Regie: Jaume Collet-Serra | Darsteller: Emily Blunt, Dwayne Johnson, Jesse Plemons | Laufzeit: ca.138 Minuten
Kinostart: 29. Juli 2021 | Ab 30- Juli als VIP Zugang auf Disney+ abrufbar
Inhalt: Einer alten Legende nach steht tief verborgen im Amazonas ein einzigartiger Baum mit wundersam heilenden Kräften, den kein Mensch jemals finden konnte und der einen unvorstellbaren medizinischen Fortschritt bedeuten könnte. Die abenteuerlustige Forscherin Lily Houghton (Emily Blunt) will diesem Mythos endlich auf den Grund gehen und reist mit Sack und Pack in den Dschungel.
Nicht ahnend, dass es außer der Legende auch noch einen jahrhundertealten Fluch zu brechen gilt, heuert sie den ungehobelten Kapitän Frank (Dwayne Johnson) an. Unerschrocken nimmt die Forscherin Franks fragwürdige Dienste in Anspruch, sie auf seinem klapprigen aber charmanten Boot – La Quila – flussabwärts zu schippern.
Eine halsbrecherische und epische Amazonas-Flussfahrt beginnt, auf der das ungleiche Duo unzählige Gefahren überwinden und sich übernatürlichen Kräften stellen muss, die in der trügerischen Schönheit des üppigen Regenwaldes auf sie lauern.
Film Kritik
von Ilija Glavas
And Nothing Else Matters: Wer ein Ticket für einen Disney Film kauft, erhält auch einen Disney Film
Nicht immer sind es die Neuauflagen und Remakes, die einen an der mangelnden Originalität Hollywoods verzweifeln lassen. Manchmal ist es ein, in der Theorie, origineller Film wie dieser und ein weiterer Versuch, ein Disneyland-Fahrgeschäft in ein großes Kino-Franchise zu verwandeln.
Wenn man Jaume Collet-Serras Abenteuer ansieht, wird man von dem unangenehmen Gefühl heimgesucht, dass es sich um eine durchaus unterhaltsame und spaßige Angelegenheit handelt, aber eine, die schon einmal dagewesen ist. Dank Dwayne Johnson und Emily Blunt kann das Abenteuer die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, und es ist größtenteils ein Verdienst der beiden, dass es ein kurzweiliger Film ist. Das Fahrgeschäft, das den Film inspiriert hat, ist nämlich eine etwas fade Rutschpartie vorbei an Animatronic-Tieren.
Alle zum Disney Day: Am 12. November gibt es Jungle Cruise für alle
Im Kino (oder bei Disneyplus-) befinden wir uns im Amazonasgebiet im Jahr 1916, wo Kapitän Frank (Johnson) die Wissenschaftlerin Lily (Blunt) auf die Suche nach der „el flor de la luna“ (Die Träne des Mondes), einer mythischen Blume, die alle Krankheiten heilen kann, mitnimmt. Auch ihr Bruder MacGregor (Jack Whitehall, über den man nicht viel sagen muss) ist mit von der Partie, als sie auf den Spuren des Eroberers Aguirre (Edgar Ramirez) wandeln.
Jungle Cruise trifft African Queen trifft Indiana Jones trifft Fluch der Karabik trifft Die Mumie
Wer Rachel Weisz‘ mutige Bibliothekarin in Die Mumie mochte, wird Blunts mutige Wissenschaftlerin lieben, die ebenfalls auf einer Bibliotheksleiter herum balanciert und gegen die sexistischen Gelehrten wettert, die ihr nicht die akademische Anerkennung zukommen lassen wollen, die sie verdient. Johnsons Kapitän erinnert dagegen an einen gewissen intergalaktischen Schmuggler oder an einen karibischen Piraten.
Er teilt mit beiden ein lockeres Moralempfinden, fährt ein abgewracktes Schiff, von dem er behauptet, es sei das schnellste in diesem Gebiet, und steht in der Schuld eines lokalen Kredithais (Paul Giamatti, vergeudetes Talent). Und es ist eine Schande, dass Ramirez‘ Aguirre nicht auf Werner Herzog und Klaus Kinski zurückgreift, um eine gewisse wahnsinnige Intensität zu erzeugen, denn die Rückblenden wirken eher wie eine lahme Fluch der Karibik Hommage. Jungle Cruise ist keineswegs schlecht gemacht, ausgestattet mit schönen Tier-Effekten, großen, gut inszenierten Verfolgungsjagden und vielen Mätzchen für Blunt und Johnson. Und doch wirkt der Film wie eine Kopie.
Die Actionsequenzen sind aus Jäger des verlorenen Schatzes entnommen, die Musik stammt erstaunlicherweise von Metallica (in Zusammenarbeit mit dem Komponisten James Newton Howard), und es gibt endlose Verweise auf Die Mumie und auf The African Queen, mit Humphrey Bogart und Katharine Hepburn.
Johnson und Blunt mit guter Chemie ohne viel Romantik
Der Orphan-Regisseur Collet-Serra schafft es, die Darstellung der Amazonas-Bevölkerung, angeführt von Veronica Falcóns Händlerin Sam, mit einigen Nuancen zu versehen und Jesse Plemons als deutsches Prinzenkind einen unterhaltsam und unverschämten Akzent zu verleihen. Das Drehbuch ist sogar für die eine oder andere Überraschung gut – auch wenn eine davon, die Whitehalls Figur betrifft, furchtbar schlecht durchdacht ist.
Bei einem derart großen Budget und einer so talentierten Crew sollte der Film jedoch nicht so sehr auf Blunts und Johnsons Geplänkel angewiesen sein, um die Aufmerksamkeit zu erhalten. Bei seinem vierten Ausflug in den Dschungel (nach Welcome To The Jungle, Jumanji 1+2 und Die Reise zur geheimnisvollen Insel) gibt His Rockness einen guten, weltüberdrüssigen Mann ab. Einen, der schlechte Reime von sich gibt und seine Dschungel Ausflüge als (das ist clever) Funpark Erlebnis tarnt. Dazu kommt Blunts Rechthaberei gut zur Geltung, in einer Dynamik, wie man sie von The African Queen kennt.
Die Chemie zwischen den beiden ist zwar nicht besonders romantisch, aber sie sind ein lustiges Paar, und manchmal sind sie das Einzige, was einen davon abhält, den Blick von der Leinwand abzuwenden. Den größten Vorwurf, den man hier anbringen kann, ist der, dass sich das gebotene Leinwandabenteuer zu geplant anfühlt.
Fazit: Es ist größtenteils den beiden Hauptdarstellern zu verdanken, dass der Film ansehnlich ist, denn er ist ein abgeleiteter Mischmasch aus bereits bekannten Filmen, der ihrer Leinwand Präsenz, eigentlich nicht würdig ist.
Schlussendlich ist es ein solider Disney Film, den man auf einer großen Leinwand sehen sollte. Ein Film, den man erwartet darf, wenn man eine Kinokarte löst um Abenteuer, Spaß und viele Verrücktheiten mit hoher Schlagzahl zu erleben, auch wenn ihm im letzten Akt, vor lauter Effekten, die Puste ausgeht. Wertung 6 / 10
Trackbacks/Pingbacks