternpaar, denn nach 48 Stunden sinkt statistisch die Wahrscheinlichkeit, das Kind noch lebend zu finden.
Ein klassisches Drama-Thriller-Krimi Paket, das erstmal von der Aufmachung her nicht viel neues zu
bieten hat. Doch der Hintergrund zu den Dreharbeiten wartet mit positiven Überraschungen auf.
James McAvoy, welcher hier Edmond Murray verkörpert, hatte im Vorfeld kein fertiges Drehbuch
bekommen.
Gerade einmal die Seiten über seinen eigenen Charakter bekam er zu lesen. Am ersten Drehtag erhielt er eine Nachricht mit Koordinaten, fuhr mit dem Auto seines Charakters dorthin und stellte fest, dass die Dreharbeiten wohl begonnen hatten. Der Zuschauer erfährt also zum selben Zeitpunkt wie der Charakter die einzelnen Informationen, die auf das Verschwinden des Sohnes hindeuten. Zusammen geht man auf eine ganz besondere Fährtensuche.
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Durch diese Art, den Film zu drehen, wird gleichzeitig eine beachtliche Aufgabe von dem Hauptdarsteller gefordert: Er muss improvisieren. Während alle anderen Darsteller ihre Rollen und das Skript kennen, muss McAvoy in jeder Situation entscheiden, wie er diese Handhabt.
Diese Ausgangsposition kreiert eine immense Spannung, die durch das entstehende, authentische Spiel McAvoys noch verstärkt wird. Man spürt seinen Drang, herausfinden zu wollen, was geschehen ist sowie das aufkommende Gefühl von Rache an demjenigen, der seinem Sohn eventuell Schaden zugefügt hat.
Improvisationskunst auf hohem Niveau
Es ist eine extreme Situation, in die der Regisseur Christian Carion seinen Hauptdarsteller steckt. Der
Film basiert auf einem französischen Vorgänger, welcher auch von Carion verfilmt wurde. Doch
Carion wählte erst für den Nachfolger die außergewöhnliche Methode. Zunächst hatte er nur einen
einfachen Thriller im Blick gehabt.
Die Figur des Edmond, welche so wenig weiß über das Leben seines Sohnes, verleitete ihn aber, den Hauptdarsteller dasselbe durchmachen zu lassen. Diese Methode ist es auch, welche aus einem einfachen Plot für einen simplen Thriller einen so düsteren und spannenden Film macht.
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Anders als bei gängigen Thrillern bedient sich „My Son“ seltener den typischen Thriller-Elementen
wie einer Verfolgungsjagd oder anderen nervenaufreibenden Situationen. Vielmehr sind es die
Szenen, welche schon fast positiv langezogen wirken, da der Charakter wie in „Dont Breathe“ zum
Beispiel in einer für ihn brenzligen Situation für längere Zeit gefangen ist. Diese Ausgangslage ist es
auch, welche den Zuschauer wirklich beängstigt die Luft anhalten lässt. Die Kamera bewegt sich
häufig neben oder hinter McAvoy, ähnlich wie in „Victoria“.
Das führt dazu, dass wir noch mehr das Gefühl erhalten, mit der Hauptfigur zusammen durch die schreckliche Situation zu gehen. Teilweise in One Takes gedrehte Sequenzen lassen den Film sich so real anfühlen wie die Gänsehaut auf den eigenen Armen.
Fazit: Ein wahrlich unter die Haut gehender Thriller mit einer grandiosen Besetzung und einer spannenden Methode, welche durchaus Potenzial hat, in Zukunft erneut eingesetzt zu werden.
Film Bewertung 9 / 10