Das Langfilmdebüt des Regisseurs Timur Örge ist ein cineastisches Wagnis – und zugleich ein eindrucksvolles Statement für unabhängiges deutsches Kino. Über zwei Jahre hinweg in vier Ländern gedreht, entfaltet sich MAKE ME FEEL als visuell und emotional kraftvolle Reise durch die menschliche Seele. Mafia-Epos, Piratengeschichte, Western-Drama und Historienfilm verschmelzen hier zu einer filmischen Collage, die ebenso kühn wie berührend ist.
Zwischen Realität und Traum – eine Reise in die Seele
Im Zentrum steht Ella (Charleen Weiss), deren Leben aus den Fugen gerät, als sie die Nachricht erhält, dass ihr Ehemann (Erkan Acar) nach einem schweren Autounfall im Koma liegt. Ihre Welt bricht zusammen – bis ihr ein neuartiges medizinisches Verfahren angeboten wird, das es ermöglicht, in das Unterbewusstsein des Geliebten einzutreten.
In der Hoffnung, ihre Liebe zu retten, wagt Ella diesen riskanten Schritt. Doch das, was sie im Inneren seines Geistes findet, ist keine einfache Erinnerung – es sind ganze Welten. Ihr Mann, ein gescheiterter Drehbuchautor, hat sich in seine eigenen Geschichten zurückgezogen: düstere Mafia-Szenarien, raue Westernlandschaften, das Chaos der Weltmeere, Krieg und Verlust. Je tiefer Ella in diese Traumwelten eindringt, desto mehr verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Fantasie – und desto gefährlicher wird die Reise.
Ein filmisches Kaleidoskop der Emotionen
MAKE ME FEEL ist kein klassisches Drama, sondern ein Genre-Mosaik, das sich permanent neu erfindet. Örge verwebt die emotionalen Ebenen von Liebe, Verzweiflung und Hoffnung mit stilistisch radikalen Wechseln zwischen epischem Kino und intimer Charakterstudie. Jede Traumsequenz wirkt wie ein eigenständiger Film, visuell überwältigend, aber immer mit dem Herzschlag einer Liebesgeschichte.
Dabei gelingt es dem Regisseur, die Grenzen des deutschen Independent-Kinos neu auszuloten. Gedreht mit begrenzten Mitteln, aber unbändiger Leidenschaft, zeigt MAKE ME FEEL, was entsteht, wenn filmische Vision, Teamgeist und emotionale Authentizität zusammentreffen.
Die Kraft der Liebe – und des freien Kinos
Was MAKE ME FEEL so außergewöhnlich macht, ist nicht nur die Bildgewalt, sondern auch der Mut, Emotionen ohne Zynismus zu zeigen. Timur Örge erzählt eine Geschichte über das Suchen, Verlieren und Wiederfinden, über die Sehnsucht nach Nähe in einer Zeit, in der alles flüchtig scheint. Ella und ihr Mann sind Stellvertreter einer Generation, die zwischen Realität und Eskapismus hin- und hergerissen ist – zwischen rationalem Denken und dem Wunsch, einfach zu fühlen. Und genau das ist es, was dieser Film zelebriert: das Fühlen.
MAKE ME FEEL ist ein filmisches Manifest, das beweist, dass große Geschichten nicht vom Budget abhängen, sondern von Mut, Herzblut und Hingabe. Ein deutsches Independent-Projekt, das sich internationalen Vergleich nicht scheuen muss – intensiv, poetisch und unvergesslich.