ELIO

Inhalt: Seit Jahrhunderten versucht die Menschheit auf der Suche nach Antworten das Universum zu kontaktieren – in Disneys und Pixars neuem Kinoerlebnis ELIO ruft das Universum endlich zurück! Elio ist ein begeisterter Weltraumfanatiker mit einer lebhaften Fantasie und einer noch größeren Alien-Besessenheit. Als er versehentlich zum Communiverse, einer interplanetaren Organisation von Vertretern aus allen möglichen Galaxien, hochgebeamt wird, ist Elio sofort Feuer und Flamme für das epische Unterfangen. Fälschlicherweise als Anführer von „äh… Erde“ identifiziert, muss Elio neue Bande mit exzentrischen außerirdischen Lebensformen knüpfen, eine Krise intergalaktischen Ausmaßes bewältigen und irgendwie herausfinden, wer er ist und wo er wirklich hingehört.

© Disney Deutschland

Pixar im Wandel: Zwischen Fortsetzung und Originalität

Pixar hat in den letzten Jahren einige kreative Schwankungen erlebt. Während die größten Erfolge zuletzt auf Fortsetzungen beruhten – allen voran Alles Steht Kopf 2, das Rekorde an den Kinokassen brach –, konnte der letzte Originalfilm Elemental das Publikum kaum nachhaltig begeistern. Umso erfreulicher ist es, dass mit Elio wieder ein eigenständiger Titel ins Rampenlicht tritt.

Regie führten Domee Shi (Rot), Madeline Sharafian und Adrian Molina (Coco), die gemeinsam eine emotionale, fantasievolle, aber nicht überzuckerte Entdeckungsreise schaffen. Der Film beweist, dass Pixar noch immer in der Lage ist kreative Geschichten zu erzählen – trotz zahlreicher Fortsetzungen in der Planung. Im Zentrum steht der 11-jährige Elio Solis, gespielt vom talentierten Newcomer Yonas Kibreab. Nach dem Verlust seiner Eltern lebt Elio bei seiner wohlmeinenden, aber überforderten Tante Olga (Zoe Saldaña) auf einem Luftwaffenstützpunkt. Wie viele große Kindergeschichten folgt auch Elio dem klassischen Motiv des Waisenkinds, das nach Zugehörigkeit sucht.

Pixars Angriff auf die Gefühlswelt des Publikums erscheint zunächst ein wenig schablonenhaft. Doch der Film entwickelt schnell seine eigene Dynamik, als Elio – ein eigensinniger, verträumter Junge, der verzweifelt versucht, Kontakt zu Außerirdischen aufzunehmen – tatsächlich eine Botschaft ins All schickt- und prompt vom Universum erhört wird.

ELIO
Foto von Pixar/PIXAR – © 2024 Disney/Pixar. All Rights Reserved.

Ein Außenseiter sucht seinen Platz im Universum

Schon bald wird Elio ins sogenannte Communiverse transportiert – eine interplanetarische UNO, in der Delegierte aus der ganzen Galaxie versammelt sind. Irrtümlich hält man ihn dort für den offiziellen Repräsentanten der Erde. Seine erste Aufgabe: Mit dem einschüchternden Warlord Grigon (gesprochen von Brad Garrett) verhandeln, um seine Daseinsberechtigung im Communiverse zu beweisen. Was auf dem Papier nach trockener politischer Science-Fiction klingt, entpuppt sich als knallbuntes, visuelles Feuerwerk.

Die Darstellung des Communiverse ist spektakulär: eine psychedelische, utopische Vision aus Licht, Formen und leuchtenden Farben. Besonders das kreative Design d er Aliens bietet reichlich Raum für Pixars berühmte Detailverliebtheit – von sprechenden Pflanzen bis zu Kreaturen, die sich über leuchtende Kugeln verständigen.

Ein besonderer Sympathieträger ist Glordon (Remy Edgerly), der sanftmütige Sohn des bedrohlichen Warlords. Glordon ähnelt einem flauschigen Creeper aus Mickey 17, ist aber deutlich zugänglicher. Er wird schnell zu Elios treuestem Freund und formt somit das emotionale Zentrum des Films.

Freundschaft im Weltall: Glordon als heimlicher Held

Gemeinsam teilen sie Erfahrungen über Einsamkeit, Außenseitertum und den enormen Druck, den elterliche Erwartungen mit sich bringen können. Auch wenn Glordon keine großen Kulleraugen besitzt – sein Design weicht vom typischen Pixar-Stil ab –, ist er dennoch zutiefst liebenswert und trägt viel zur emotionalen Verbundenheit des Films bei. Trotz seiner tempobehafteten Laufzeit nimmt sich Elio auch Zeit für ruhige, philosophische Momente. Besonders kreativ: Wenn Elio in den Sternenhimmel blickt und dabei Tonaufnahmen von Carl Sagan hört.

Der legendäre Astronom spricht über das menschliche Bedürfnis, zu wissen, dass wir im Universum nicht allein sind. Eine zentrale Aussage des Films, die auf berührende Weise sowohl auf kosmischer als auch auf zwischenmenschlicher Ebene greift. Diese Szenen erinnern stark an Robert Zemeckis‘ Contact – allerdings in kindgerechter, zugänglicher Form. Sie machen Elio nicht nur zu einem Abenteuerfilm, sondern auch zu einem nachdenklichen Werk über die Sehnsucht nach Verbindung.

Elio beginnt mit hohem erzählerischem Tempo, gönnt damit dem Publikum kaum Zeit kurz Luft zu holen, gewinnt aber mit weiterer Laufzeit an Charme. Die Geschichte des kleinen Jungen, der sich plötzlich inmitten interstellarer Politik wiederfindet, entwickelt sich zu einem fantasievollen Abenteuer, das ganz in der Tradition von Pixars besten Originalfilmen steht.

ELIO Schriftzug Trailer
© The Walt Disney Company Germany

Fazit: Visuell überwältigend, emotional stark

Mit viel Liebe zum Detail, beeindruckender Optik, sympathischen Figuren und einer emotionalen Kernaussage bietet Elio ein kreatives Kinoerlebnis. Es ist ein Film, der jüngere Zuschauer ebenso berühren kann wie Erwachsene – und vielleicht sogar eine neue Generation von Sternguckern dazu inspiriert, sich zu fragen, ob wir allein im Universum sind.

Film Bewertung 7 / 10