Die 160.000 Mitglieder der Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA sind in den angekündigten Streik getreten.
Es ist offiziell: Nachdem es nicht gelungen ist, eine neue Vereinbarung mit der Alliance of Motion Picture and Television Producers zu treffen, hat die SAG-AFTRA, die Gewerkschaft, die Schauspieler und andere ausübende Künstler in den Vereinigten Staaten vertritt, offiziell zum Streik aufgerufen. Das ist das erste Mal seit 1960, dass sowohl die Schauspieler- als auch die Autorenzunft gemeinsam streiken.
Im Mittelpunkt des Streiks stehen zwei wichtige Punkte: die Vergütung und der Einsatz von KI. Da die Restgagen dank kürzerer Laufzeiten und „kreativer“ Buchführung durch die Studios immer geringer werden, ist es für die Schauspieler immer schwieriger geworden, ihren Lebensunterhalt auf dem Niveau der großen Stars zu sichern.
Bereits im Vorfeld dieser weitreichenden Entscheidung, äußerte sich SAG-AFTRA-Präsidentin Fran Drescher wie folgt:
„SAG-AFTRA hat in gutem Glauben verhandelt und war bestrebt, eine Einigung zu erzielen, die die Bedürfnisse der Künstler ausreichend berücksichtigt, aber die Antworten der AMPTP auf die wichtigsten Vorschläge der Gewerkschaft waren beleidigend und respektlos gegenüber unseren massiven Beiträgen zu dieser Branche. Die Gesellschaften haben sich geweigert, bei einigen Themen vernünftig zu verhandeln, und bei anderen haben sie uns völlig blockiert. Solange sie nicht in besonnener Weise verhandeln, können wir nicht zu einer Einigung kommen. Wir haben keine andere Wahl, als in Geschlossenheit und im Namen unserer Mitglieder mit einer Streikempfehlung an unseren Vorstand heranzutreten. Der Vorstand wird die Angelegenheit im Laufe des Vormittags erörtern und seine Entscheidung treffen.„
SAG-AFTRA-Präsidentin Fran Drescher in einem Statement
Durch den Schauspieler-Streik, droht Hollywood der größte Stillstand seit mehr als 40 Jahren. Was wiederum bedeutet, dass das Angebot an neuen Filmen und Fernsehserien zu stagnieren beginnt und sich das in den kommenden Monaten auf alle Zuschauer auswirken wird.
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Warum streiken die Schauspieler?
Es gibt zwei zentrale Anliegen der Schauspieler: die Vergütung und die Entwicklung von künstlicher Intelligenz. Während sich die bekannten Schauspieler wie Tom Hanks, Matt Damon und Meryl Streep über eine mögliche Stilllegung weniger Gedanken über ihre Einkommen machen müssen, sind es die „kleinen Leute“, die für ihre diversen Engagements ständig arbeiten und Geld verdienen müssen, um sich über Wasser zu halten.
„Man muss 26.000 Dollar im Jahr verdienen, um sich für die Krankenversicherung anmelden zu können, und es gibt eine Menge Leute, die diese Schwelle durch ihre Gagen übersteigen„, sagte Matt Damon bei einer Presseveranstaltung von Oppenheimer gegenüber Reuters. „Es wird Geld verdient, und das muss so verteilt werden, dass es den Menschen hilft, die sich irgendwo weiter unten auf der Skala befinden.“
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Die meisten Schauspieler sind auch besorgt über den Vormarsch der künstlichen Intelligenz, die es den Studios ermöglicht, menschliche Darsteller durch digital generierte Darsteller zu ersetzen.
Der Autorenstreik
Jede mögliche gewerkschaftliche Organisierung von Darstellern würde natürlich die Auswirkungen des Streiks verstärken, den die Mitglieder der Writers Guild of America bereits begonnen haben. Für die meisten professionellen Autoren in Hollywood (diejenigen, die nur Animationsfilme und Serien schreiben, fallen unter die Animation Guild) lief der entsprechende Vertrag im April aus, und die Mitglieder befinden sich seit dem 2. Mai nach erfolglosen sechswöchigen Verhandlungen mit der AMPTP im Streik.
