Liam Neeson auf dem Poster zu The Ice Road

Regie: Jonathan Hensleigh | Genre: Action / Triller | Mit: Liam Neeson, Benjamin Walker, Amber Midthunder, Marcus Thomas und Laurence Fishburn | Produktion: USA 2019 | Laufzeit: ca. 103 Minuten | FSK: ab 16 Jahren


Inhalt: Nach dem Einsturz einer abgelegenen Diamantenmine begeben sich der erfahrene Ice-Road-Trucker Mike McCann (Liam Neeson), sein Bruder Gurty (Marcus Thomas) und ihr Team aus mutigen Fahrern (Laurence Fishburne, Amber Midthunder) auf eine gefährliche Rettungsmission. Mit ihren Trucks transportieren sie die tonnenschwere Ausrüstung, die für die Bergung der verschütteten Kumpel dringend benötigt wird.

Doch es gibt nur einen Weg zur Mine und der führt über die gefährlichen Ice-Roads auf den gefrorenen Seen im äußersten Norden Kanadas. Die Mission ist ein Wettlauf gegen die Zeit: Ihnen bleiben nur 30 Stunden, um gegen schmelzendes Eis, Lawinen und einen brutalen Schneesturm anzukämpfen, bevor den eingeschlossenen Minenarbeitern die Luft ausgeht.

TRAILER „THE ICE ROAD“ mit Liam Neeson © capelight pictures / Wild Bunch

Liam Neeson hat in seiner Karriere als alternder, verdammt cooler Actionheld einige seltsame Entscheidungen getroffen. Man kann mit Recht behaupten, dass all dies mit Taken im Jahr 2008 begann.  

Noch fairer ist es, zuzugeben, dass kein anderer Actionfilm, der seitdem folgte, den gleichen Kultstatus erreicht hat. Es gab großartige Filme, die man sich immer wieder ansehen sollte (The Grey), gute Filme, die unter dem Radar durchgingen (Ruhet in Frieden-A Walk Among the Tombstones), und unterhaltsame Filme für zwischendurch (The Commuter). The Ice Road ist nichts von alledem.

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Die Geschichte spielt im kanadischen Manitoba – im hohen Norden, wo eine Gruppe von Bergleuten durch eine Explosion in einer Diamantenmine eingeschlossen wird. Die einzige Möglichkeit, die Bergleute, deren Sauerstoffvorrat noch für 30 Stunden reicht, herauszuholen, ist ein Bohrlochkopf. Und die einzige Möglichkeit, ein so großes Gerät rechtzeitig zu ihrer Mine zu bringen, ist eine gefährliche Eisstraße.

Liam Neeson als Trucker Mike in The Ice Road
Liam Neeson als Mike in The Ice Road © capelight pictures / Wild Bunch

Vorhersehbar, mit schlechten CGI Effekten und noch schlechteren Dialogen

Zurecht erinnert sich der Cineast jetzt an die Verfilmung von „Lohn der Angst“ oder sein Remake aus dem Jahr 1977 „Atemlos der Angst“, wo u.a. Roy Scheider eine Ladung Nitro Glycerin zu einem brennenden Bohrturm, quer durch den südamerikanischen Dschungel Dschungel transportierte. Das Ganze wurde getragen durch den grandiosen Score von „Tangarine Dream“. The Ice Road hat nicht im Ansatz, diese Spannung, geschweige denn einen musikalischen Wiedererkennungswert. Selbst die (legendäre) kopierte Szene an einer Brücke, bleibt als grottige Kopie leblos am Straßenrand zurück.

Der Trucker Jim Goldenrod (Laurence Fishburne) erklärt sich bereit, die Rettungsmission zu leiten und rekrutiert schnell zwei Fahrer, die ihn begleiten sollen. Es sind Tantoo (Amber Midthunder), eine junge Frau mit nordamerikanischen indigenen Wurzeln, und Mike McCann (Neeson), der vor kurzem von seinem x-ten Job gefeuert wurde, nachdem er seinen PTBS-geplagten Bruder Gurty (Marcus Thomas) vor Schlägern beschützt hatte. 

Gurty leidet außerdem an Aphasie, einer Sprachstörung, die ihn nicht nur zu einem leichten Ziel macht, sondern auch dazu zwingt, dass Mike sich um ihn kümmert und ihn überallhin mitnimmt. Das Abenteuer beginnt mit den vier und einem weiteren Mitglied – einem etwas mysteriösen Mr. Varnay (Benjamin Walker), der sagt, er sei da, um sicherzustellen, dass Katkas Investitionen nicht umsonst waren. Das ist die Firma, der die Mine gehört. Natürlich geht alles schief, sobald die drei Lastwagen auf die Eisstraße auffahren, und wir als Zuschauer werden mit einer Reihe von erklärenden Dialogen und vorhersehbaren, teils schlechten (CGI-) Hindernissen auf dem Weg dorthin konfrontiert.

Drehbuchautor und Regisseur Jonathan Hensleigh sollte es eigentlich besser wissen. Es ist ja nicht so, dass dies sein erster Action Abenteuer ist. Der Mann hat „Stirb langsam“ geschrieben, er ist also schon seit den 90ern dabei. Und hier konzentrieren uns vor allem auf das Drehbuch, denn das ist es, was diesen Film letztlich kaputt macht – nicht die Regie, die in Sequenz und Komposition (diese Unter-Eis-Aufnahmen!) immer wieder schöne Momente hat.

THE ICE ROAD (L-R): BENJAMIN WALKER SCODELARIO-DAVIS als VARNAY, AMBER THUNDER ROSE MIDTHUNDER als TANTOO, MARCUS THOMAS als GURTY, LIAM NEESON als MIKE. CR: NETFLIX © 2021 – capelight pictures / Wild Bunch

Das Drehbuch torpediert den Film-Spaß

Nein, es ist definitiv der Text. Ob es nun der Trucker-Jargon ist, der ein Gefühl der Spannung erzeugen soll, nur um am Ende jeden zu verwirren, der nicht weiß, was es bedeutet, Methanblasen mit einem Bohrlochkopf anzugehen und zu verschließen (also 98,5 Prozent der Zuschauer).

Oder ob die Leute einfach nur den schlecht ausgedachten Namen des Unternehmens – Katka – viel zu oft erwähnen, oder ob sie einfach nur die unrealistischsten TV/Film-Wortwechsel haben, die man sich nur vorstellen kann. Die schauspielerischen Leitungen sind auch nicht gerade hilfreich – angefangen bei Neeson selbst, der so unglaublich gelangweilt aussieht, als würde er lieber etwas anderes tun. Die einzigen, die sich wirklich Mühe mit ihren Rollen geben, sind Walker, Midthunder und Thomas. Aber alle bleiben ziemlich flach, weil sie schlecht geschriebene eindimensionale Charaktere darstellen (sollen).

So verlockend die Geschichte und der Schauplatz auf dem Papier auch erscheinen mögen, „The Ice Road“ ist nur ein weiteres gutes Beispiel in einer langen Liste von Mittelmäßigkeiten, die beweisen, dass kein Konzept und kein Schauplatz die Hässlichkeit verbergen kann, die in einem schrecklichen Drehbuch verrottet.

Fazit: Das riesige eisige Nichts des Drehorts ist sicherlich ein sehenswerter Anblick, aber man sollte keinen „Mad Max“ auf Eis erwarten . The Ice Roads ist eine (Zeit-) Verschwendung von Talent und Ressourcen. Film Bewertung 4 / 10