Inhalt: Als Paul Matthews (Cage) anfängt, in den Träumen anderer Menschen zu erscheinen, wird er schlagartig zum Star. Doch schon bald verkommen die Träume – und Pauls Leben – zu Albträumen.
Film Kritik
Eigentlich ist Paul Matthews (Nicolas Cage) der Durchschnittstyp unter den Durchschnittstypen. Als Biologieprofessor mit Halbglatze und Bart lebt er zusammen mit seiner Familie vor sich hin – bis er zum Traummann für alle wird.
Das ist wortwörtlich so gemeint: Plötzlich fangen immer mehr Menschen an, von ihm zu träumen. Meist steht Paul in den Träumen der Leute einfach als Unbeteiligter da. Mit dem „Wie“ und „Warum“ beschäftigt sich „Dream Scenario“ nicht. Vielmehr setzt der norwegische Regisseur Kristoffer Borgli den Fokus auf den Einfluss dieses Phänomens auf Paul und seine Familie. Denn mit einem Schlag wird Paul von einem Niemand zum Star.
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Er selbst kann sich die Ereignisse nicht erklären, scheut sich aber nicht davor Interviews zu geben und offen mit der Situation umzugehen. Es dauert nicht lange und die ersten Werbedeals werden ihm angeboten. Paul selbst möchte den Ruhm dafür nutzen, endlich als Forscher anerkannt zu werden und ein Buch zu veröffentlichen.
Auch seine Frau Janet (Julianne Nicholson) bekommt die Vorteile seiner plötzlichen Berühmtheit zu spüren und erlangt nie dagewesene Chancen in ihrem Job. Seine beiden Töchter Sophie (Lily Bird) und Hannah (Jessica Clement) sehen ihn ebenfalls plötzlich mit anderen Augen und finden ihn cool. Doch der Ruhm ist nur von kurzer Dauer.
Kritik an der Cancel-Culture
Während Paul anfänglich als harmlose Gestalt in den Träumen anderer vorkommt, ändert sich das im Laufe der Zeit. Die Träume werden immer gewalttätiger und unheimlicher. Das Ganze geht sogar so weit, dass Pauls Studenten anfangen, ihn an der Universität zu meiden.
Schnell werden Begriffe wie „Traumata“ in den Raum geworfen. Eine klare Kritik an unserer heutigen Gesellschaft – insbesondere an die jüngere Generation – die, überspitzt gesagt, vor jedem YouTube-Video eine Trigger-Warnung benötigt, sobald unangenehme Themen besprochen werden.
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So dauert es auch nicht lange bis er seiner Arbeit an der Universität nicht mehr nachgehen darf. Nicht nur das: Er wird aus einem Restaurant geworfen, da andere Gäste sich in seiner Anwesenheit unwohl fühlen.
Seine Kinder werden gemobbt und entwickeln Depressionen. Sogar seine Ehefrau wird auf ihrer Arbeit aus einem Projekt geworfen. Ja, selbst die Schule seiner Töchter verbietet ihm den Einlass zu einer Aufführung der Kinder. Paul und seine Familie werden sozial ausgeschlossen.
Traumhaft inszeniert
Zwar ist „Dream Scenario“ kein Horror-Film, allerdings tobt sich Borgli in den Traum-Szenen aus und probiert sich als Horror-Regisseur. Hier würgt und schlitzt Paul die Träumenden aus ihrem Schlaf und sogar er selbst bleibt davon nicht verschont. So wird er schließlich von seinem Ebenbild mit einer Armbrust gejagt.
Hinzu kommt noch ein absurder Sex-Traum mit einer Agentur-Mitarbeiterin, die diesen in der Realität umsetzen möchte. Das geht jedoch gehörig schief und sorgt für eine Portion Situationskomik.
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Nicolas Cage spielt den verunsicherten Professor hervorragend. Seine Mimik ist ausdrucksstark und ständig schaut er bedröppelt drein. Dabei wechselt Cage zwischen humorvollem Overacting und professionellem Schauspiel präzise hin und her.
Spätestens wenn sich die öffentliche Meinung über Paul ändert, gerät er immer wieder in unangenehme Situationen. Cage wütet, trauert und verzagt, was das Zeug hält.
Eigenwillige Mediensatire wird immer abstruser
Bei einigen Influencern fragt man sich heute ja tatsächlich, warum sie denn eigentlich berühmt geworden sind. So wird auch Paul ein Star, ohne wirklich etwas dafür getan zu haben. Allerdings kann er letztendlich auch nichts dafür, dass die Träume sich plötzlich in Albträume verwandeln. Und doch fallen sowohl die Vorteile als auch die Nachteile schließlich auf ihn zurück.
Paul wirkt dabei wie ein Spielball der Öffentlichkeit und zerbricht daran. Abgesehen von den Träumen bleibt die Darstellung, die Borgli wählt, bodenständig. Hier und da sind interessante Schnitte zu sehen, die in Gesprächen zwischen Paul und anderen Personen wechseln, was die Absurdität mancher Dialoge unterstreicht.
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Spätestens als Paul nicht mehr in den Träumen der Leute erscheint und stattdessen ein Mark-Zuckerberg-Verschnitt (Nicholas Braun) ein Gerät erfindet, das allen Influencern Zugang zu den Träumen ihrer Zielgruppen gewährt, ist diese eigenwillige Mediensatire komplett.
Fazit: Die Kombination aus Nicolas Cage und Filmstudio A24 schreit bereits auf dem Papier nach Absurdität. Genau das liefert Kristofer Borgli auch mit „Dream Scenario“. Hier trifft Komödie auf Fantasy, auf Drama und sogar Horror. Gegen Ende schießt der Film etwas über die Ziellinie, aber er bleibt dennoch sehenswert.
Film Bewertung 8 / 10