Inhalt: Juror #2“ folgt dem Familienvater Justin Kemp (Hoult), der als Geschworener in einem aufsehenerregenden Mordprozess mit einem ernsten moralischen Dilemma zu kämpfen hat … einem Dilemma, das er nutzen könnte, um das Urteil der Geschworenen zu beeinflussen und den angeklagten Mörder möglicherweise zu verurteilen – oder freizulassen.
Ein Blick auf wahre Gerechtigkeit
Clint Eastwood, bekannt für ikonische Rollen wie den Mann ohne Namen aus Sergio Leones Dollars-Trilogie oder Dirty Harry aus Dirty Harry, hat mit 94 Jahren einen beeindruckenden Meilenstein erreicht. Sein 40. Film als Regisseur beweist, dass Eastwood nichts von seiner Fähigkeit eingebüßt hat, packende Geschichten zu erzählen. Wie schon der legendäre William Friedkin mit seinem letzten Werk The Caine Mutiny Court-Martial, wählt Eastwood die klaustrophobische Umgebung eines Gerichtsgebäudes, um tiefergehende Fragen nach Gerechtigkeit und Moral zu stellen.
Basierend auf einem Originaldrehbuch von Jonathan Abrams, das im Wesentlichen und unbeabsichtigt die Simpsons-Episode „Der Junge, der Zuviel wusste“ aus dem Jahr 1994 adaptiert -erzählt Eastwood die Geschichte von Justin Kemp, gespielt von Nicholas Hoult (The Great, Mad Max: Fury Road). Justin ist ein ruhiger Familienvater, der widerwillig zum Geschworenendienst gerufen wird. Als er sich plötzlich selbst in den Mordfall verwickelt sieht, steht er vor einer moralischen Zwickmühle, die ihn zwingt, seine Prinzipien und seine Verantwortung gegenüber seiner Familie gegeneinander abzuwägen.
Hoult verkörpert die innere Unruhe und die wachsende Spannung seiner Figur mit Bravour, auch wenn er einen Großteil des Films damit verbringt, auf seinen Nägeln herum zu kauen. Es ist ein gut ausbalancierter Stoff mit „ruhiger“ Spannung. Unterstützt wird er von Toni Collette (Hereditary, The Sixth Sense) als Staatsanwältin Faith Killebrew. Ihre eigene moralische Dilemma – zwischen politischem Ehrgeiz und Gerechtigkeit – verleiht der Geschichte zusätzliche Tiefe. Es gibt auch eine gelungene Szene zwischen Colette und Hoult, die an ihre Zusammenarbeit in „About A Boy“ erinnert.
Klassisches Filmemachen in Bestform
Eastwoods unverwechselbarer Stil zeigt sich in jeder Szene: unaufdringlich, effizient und mit einem Fokus auf das Wesentliche. Der Film führt den Zuschauer durch den gesamten Gerichtsprozess, von der Auswahl der Geschworenen über die Verhandlung bis hin zu den Beratungen, ähnlich wie im James Stewart Klassiker Die zwölf Geschworenen. Trotz der gelegentlich etwas plakativ wirkenden Momente – wie z.B. Aussagen wie „Auf das Rechtssystem!“ – bleibt der Film eine gut durchdachte Charakterstudie.
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Die Hollywood-Legende kombiniert seine konservative Weltsicht mit Wärme und Sensibilität, die sich durch sein gesamtes Werk zieht. Falls dieser Film tatsächlich Eastwoods letzte Regiearbeit sein sollte, dann ist es ein Abgang, der einem Meister seines Fachs würdig ist. Es ist ein Justizthriller, der tiefgründige Fragen zu Wahrheit, Gerechtigkeit und dem amerikanischen Lebensstil aufwirft.
Fazit: Mit seiner ruhigen Hand und sieben Jahrzehnten Erfahrung in der Branche beweist Clint Eastwood einmal mehr, dass er es immer noch draufhat. Wenn dies sein Abschiedsfilm sein soll, dann ist es ein passender: ein unterhaltsamer Thriller über Wahrheit, Gerechtigkeit und (im Guten wie im Schlechten) den „amerikanischen Weg“, erzählt von einer echten amerikanischen Ikone.
Film Bewertung 7 / 10