LAST BREATH

Inhalt: Chris Lemons (Finn Cole) ist Berufstaucher und noch am Anfang seiner Karriere. Im Gegensatz zu seiner Verlobten Morag, die sich den Risiken des Jobs sehr bewusst ist, freut er sich auf den nächsten Auftrag weit vor der Küste von Aberdeen / Schottland. Seine Teamkollegen für die geplanten 28 Tage auf hoher See sind der erfahrene Duncan (Woody Harrelson), eine Vaterfigur für Chris, und der professionelle, aber unnahbare Dave (Simu Liu). Kaum hat ihr Begleitschiff Tharos den Tauchplatz inmitten der Nordsee erreicht, braut sich ein Sturmzusammen, der den Einsatz zu gefährden droht. Dennoch begeben sich die Drei mit der Tauchglocke über 90 Meter in die Tiefe. Zuerst läuft alles nach Plan, doch plötzlich fallen Teile des Schiffssystems aus und machen einen Abbruchnotwendig.

©️ Constantin Film

Extreme Ausnahmesituationen und der Überlebenskampf unter lebensbedrohlichen Bedingungen bilden den Stoff vieler packender Filme – oft mit bemerkenswertem erzählerischen und emotionalem Ergebnis. Nichts ist inspirierender, als Menschen dabei zuzusehen, wie sie in absoluter Ausweglosigkeit Ruhe bewahren, umsichtig handeln und über sich hinauswachsen. Genau hier setzt das Überlebensdrama „Last Breath“ an, basierend auf der wahren Begebenheit von 2012 und adaptiert nach dem gleichnamigen Dokumentarfilm von Regisseur Alex Parkinson aus dem Jahr 2019.

Die Handlung folgt den Tiefseetauchern Chris (Finn Cole), Dave (Simu Liu) und Duncan (Woody Harrelson), die auf die Wartung von Ölpipelines spezialisiert sind und für ihre Einsätze jeweils einen Monat in einem Drucktank verbringen – abgeschottet und unter enormem psychischem Druck. Als während eines Tauchgangs ein Sturm aufzieht und ein Systemausfall das Schiff abtreiben lässt, das sie mit lebenswichtigen Versorgungsleitungen verbindet, gerät die Lage außer Kontrolle: Chris bleibt mit nur wenigen Minuten Sauerstoff auf dem Meeresgrund zurück.

Der Film bleibt bemerkenswert nah am dokumentarischen Modell, was einerseits authentisch, andererseits dramaturgisch problematisch ist. Es fehlt an überzogenen Konflikten oder gar einem zentralen Antagonisten – abgesehen von der Naturgewalt, die zur Bedrohung wird. Alle Beteiligten agieren sachlich, stoisch und professionell – ein Ansatz, der die Realität respektiert, aber auch die emotionale Ebene vermeidet. Natürlich sind Eigenschaften unter extremen Umständen bewundernswert – und zweifellos haben die realen Protagonisten einer solchen Geschichte unter widrigsten Bedingungen Außergewöhnliches geleistet.

Simu Liu als Dave Yuasa
Simu Liu als Dave Yuasa Courtesy of Focus Features / © 2024 FOCUS FEATURES LLC

Ein authentisches Unterwasserdrama, das an emotionaler Tiefe spart

Ein echtes Drama verlangt mehr als bloße Nacherzählung: Es braucht Zuspitzung, emotionale Fallhöhe und eine klare Haltung zum Geschehen. In dieser Adaption scheint genau das zu fehlen. Statt innerer und äußerer Konflikte dominieren wortkarge Dialoge und lange Passagen des Schweigens. Die wenigen Momente, in denen sich packende Spannung entfaltet, wirken wie kurze Lichtblitze in einem Meer aus betontem Understatement. Zwar lässt sich argumentieren, dass diese narrative Zurückhaltung dem realen Ernst der Lage gerecht werden soll – doch auf dramatischer Ebene wird dadurch eine Chance vertan.

Denn selbst wenn alle Beteiligten in der Realität schweigsam und pflichtbewusst waren, braucht eine filmische Adaption mehr als bloße Faktentreue. Ohne die dramaturgische Verdichtung, die ein Drama erst zu einem Drama macht, bleibt die Geschichte in der cineastischen Umsetzung zu nüchtern. Selbst Nebenfiguren wie Dave und Duncan werden einen Teil des Films einfach in einer Taucherglocke zurückgelassen, ohne dass sie offensichtlich etwas dazu beitragen. Lediglich Mark Bonnars Darstellung des Tauch-Supervisors Craig kann mit subtiler Mimik und zittrigen Händen ein wenig emotionale Resonanz und seine Sorge um den Verschollenen vermitteln.

Am Ende bleibt ein seltsam distanziertes Protokoll über eine stattgefundene Katastrophe, dessen nüchterner Ton Authentizität suggeriert, dessen emotionale Wirkung aber hinter den Erwartungen zurückbleibt. Ein Film, der das Potenzial für große Emotionen und tiefgründige Fragen gehabt hätte und an der eigenen Stille scheitert, anstatt nachzuhallen.

Fazit: Ein formal überzeugendes, aber emotional distanziertes Drama, das den realen Ereignissen zwar Respekt zollt, jedoch das dramaturgische Potenzial nicht vollständig ausschöpft. Spannende Momente wechseln sich mit Phasen lähmender Stille ab – eine verpasste Chance, wahre Helden auch emotional spürbar zu machen. Funktioniert für diejenigen, die sich die Dokumentation bisher nicht angeschaut haben. Film Bewertung 5 / 10