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DER ZOPF - POSTER

Inhalt: Indien: Smita träumt davon, dass ihre Tochter in die Schule gehen und so dem Elend, in dem sie als „Unberührbare“ leben muss, entkommen kann. Italien: Giulia arbeitet in der Perückenwerkstatt ihres Vaters. Als dieser nach einem Unfall im Koma liegt, muss Giulia den Betrieb übernehmen und stellt dabei fest, dass das Familienunternehmen hoch verschuldet ist. Kanada: Die renommierte Anwältin Sarah soll zur Partnerin der Kanzlei befördert werden, als sie erfährt, dass sie schwer krank ist.

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Drei Leben, drei Frauen, drei Kontinente – drei Schicksale, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Obwohl Smita, Giulia und Sarah sich nie begegnet sind, sind ihre Leben auf bewegende, einzigartige Weise miteinander verwoben.

© capelightpictures

Film Kritik

Es ist ein Drama von globalem Ausmaß, das von einer Reihe miteinander verbundener Schicksalsschläge handelt, die ein Frauen-Trio in verschiedenen Teilen dieser Welt erleidet. Der Zopf verarbeitet ein scheinbar einfaches und melodramatisches Thema zu einem authentischen Werk, mit dem wir uns identifizieren können.

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Autorin und Regisseurin Laetitia Colombani verknüpft in ihrer Adaption ihres gleichnamigen Bestsellers drei Geschichten über Durchhaltevermögen und Schwierigkeiten mit viel Einfühlungsvermögen. Es gelingt dem Film nicht eine vollständig versöhnliche, zugleich aber auch ermutigende Antwort zu finden. Doch alles, was sich bis zu diesem Punkt abspielt, ist stilvoll inszeniert und gut dargestellt.

Das erzählerische Geflecht stellt die Erfahrungen dieser drei Frauen auf eine Ebene und gibt jeder der drei Darstellerinnen viel Raum sowie zahlreiche nachvollziehbare und sensible Charakterzüge. Jeder Erzählstrang hat seine eigenen Regeln und einen angemessenen „Ton“, der die jeweiligen Herausforderungen, Gefühle und Probleme widerspiegelt.

(L-R) Mia Maelzer uns Sajda Pathan in Der Zopf
Mia Maelzer uns Sajda Pathan in Der Zopf © capelightpictures

Keine der Geschichten scheint halbherzig erzählt zu sein

Der in Indien angesiedelte Teil wirkt erschreckend intensiv und gefahrvoll und hat häufig einen dokumentarischen Realitätssinn. Die italienische Geschichte hat eine romantische Atmosphäre, die eine wichtige Zwischenhandlung gut ergänzt: Giulias aufkeimende (und leider kulturell verpönte) Beziehung zu einem ortsansässigen Sikh-Mann (Avi Nash).

Der kanadische Teil zeigt die kalte, raue Seite einer Großstadt, während Sarahs Leben zu Hause in schöneren Bildern geschildert wird. Das schafft einen zusätzlichen Realitätsbezug. Kameramann Ronald Plante liefert dabei einen wunderbaren Beitrag zum stimmigen Erscheinungsbild des Films. Er nimmt sich immer wieder Zeit für lange Einstellungen, die es dem Zuschauer ermöglichen, die feinen Details der Räumlichkeiten und Schauplätze zu entdecken.

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Und Komponist Ludovico Einaudi hat eine wunderschöne, ebenso stimmige Filmmusik beigesteuert, die an allen Schauplätzen des Films funktioniert. Keine der Geschichten wirkt halbherzig erzählt, denn alle werden mit derselben Aufmerksamkeit gewürdigt.

Das Beste daran ist, dass der Film Themen anspricht, die unter sehr frauenspezifischen kulturellen und wirtschaftlichen Bedingungen stattfinden. Gleichzeitig werden die Frauen nicht abgewertet oder der Eindruck vermittelt, dass sie übergangen werden.

(L-R) Avi Nash und Fotini Peluso in Der Zopf
(L-R) Avi Nash und Fotini Peluso in Der Zopf © capelightpictures

Eine greifbare Verbindung zwischen den drei Frauen

Auf den ersten Blick scheinen einige Elemente der Geschichte wichtiger zu sein als andere. Colombani und ihre Darsteller bemühen sich aber, dass alle drei Frauen dem Publikum gleichermaßen am Herzen liegen. Sie alle werden mit Schicksalsschlägen konfrontiert und haben unter den Folgen zu leiden.

Sie sind gezwungen, schwierige, lebensverändernde Entscheidungen zum Wohle ihrer Familien zu treffen. Manchmal muss ihr persönliches Glück hinter den Bedürfnissen ihrer Liebsten zurückstehen. Sie haben auch Geheimnisse, um diejenigen, die sie eigentlich schützen wollen, nicht noch mehr zu verletzen. Obwohl sie das alles nicht an sich heranlassen wollen oder können, tragen sie eine enorme Last auf ihren Schultern.

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Auch wenn der Film letztendlich eine Verbindung zwischen den drei Frauen herstellt, sind die stärksten Momente von persönlichen Erfahrungen geprägt. Sie erzählen davon, was es bedeutet, eine Frau zu sein und dabei unter enormem Druck dieser Welt die Stirn zu bieten. Die abschließende „Verbindungslinie“, die das Gesamturteil des Films schmälert, ist nicht der einzige Schwachpunkt.

Kim Raver in Der Zopf
Kim Raver in Der Zopf © capelightpictures

Das Finale ist nicht ganz zufriedenstellend

In seiner Auflösung wirft man kulturelle, Kommerz kritische und vor allem auch moralisch-ethische Fragen auf, die im Raum stehen gelassen werden, um den Film mit einer einigermaßen erfreulichen Note zu beenden. Schließlich wurde dem Publikum bis zu diesem Punkt schon einiges abverlangt. Das hat einen bestimmten Zweck, ist aber auch irgendwie ärgerlich. Alles, was vorher passiert ist, ist dagegen solide erzählt.

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Fazit: Der Zopf verdient Applaus für seinen Anspruch, seine Tragweite und seine Ausgewogenheit. Allerdings wäre es wünschenswert gewesen, wenn man noch einen Schritt weiter gegangen wäre, um zu erkunden, was es heißt, eine Frau zu sein.

Film Bewertung 7 / 10

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