Inhalt: Nachdem ein erstes Date schlecht ausgeht, beschließen Ben (Glen Powell) und Bea (Sydney Sweeney), dass sie sich nicht ausstehen können. Auf der Hochzeit von Beas Schwester und Bens bester Freundin sind die beiden jedoch gezwungen, sich zu vertragen. Um den Schein zu wahren – und ihre Ex-Freunde eifersüchtig zu machen – geben sie vor, eine Beziehung zu haben.
Film Kritik
Wenn das Liebeskomödien-Genre eine Geschichte braucht, ist William Shakespeare oft zur Stelle, um den Tag zu retten: 10 Dinge, die ich an dir hasse, She’s The Man – Voll mein Typ und Ran an die Braut verdanken ihre Entstehung dem größten englischen Dramatiker. Wo die Lüge hinfällt, eine romantische Komödie, die lose auf „Viel Lärm um nichts“ basiert, trägt die Handschrift des unsterblichen Meisters: Seine Passagen (z.B. „Männer waren immer Betrüger“) sind im ganzen Film verteilt und in den Kontext eingebettet.
Ticket ins Paradies ist eine amüsante und willkommene Flucht aus der Realität
Schon in den ersten zehn Minuten findet sich eine berühmte Zeile aus Romeo und Julia an einer Hauswand: „Um Hass geht’s hier, doch mehr um Liebe noch“, womit der Film von Anfang an seinen thematischen Rahmen absteckt. Wenn es hier mehr um Hass als um Liebe gehen würde, dann wäre es möglicherweise deutlich reizvoller gewesen. Was wir stattdessen zu sehen bekommen, ist ein arg konstruierter Beitrag zu einem ohnehin schon sehr schablonenhaften Genre, der sich auf die falsche Art und Weise von Shakespeare inspirieren lässt.
Auf dem Papier klingt das Ganze nach einer lustigen und abwechslungsreichen Geschichte: Zwei Menschen, die sich nicht ausstehen können, täuschen vor, sich zu mögen, bis aus der ganzen Heuchelei zwangsläufig echte Gefühle entstehen. Doch in Wahrheit ist der Film extrem vertrackt, gespickt mit wilden Dialogen, selten witzigen Slapstick-Einlagen und sagt wenig über wirkliche Romanzen des Lebens aus. Und ist zum größten Teil einfach nicht lustig.
Wenn es einen Lichtblick in diesem Film gibt, dann sind es seine beiden Hauptdarsteller. Sydney Sweeney und Glen Powell strotzen nur so vor Selbstbewusstsein und Charisma und sind auf dem besten Weg, ihre Spuren in Hollywood zu hinterlassen, sofern sie es nicht schon getan haben. Und das nutzt der Film gnadenlos aus.
Ein auf Hochglanz poliertes Stück Nichts
Die Kamera von Regisseur Will Gluck fährt ständig über Sweeneys Körper in knapp sitzenden Bikinis und Powells durchtrainierten, sonnengebräunten Body mit einem unverschämt lüsternen „Blick“, der fast an billige Teenie-Komödien aus den 80ern erinnert. An einer Stelle wird Powells Figur Ben als „Großartiger Idiot“ bezeichnet, ein seltener Anflug von Selbsterkenntnis in Bezug auf den gesamten Film: das ist alles nur ein auf Hochglanz poliertes Stück Nichts.
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Man versucht krampfhaft, die beiden Hauptdarsteller mit ein paar unbeholfenen Situationskomikern zu konfrontieren, um von ihren realitätsfernen Schönheitsidealen abzulenken: Sweeney trocknet sich im Stil von Mr. Bean in einer öffentlichen Toilette im Schritt ab, Powell hingegen schwimmt wie ein nervöser Sechsjähriger und wird dazu mit Flugangst und Spinnenphobie charakterisiert.
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Das wirkt zu gewollt „unperfekt“, nur um den Fokus von der Optik der Hauptdarsteller (das sie größtenteils wenig Kleidung am Körper tragen, torpediert das Vorgehen zusätzlich) zu verlagern. Doch wohin ? Es gibt Themenansätze, die aber nicht vertieft werden, um diese Oberflächlichkeit noch weiter zu durchbrechen. Nein, stattdessen werden wir mit weiteren, nicht nachvollziehbaren Verbal-Duellen und mit noch mehr nicht funktionierenden Slapstick Momenten bombardiert.
Es mangelt an Romantik und Komödie
Hirnrissige „Scheinbeziehungen“ sind in diesem Genre keine Seltenheit, und es gibt jede Menge Anspielungen auf bekannte Motive: eine glamouröse Hochzeit, eine große Abschlussgeste, Product Placement – und Dermot Mulroney. Der Film entspricht durchaus der Definition dessen, was er eigentlich sein möchte, und wird sich für alle, die etwas Kurzweiliges für zwischendurch suchen, als simples, nicht zu anspruchsvolles Filmvergnügen erweisen.
Wo die Lüge hinfällt hat allerdings nichts von der Schlitzohrigkeit eines Howard Hawk, nichts von der Spitzfindigkeit einer Nora Ephron (Autorin von Harry und Sally, Schlaflos in Seattle), nichts von der selbst ironischen Romantik eines Richard Curtis (Vier Hochzeiten und ein Todesfall). Und, um es mit Shakespeares Worten zu sagen, zu wenig „Scharmützel mit Witz“.
Und wenn das Beste an einem Film seine witzige End-Credit-Sequenz, ein Koala und ein überdrehter Nebendarsteller sind, dann reicht das einfach nicht aus, um den Rom-Com Olymp zu erklimmen.
Fazit: Die spürbare Chemie und der Charme zwischen Sydney Sweeney und Glen Powell machen viel aus. Trotzdem ist das nicht genug angesichts einer romantischen Komödie, der es deutlich an Romantik und Komödie mangelt.
Film Bewertung 4.5 / 10