Inhalt: Dune” erzählt die packende Geschichte des jungen Helden Paul Atreides, dem das Schicksal eine Rolle vorherbestimmt hat, von der er niemals zu Träumen gewagt hätte.
Um die Zukunft seiner Familie und seines gesamten Volkes zu sichern, muss Paul auf den gefährlichsten Planeten des Universums reisen. Nur auf dieser Welt existiert ein wertvoller Rohstoff, der es der Menschheit ermöglichen könnte, ihr vollständiges geistiges Potenzial auszuschöpfen.
Doch finstere Mächte wollen die Kontrolle über die kostbare Substanz an sich reißen. Es entbrennt ein erbitterter Kampf, den nur diejenigen überleben werden, die ihre eigenen Ängste besiegen.
In Dune wird viel von Träumen gesprochen. Das ist das erste Wort in Denis Villeneuves Film, gesprochen in einem dröhnenden, knochentrockenen Voice-Over, noch bevor ein einziges Produktionslogo erschienen ist. Es sind prophetische Träume von einem blauäugigen Mädchen auf dem Planeten Arrakis, die den Protagonisten Paul Atreides (Timothée Chalamet) in seine geheimnisvolle Zukunft treiben.
Villeneuve selbst hat Dune oft als sein Traumprojekt bezeichnet. Und Science-Fiction-Fans, vor allem diejenigen, die Frank Herberts faszinierenden Roman seit langem verehren und Jahrzehnte darauf gewartet haben, dass er in einer erfolgreicheren Version auf die Leinwand gebracht wird, sollten sich nicht täuschen. Es wurde viel über die Komplexität von Dune geschrieben: Ein Buch aus dem Jahr 1965, das auf jeder Seite fast undurchdringlich ist, mit einer Geschichte, die so umfangreich ist, und einer Mythologie, die so weitreichend ist, dass selbst talentierte Filmemacher daran verzweifelten.
Wie Alejandro Jodorowsky (dessen Version nie verwirklicht wurde – siehe unser SPECIAL ZU DUNE) und David Lynch (der seine eigene Version von 1984 verachtet) bei ihren Versuchen, sie Film-tauglich einzufangen, ins Straucheln kamen.
Eine Familien-Geschichte im Kontext von Kolonialisierung und Unterdrückung
Viele der Bilder und Ideen sind stattdessen in Star Wars oder Nausicaä aus dem Tal der Winde von Studio Ghibli aufgegriffen worden. Villeneuves Ansatz besteht darin, die Geschichte in zwei Hälften aufzuteilen – Dune ist eigentlich, wie auf der Titelkarte zu lesen ist, Dune: Teil Eins.
Das ist ein gewagter Schachzug – vor allem, weil der angedeutete zweite Teil noch gedreht werden muss und sein Erscheinen anscheinend vom finanziellen Erfolg des ersten Teils abhängt. Aber nach allem, was hier gezeigt wurde, ist es eine erzählerisch richtige Entscheidung. Während der zweieinhalbstündigen Laufzeit schwelgt Villeneuve in der Etablierung von Herberts Vision eines düsteren galaktischen Imperiums, in dem schwelende politische Spannungen überzukochen drohen.
Wo mystische Theologien sich mit mächtigen Institutionen und industriellen Interessen kreuzen und die Menschheit von der gewaltigen Macht der Natur gedemütigt wird. Obwohl es viel zu zeigen gibt, macht Villeneuve – der zusammen mit Jon Spaihts und Eric Roth auch das Drehbuch geschrieben hat – aus allem eine überraschend einfache Geschichte.
DUNE dreht sich hauptsächlich um das Haus Atreides – eine von mehreren Fraktionen, die im Imperium, koexistieren. Herzog Leto Atreides (Oscar Isaac) erhält vom Imperator den Auftrag, die Herrschaft über den Wüstenplaneten Arrakis (auch bekannt als Dune) zu übernehmen, auf dem die wertvollste Substanz der Galaxis, das Spice, abgebaut wird.