Die Autoren streiken aus ähnlichen Gründen wie die Schauspieler, allerdings sind ihre Anliegen wesentlich komplexer. In erster Linie geht es um die Vergütung und die personelle Situation. Studios und andere Produktionsunternehmen haben die Zahl der Autoren in ihren Schreibbüros reduziert.
Außerdem wird es für die Autoren immer schwieriger, einen festen Arbeitsplatz zu finden. Mit der Verbreitung von Streamingdiensten haben Mini-Rooms (kurzlebige Autorenkollektive) stark an Bedeutung gewonnen, in denen kürzere Staffeln mit nur 8-10 Episoden geplant werden.
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Das ist ein großer Unterschied zu der Ära, als fast alle Produktionen bei den Sendern veröffentlicht wurden, wodurch eine neunmonatige Festanstellung gewährleistet war, in der man sein Handwerk verbessern und sich weiterentwickeln konnte. Jetzt sind die Schreiber gezwungen, kleinere Jobs nebeneinander zu erledigen, um über die Runden zu kommen.
Und viele sind dazu verdammt, sich noch andere Jobs zu suchen, damit sie ihre Mieten zahlen und ihre Familien ernähren können. Der Großteil derer, die keine größeren Projekte haben, leiden darunter. Mit den immer kürzeren Streaming-Serien, ganz zu schweigen von den zahlreichen Sparmaßnahmen, gehen auch die verbleibenden Honorare für die bereits geleistete Arbeit massiv zurück.
Hinzu kommt die Entwicklung der „kreativen“ Buchführung in Hollywood, die unter anderem den Trick enthält, die Serien von den Servern zu nehmen, um die Zahlung zukünftiger Gebühren zu umgehen und sie über Steuerabschreibungen geltend zu machen (oder sie an Dritte zu verkaufen, wodurch ebenfalls die Zahlung von Restgagen umgangen wird).
Jüngste Beispiele hierfür sind u. a. Grease: Rise Of The Pink Ladies und Star Trek: Prodigy bei Paramount+ und Willow bei Disney+. Und dabei ist noch nicht einmal berücksichtigt, dass die einzelnen Streaming-Dienste keineswegs zu den Goldeseln der Branche zählen, sondern ihren Betreibern Verluste einbringen.
Und schließlich gibt es da noch die künstliche Intelligenz, welche bereits jetzt ein ernstes Problem für die Autoren darstellt, weil die Studios nach günstigeren Alternativen für die Produktion von Drehbuchinhalten suchen. Programme wie ChatGPT sind viel weiter entwickelt als solche, die in der Lage sind, synthetische Schauspieler zu entwickeln, die eine Rolle spielen können.
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Der Autorenstreik hat sich bereits stark auf die Studios ausgewirkt: Filme wurden verschoben, TV-Serien neu terminiert und durch Reality-Serien und andere bereits in Produktion befindliche Produktionen abgelöst, bei denen es nicht so sehr auf die Mitglieder der Autorenvereinigung WGA ankommt. Da sich die Schauspieler zu den Streikenden Autoren gesellt haben – droht ein nahezu vollständiger Stillstand, mit nicht absehbaren Folgen für alle Beteiligten
Der letzte Doppelstreik fand 1960 statt, als die Mitglieder der WGA und der Screen Actors Guild im Streit um Vergütungen für Filme, die an Fernsehsender verkauft wurden, zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen hatten.
Das Directors Guild of America Abkommen
Ausgenommen von den Streiks sind die Regisseure, die bereits eine Einigung mit der AMPTP erzielen konnten, obwohl diese von vielen Mitgliedern als schlechte Idee bezeichnet wurde. Der Vertrag wurde akzeptiert, und daher konnten sie weiterarbeiten.
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Aber ohne neue Drehbücher und ohne Schauspieler, die diese Drehbücher umsetzen könnten, sind die Regisseure und andere Crewmitglieder genauso wenig in der Lage, Filme und Fernsehsendungen zu produzieren.
Doch selbst wenn die Streiks eingestellt werden (vorausgesetzt, die Studios sind bereit, faire Vereinbarungen zu treffen), werden die daraus entstehenden Terminprobleme bei der Verfügbarkeit von Schauspielern und Drehorten dazu führen, dass dieses Chaos noch einige Zeit andauern wird.
Quelle: The Hollywood Reporter