Inhalt: John Wick (Keanu Reeves) wird von Auftragskillern des als „High Table“ bekannten Syndikates verfolgt und entdeckt, dass er seine Freiheit nur durch ein Duell mit dem Marquis de Gramont (Bill Skarsgård) erlangen kann, der der Organisation angehört. Doch das Kopfgeld, das auf ihn ausgesetzt ist, wächst unaufhörlich und es wird nicht einfach sein, das Ziel zu erreichen.
Film Kritik:
John Wick: Kapitel 4 ist gnadenlos gewalttätig. Es gibt keine Pause und kein Pardon. Er knüppelt so auf den Zuschauer ein, wie die nicht enden wollende Auftragskiller-Lawine auf den Film-Helden einprügelt. Die Gewaltgrad erscheint endlos, dass man das Ende der Zivilisation befürchtet.
Zu den Waffen gehören dieses Mal: Schwerter, Pistolen (manchmal beides zusammen), Fäuste, Füße, Ellbogen, Nunchakus, Messer, Hunde, Pfeil und Bogen, Spitzhacken, Autos, Motorräder, ein Bleistift. In der ersten Folge wurden bekanntlich über 80 Menschen getötet. In diesem Teil werden anscheinend 80 Menschen in jeder Szene getötet. Purer Irrsinn. Im dritten Film wurde John (Keanu Reeves) für tot gehalten und lechzte nach Blut. Es schien, als wäre das Franchise ausgelutscht, doch Reeves und Regisseur Chad Stahelski konnten einfach nicht anders, und so sind sie noch einmal angetreten, um den Cliffhanger aufzugreifen und fortzuführen, ohne dabei auch nur eine Sekunde zu verschnaufen.
Die Fabelmans ist ein bittersüßes Meisterwerk an Lebensfreude
Es ist der erste Wick-Film, an dem Serienschöpfer und Autor Derek Kolstad nicht beteiligt ist, und die Story rückt in den Hintergrund. Ihr dachtet, die Handlungen waren vorher, nun ja, anspruchslos? Genau. Hier dient die Handlung nur dazu, die Kämpfe aneinanderzureihen. Und alles ist möglich. Eine Schießerei in der Wüste? Und das auf Kamelen? Na klar doch!
Die gesamte Action ist atemberaubend, mit originellen Set-Pieces
Kapitel 4 ist besonders episodisch, springt von einem Land zum anderen und beschwört jedes Mal andere Freunde und Feinde herauf. Da ist Donnie Yen, fast 60, aber er sieht aus wie 40 und kämpft wie ein 20jähriger, während sein blinder Killer Caine ein begnadeter Mörder ist. Neben Reeves ist Hiroyuki Sanada aus 47 Ronin als Wick-Verbündeter Shimazu zu sehen, dessen äußerst talentierte Tochter Akira von Rina Sawayama gespielt wird.
Ein sehr amüsanter Scott Adkins in einem Fatsuit und mit Akzent als deutscher High-Table-Boss Killa – richtig, Killa – ist in einer wilden Sequenz in einem vollbesetzten Nachtclub zu sehen, bei der kein einziger Raver den beiden Verrückten, die sich gegenseitig umbringen wollen, die geringste Beachtung schenkt. Und so geht es dann munter weiter.
Close schafft es, sich trotz einer erschütternden Geschichte seinem Publikum anzunähern
Die gesamte Action ist atemberaubend, mit originellen Set-Pieces wie beispielsweise mit einer Luftaufnahme einer Schlägerei, die durch mehrere Räume führt, und einem spektakulären Angriff mit mehreren durcheinander rasenden Autos rund um den Arc de Triomphe, bei dem man sich jede Sekunde fragt, wie zum Teufel sie das wohl angestellt haben.
Und dennoch, ist das alles ein bisschen viel. Ja, es ist ein Liebesbrief an das Actionkino, aber so sehr, dass das Actionkino vielleicht eine einstweilige Verfügung beantragen möchte. Immer wieder tauchen Attentäter auf, und zwar aus allen Himmelsrichtungen, endlos, wie neu entstehende Videospielfiguren.
Man bettelt förmlich darum, dass die Kämpfe ein Ende nehmen
Einige der Kämpfe nehmen kein Ende, bis man förmlich darum bettelt, dass endlich jemand gewinnt, um zum nächsten Kapitel überzugehen – die Kämpfe sind im schlimmsten Fall eine einzige Quälerei. Selbstverständlich ist das Ganze so vielsagend wie immer. Der High Table, ohnehin ein schwammiges, abstraktes Konstrukt, ist hier noch schwammiger.
Und die beiden Nebendarsteller Laurence Fishburne und Ian McShane haben noch weniger zu bieten als zuvor, sie sind nur noch das Abbild dessen, was sie ohnehin schon waren: mittelmäßige Arche-Typen. Da passieren Dinge, die einen eigentlich interessieren sollten, doch das tun sie nicht. Jedenfalls nicht viel. Seltsamerweise scheint der Film, wenn man den hohen Aufwand bedenkt, kein Interesse an einer emotionalen Komponente zu haben. Es sei denn, Zusammenzucken ist eine Emotion. Reeves arbeitet im Wesentlichen mit einem Tonfall.
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Doch genau das ist es, was diese Filmreihe ausmacht, und selbst in dieser eingeschränkten Rolle ist Reeves unermüdlich charismatisch. Mit Gefährliche Brandung und Speed hat er den Actionhelden neu erfunden, daher ist es großartig, dass er drei Jahrzehnte später immer noch so überzeugend auftritt. Wenn man sich John Wick 4 anschaut, will man vor allem Action sehen, und was das angeht, kann man ihn einfach nicht ignorieren. Es ist unglaublich physisch-was gegen Ende an Buster Keaton erinnert-die extreme Darstellung ist absurd. Wick wird niedergeknüppelt, aber er steht wieder auf. Und wieder, und wieder, und wieder. Man bete für seine Knochen.
Fazit: Wer keinen Bock auf einen Film hat, der fast drei Stunden lang nur aus Kämpfen besteht, dem wird dieses Kapitel mächtig auf den Geist gehen. Allerdings sind die Kämpfe eine Meisterklasse für sich.
Film Bewertung: 8 / 10