Doch da das brutale Haus Harkonnen seit 80 Jahren erfolgreich die Geschäfte auf Arrakis führt, ahnt Herzog Leto, dass die Ernennung seines Hauses eine Falle sein könnte. Währenddessen hat sein Sohn Paul Visionen vom Fremen-Mädchen Chani (Zendaya). Und es gibt Anzeichen dafür, dass er ein Auserwählter sein könnte, wie es die Bene Gesserit, ein Orden mystischer Frauen (zu denen auch Pauls Mutter, Lady Jessica (Rebecca Ferguson), gehört), prophezeit haben.
Das Produktionsdesign liefert den WOW – Faktor
Es ist also eine Menge Stoff, der auf die Zuschauer einprasselt. Und das, bevor man sich mit der Tatsache befasst, dass Arrakis auch von riesigen Sandwürmern bevölkert wird, die das Durchqueren der sonnenverbrannten Wüste zu einem schier unmöglichen Unterfangen machen.
Vielleicht liegt es an der Art und Weise, wie Villeneuves Film die einzelnen Parteien und Welten mit solcher Präzision einführt, oder daran, dass das Mainstream-Publikum in einer Zeit nach „Game of Thrones“ mehr denn je auf groß angelegter Erzählung vorbereitet ist. Und „Dune“ ist genau so beeindruckend, wie er zu sein droht.
Der große WOW-Effekt liegt im erstaunlichen Produktionsdesign, das jeder Welt eine eigene visuelle Identität verleiht: die kühle Farbpalette des Erdgleichen Planeten „Caladan“ des Hauses Atreides, unterscheidet sich völlig von den Gothic-style Höhlen der düsteren Harkonnen-Heimatwelt „Giedi Prime“ und ist wiederum als Weltaufbau kilometerweit weit entfernt von der Hitze und Weite von Arrakis. Villeneuve ist ein visionärer Filmemacher und überlässt seinen Bildern ebenso viel von der erzählerischen Last wie den Dialogen. Wenn der Ansatz des ersten Teils bedeutet, dass „Dune“ im Wesentlichen die Hälfte einer Geschichte erzählt, so gibt er dieser Hälfte den nötigen Raum zum Atmen.
Nach einer verträumten Eröffnungssequenz, in der Chani die antikolonialen Themen der Geschichte im Voiceover einführt („Wer werden unsere nächsten Unterdrücker sein? – fragt sie sich, während die Harkonnen-Armee Arrakis verlässt, verbringen wir eine gewisse Zeit auf Caladan. Dort wird Herzog Letos Pflichtgefühl und seinen Verdacht auf bevorstehenden Verrat zu etabliert.
Auch Pauls Angst vor seinen unheilschwangeren Träumen, seine Fähigkeiten als Kämpfer unter der Anleitung des erfahrenen Gurney Halleck (Josh Brolin) sind wichtige Themen, deren sich Villeneuve ausführlich widmet. Die Kameradschaft mit dem Schwertschwingenden Krieger Duncan Idaho (Jason Momoa)- und Lady Jessicas potenziell widersprüchliche Verantwortlichkeiten als Pauls Mutter und Mitglied des Bene Gesserit-Ordens – gehören ebenfalls zum wichtigen Aufbau und Einführung in die Welt von „Dune“ .
Hans Zimmer liefert einen beeindruckenden Klangteppich, der die visuelle Weite unterstreicht
Das Tempo ist perfekt – Villeneuve lässt uns gerade lange genug warten, damit wir, wenn sich die Handlung nach Arrakis verlagert, genauso begierig darauf sind, sich in die Wüste zu wagen wie Paul. Wenn man dann endlich am Ziel ist, setzt das übergeordnete Gefühl ein, das Dune hervorruft: ein nahezu konstantes Staunen, bei dem einem die Kinnlade herunterfällt.
Das Gefühl der Größe, das hier hervorgerufen wird, ist von Moment zu Moment immer wieder verblüffend. Kameramann Greig Fraser – der zuvor die atemberaubenden Aufnahmen der Planetenexplosionen in Rogue One: A Star Wars Story lieferte – hält die Kameraarbeit weitgehend statisch- mit langen, weiten Aufnahmen, die es einem ermöglichen, alle Details der prächtigen Kulissen zu genießen und sich in den Ausblicken von Villeneuves galaktischen Visionen zu sonnen.
In einer Einstellung heben sich die Transportschiffe, die nach Arrakis unterwegs sind, ameisenhaft von der Weite des Weltraums ab. In Bodennähe sind sie kolossal. Die visuelle Weite wird durch eine Musik von Hans Zimmer unterstrichen, die, um einen Fachausdruck zu verwenden, ein Voll-Zimmer ist – mit heulenden, klagenden menschlichen Stimmen, scheppernden Trommeln, die jeden Kinositz wie einen 4D-Sessel zum Rütteln bringen, und rätselhafte Weltraum-Bagpipes.
Intelligentes Blockbuster Kino mit starken Charakteren
Das ist Blockbuster-Filmemachen in der Art von Christopher Nolan – intelligent, treibend und wirklich groß. Aber mehr als jeder andere Nolan-Film, erinnert Dune an „Der Herr der Ringe: Die Gefährten“. Wie „Die Gefährten“ ist er lediglich der erste Teil einer Geschichte, schafft es aber, sich wie ein eigenständiges Meisterwerk anzufühlen.
Wie „Die Gefährten“ baut er eine weitläufige und komplexe Welt auf, die sich sowohl vertraut (Star Wars hat sich hier viel abgeschaut) als auch völlig neu anfühlt, und das mit einer Leichtigkeit. Und wie in „Die Gefährten“ kommt das größte Ereignis kurz nach der Hälfte des Films. Nachdem Villeneuve 90 Minuten lang Dominosteine aufgestellt hat, lässt er sie schließlich auf spektakuläre Weise ineinander krachen und die Figuren in alle Winde zerstreuen, während die letzte Stunde zu einem Überlebenskampf wird.
Unter den durchweg guten Darbietungen behauptet sich Timothée Chalamet in seiner ersten Blockbuster-Hauptrolle. In einem Film dieser Größenordnung besteht die Gefahr, dass er von der ihn umgebenen sandwurmartigen Gigantomanie verschluckt wird. Aber selbst in diesem kolossalen Spektakel strahlt das Charisma, das er in kleineren Indie-Filmen gezeigt hat, durch.
Es gibt keine Garantie für eine Fortsetzung im nächsten Jahr
Da sich Villeneuve in erster Linie auf den Ablauf der Revolution konzentriert, sind die emotionalen Fäden auf der menschlichen Ebene nicht so stark gespannt. Aber der Film nimmt sich viel Zeit, um die Familie Atreides und ihren inneren Kreis kennenzulernen. Ferguson gibt eine sehenswerte Vorstellung, als Paul vor einer „knochenbrechenden“ Prüfung steht. Und insbesondere Momoa und Brolin bringen Momente der Leichtigkeit in die typischen Abenteuerrollen des Ensembles.
Während sich Dune bereits wie eine erstaunliche Errungenschaft anfühlt, kommt man nicht um die Tatsache herum, dass es nur die Hälfte der Geschichte ist – und anders als bei „Der Herr der Ringe: Die Gefährten“, gibt es keine Garantie für eine Fortsetzung im nächsten Jahr. Fürs Erste haben wir einen weiteren Beweis dafür, dass Denis Villeneuve ein meisterhafter Filmemacher ist, vor allem im Bereich der Science-Fiction. Einmal mehr zaubert er die hypnotische, eisige Wucht von Blade Runner 2049 und die außerirdisch-visuellen Qualitäten von Arrival auf die Kinoleinwand.
Es sollte die größte Leinwand sein, die ihr in eurer Stadt finden könnt – natürlich mit dem entsprechenden Soundsystem, damit euch der Score von Hans Zimmer (wenn sich der erste Sandwurm durch die Wüste fräst) aus den Kinosaal fegen kann. Aber, um Cloud Atlas (eine weitere ehrgeizige Science-Fiction-Romanverfilmung, die vor fast einem Jahrzehnt an den Kinokassen scheiterte)– sinngemäß zu zitieren: „ein halbfertiges Buch ist schließlich eine halbfertige Liebesaffäre“.
Fazit. „Dune“ ist ein fesselndes, beeindruckendes -und vor allem, visuelles Spektakel (der ersten Hälfte) von Frank Herberts Roman, die bestehende Anhänger begeistern und Neulinge für ihre mit „Spice“ angereicherten Visionen begeistern wird. Es wäre eine Farce, wenn der zweite Teil nie (im Kino) erscheinen würde. Wertung: 10 / 10
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